Akademik

Gumbinnen
Gumbịnnen,
 
1) russisch Gụssew, Gụsev, Stadt im Gebiet Kaliningrad (Königsberg), Russland, im ehemaligen Ostpreußen, an der Mündung der Rominte in die Pissa, 28 000 Einwohner; elektrotechnische Industrie, Trikotagenfabrik, Lebensmittelindustrie.
 
Stadtbild:
 
Die Altstädtische Pfarrkirche (1720) wurde 1810/11 in klassizistischen Formen erhöht. Die Reformierte Kirche ist ein Zentralbau von 1736-39, die Salzburger Kirche ein einfacher Saalbau von 1840 mit Emporen. Die ehemaligen Regierungsgebäude (1832-36) wurden zum Teil nach Entwürfen von K. F. Schinkel errichtet.
 
Geschichte:
 
Das nach der Mitte des 16. Jahrhunderts entstandene Kirchdorf Gumbinnen wuchs ab 1710 durch den Zuzug von schweizerischen, pfälzischen, magdeburgischen und hessischen Emigranten. 1732 ließen sich Salzburger Exulanten in Gumbinnen nieder. 1721 hatte König Friedrich Wilhelm I. die Anweisung zur Stadtrechtsverleihung erteilt; als eigentlicher Gründungstag der Altstadt gilt der 24. 5. 1724. Gumbinnen wurde in den 1720er-Jahren nach Plänen des Königsberger Architekten J. L. Schultheiß von Unfriedt (✝ 1753) neu angelegt und Sitz zahlreicher Verwaltungsbehörden, 1727 durch die Neustadt am anderen Ufer der Rominte erweitert. Im Ersten Weltkrieg fand im Raum Gumbinnen am 19./20. 8. 1914 die erste größere Schlacht an der Ostfront zwischen deutschen und russischen Truppen statt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt Gumbinnen schwere Zerstörungen.
 
 2) ehemaliges Regierungsbezirk der Provinz Ostpreußen, mit (17. 5. 1939) 9 398 km2 und 559 200 Einwohner (diese Zahlenangaben enthalten nicht das am 23. 3. 1939 besetzte Memelgebiet, das in den Regierungsbezirken Gumbinnen eingegliedert wurde); 1945 kamen 6 817 km2 unter sowjetischer und 2 581 km2 unter polnischer Verwaltung. Die Zugehörigkeit zur UdSSR (Russland) wurde durch den Deutsch-Sowjetischen Partnerschaftsvertrag (»Generalvertrag«) vom 9. 11. 1990 (in Kraft seit 5. 7. 1991), die Zugehörigkeit zu Polen durch den Deutsch-Polnischen Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 (in Kraft seit 16. 1. 1992) anerkannt.
 

Universal-Lexikon. 2012.