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Hildesheimer
Hịldesheimer,
 
Wolfgang, Schriftsteller, * Hamburg 9. 12. 1916, ✝ Poschiavo (Kanton Graubünden) 21. 8. 1991; emigrierte 1933 mit seinen Eltern; war während des Krieges britischer Informationsoffizier in Jerusalem, 1946-49 Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen; lebte seit 1957 in Graubünden. Hildesheimer veröffentlichte zunächst Kurzprosa (»Lieblose Legenden«, 1952, erweitert 1962) und einen Roman (»Paradies der falschen Vögel«, 1953), denen er dann manche Themen seiner zahlreichen Hörspiele und Bühnenstücke entnahm. Mit »Spiele, in denen es dunkel wird« (1958, Dramen) erwies sich Hildesheimer als einer der ersten deutschen Vertreter des absurden Theaters, das er in seiner 1960 gehaltenen Erlanger Rede »Über das absurde Theater« (gedruckt 1966) als ein Theater der Parabel verstanden wissen wollte. Hildesheimer war somit von der satirischen Betrachtung der Welt zur Darstellung ihrer Absurdität gelangt. Besonderen Erfolg hatten seine Romane um die Existenzproblematik, »Tynset« (1965) und »Masante« (1973). In einer Vielzahl seiner späteren Werke spielt die Musik eine fundamentale Rolle, besonders intensiv beschäftigte er sich mit W. A. Mozart. Nach mehreren Aufsätzen erschien 1977 sein großes Werk »Mozart«, eine biographische Annäherung, in der Hildesheimer versucht, durch Entmythologisierung eine neue Sicht auf den Musiker zu öffnen. Nach seinen »Mitteilungen an Max über den Stand der Dinge und anderes« (1983) trat das literarische Schaffen in den Hintergrund; seitdem entstanden v. a. Grafiken und Collagen (»In Erwartung der Nacht«, 1986). Hildesheimer erhielt u. a. 1966 den Georg-Büchner-Preis.
 
Weitere Werke: Dramen: Der Drachenthron (1955); Vergebliche Aufzeichnungen (1963); Mary Stuart (1971).
 
Hörspiele: Das Opfer Helena (1960); Unter der Erde (1962).
 
Roman: Marbot. Eine Biographie (1981).
 
Erzählungen: Der Ruf in der Wüste (1991).
 
Sonstige Prosa: Interpretationen (1969); Der ferne Bach (1985); Klage und Anklage (1989).
 
Ich werde nun schweigen. Gespräch mit Hans Hillrichs. .. (herausgegeben 1993).
 
Literatur:
 
Über W. H., hg. v. D. Rodewald (1971);
 B. Dücker: W. H. u. die dt. Lit. des Absurden (1976);
 H. Puknus: W. H. (1978);
 H. Mallad: Komik im Werk von W. H. (1994).

Universal-Lexikon. 2012.