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Kurland
Kurland,
 
lettisch Kụrzeme [-z-], historische Landschaft im Westen Lettlands, zwischen Ostsee, Rigaer Bucht und Düna; entlang der Küste eine meist sandige und bewaldete Niederung mit Mooren, Sümpfen, Strandseen und Dünen, im Innern fruchtbares Hügelland.
 
Geschichte:
 
Kurland, im Mittelalter Siedlungsgebiet der westfinn. Kuren, wurde im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden erobert und christianisiert. Es entstand eine zahlreiche deutsche Ritterschaft, sodass der Großgrundbesitz bis ins 20. Jahrhundert überwiegend deutsch war. 1561 wurde Kurland weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit, das das westlich und südlich der Düna gelegene Ordensgebiet, d. h. das eigentliche Kurland mit Goldingen und Tuckum, Semgallen mit Mitau und Selburg, nicht aber das in drei Teile zerrissene Stiftsgebiet (das Stift Pilten) des ehemaligen Bistums Kurland umfasste (dessen letzter Bischof hatte es 1559 Dänemark überlassen, von dem es Polen 1585 erwarb). Durch die Kurländischen Statuten von 1617 wurde Kurland eine Adelsrepublik mit fürstlicher Spitze. Bedeutendster Herzog von Kurland war Jakob (1642-82), der Handel und Gewerbe förderte, Kolonien auf Tobago und in Westafrika (am Gambia) gründete und während des schwedisch-polnischen Krieges Neutralität zu wahren suchte (dennoch 1658 Einmarsch der Schweden). Nach der russischen Eroberung Estlands und Livlands geriet Kurland unter russischen Einfluss, und nach dem Aussterben der von Gotthard Kettler begründeten Dynastie (1737) erhob die russische Kaiserin Anna ihren Günstling E. J. Biron zum Herzog von Kurland. Nach der 3. Polnischen Teilung (1795) fiel Kurland an Russland und war eines der drei Ostsee-Gouverneure. Das 1915-19 von deutschen Truppen besetzte Kurland wurde 1918 Bestandteil der Republik Lettland (bis 1940 Provinz). 1941-45 erneut von deutschen Truppen besetzt, war Kurland am Ende des Krieges Schauplatz schwerer Kämpfe (deutsch »Heeresgruppe Kurland«). 1940-91 im Rahmen der Lettischen SSR Territorium der Sowjetunion, gehört Kurland seitdem zum wieder unabhängigen Lettland.
 
Literatur:
 
Das Herzogtum K. 1561-1795. Verf., Wirtschaft, Gesellschaft, hg. v. E. Oberländer u. I. Misans (1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Estland und Lettland: Nationale Bewegungen im 19. Jahrhundert
 

Universal-Lexikon. 2012.