Königreich Schweden
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Schwe|den; -s:
Staat in Nordeuropa.
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I Schweden,
das Staatsvolk Schwedens, darüber hinaus an der Südküste von Finnland und auf den Ålandinseln lebend, mit kleineren Gruppen vor dem Zweiten Weltkrieg auch auf einigen estländischen Inseln.
Nach einer starken Industrialisierung und Bodenreformen im 19. Jahrhundert blieben ländliche Streusiedlungen, besonders im Seengebiet. An Flüssen gibt es zumeist »Uferreihendörfer«. Im Süden des Landes umschließen Wohn- und Wirtschaftsgebäude den rechteckigen Hofplatz. Im Gebirge trifft man Fäbodwirtschaft (Almwirtschaft). Während in Schonen und auf Öland Fachwerkbau üblich ist, herrscht sonst Holzbau vor. Einen Überblick über traditionelle Haus- und Hofformen bietet das Freilichtmuseum Skansen in Stockholm.
Tracht wird v. a. in Dalarna, West- und Nord-Värmland, Jämtland und Härjedalen noch getragen. Die Volkskunst (Holzschnitzerei, Weberei, Lederarbeiten und Silberschmuck) ist heute zum blühenden folkloristischen Gewerbe geworden. Alt sind die Bräuche um Jul, die verschiedenen Jahresfeuer, der Besuch von Quellen an bestimmten Tagen. Im Norden strukturiert das Sennereiwesen Arbeitsjahr und Festkreis. Die Volksballade und der Volkstanz sind auch heute noch ein bedeutsames Element der schwedischen Volkskultur.
Schweden,
Fläche: 449 964 km2
Einwohner: (1999) 8,89 Mio. Einwohner
Hauptstadt: Stockholm
Amtssprache: Schwedisch
Nationalfeiertag: 6. 6.
Zeitzone: MEZ
amtlich schwedisch Konungariket Sverige ['koːnʊȖariːkət 'sværjə], Monarchie in Nordeuropa, grenzt im Südwesten an das Skagerrak (Nordsee), das Kattegat (im Allgemeinen zur Ostsee gerechnet) und den Sund, im Süden und Osten an die offene Ostsee und den Bottnischen Meerbusen, im Nordosten an Finnland (586 km lange Grenze), im Westen an Norwegen (1 619 km lange Grenze). Die Gesamtfläche umfasst 449 964 km2, davon entfallen 8,7 % (39 030 km2) auf Binnengewässer (über 100 000 Seen von mindestens 1 ha Größe); (1999) 8,892 Mio. Einwohner; Hauptstadt ist Stockholm, Amtssprache Schwedisch. Währung: 1 Schwedische Krone (skr) = 100 Öre. Zeitzone: MEZ.
Staat und Recht:
Nach der am 1. 1. 1975 in Kraft getretenen Verfassung, die diejenige von 1809 ablöste, ist Schweden konstitutionelle Monarchie mit parlamentarisch-demokratischem Regierungssystem Der König als Staatsoberhaupt hat nur noch Repräsentationsaufgaben. Die Erbfolge im Mannesstamm wurde mit späterer Zustimmung des Parlaments 1978 zugunsten der Erstgeburt (Primogenitur) aufgehoben. Das Einkammerparlament, der Reichstag (Riksdag), übt die gesetzgebende Gewalt aus und kontrolliert Regierung sowie Verwaltung. Seine 349 Abgeordneten werden für drei Jahre im Verhältniswahlsystem gewählt (aktives und passives Wahlrecht mit 18 Jahren), und zwar in der Weise, dass 310 Abgeordnete in den 28 Wahlbezirken gewählt und 39 Sitze nach einem bestimmten Schlüssel auf die Parteien verteilt werden, die mindestens 4 % der Stimmen erringen konnten. Die Exekutive liegt bei der Regierung unter Vorsitz des Ministerpräsidenten, der auf Vorschlag des Präsidenten des Reichstags vom Reichstag gewählt wird. Der Regierungschef ernennt die übrigen Mitglieder des Kabinetts. Zur Kontrolle der Verwaltung gibt es die Institution des Ombudsmanns.
Parteien:
Einflussreichste Parteien sind die reformsozialistischen Sveriges Socialdemokratiska Arbetarparti (SAP; deutsch Sozialdemokratische Arbeiterpartei Schwedens, gegründet 1889), die Moderata Samlingspartiet (MS; deutsch Gemäßigte Sammlungspartei, 1969 hervorgegangen aus der Konservativen Partei, gegründet 1904), die Vänsterpartiet (VP; deutsch Linkspartei, gegründet 1917, hieß 1967-90 Vänsterpartiet Kommunisterna, VPK; deutsch Linkspartei Kommunisten), die Kristdemokratiska Samhällspartiet (KdS; deutsch Christdemokratische Partei, gegründet 1964), die Centerpartiet (CP; deutsch Zentrumspartei, 1958 hervorgegangen aus dem Bauernbund, gegründet 1922), die Folkpartiet Liberalerna (FP; deutsch Liberale Volkspartei, gegründet 1902) und die Miljöpartiet De Gröna (MG; deutsch Umweltpartei Die Grünen, gegründet 1981).
Die 1880/90 entstandenen Gewerkschaften haben eine den Parteien vergleichbare starke Position. Wichtigste Dachverbände sind der Schwedische Gewerkschaftsbund (Landsorganisationen i Sverige [LO], gegründet 1898) mit 19 autonomen Industrieverbänden (1998: 2,1 Mio. Mitglieder), der Zentralverband Schwedischer Angestellter und Beamter (Tjänstemännens Centralorganisation [TCO], gegründet 1944) mit 20 Einzelgewerkschaften (1998: 1,23 Mio. Mitglieder), der Zentralverband Schwedischer Berufsorganisationen (SACO, gegründet 1947) mit 26 Berufsverbänden (1998: 462 000 Mitglieder). TCO und SACO sind parteipolitisch neutral; die LO steht der SAP nahe. Die relativ konfliktarme Zusammenarbeit zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern wurde v. a. beeinflusst durch den »Dezemberkompromiss« von 1906 zwischen LO und dem Arbeitgeberverband Svenska Arbetsgivareföreningen (SAF), der die Koalitionsfreiheit und das Tarifrecht festlegte, und 1938 das »Saltsjöbaden-Abkommen«, das den Verzicht auf Arbeitskampfmaßnahmen und den Vorrang von Tarifverhandlungen brachte.
Das von den staatlichen Institutionen geführte »kleine Staatswappen« (Attribut Erichs IX., des Heiligen; nachweisbar seit 1364) ist das »Dreikronenwappen«; es zeigt im Schild auf blauem Grund drei goldene Kronen, über dem Schild die schwedische Königskrone. Das »große Staatswappen«, auch »Königswappen« genannt, stellt einen durch ein gelbes Kreuz gevierten Schild dar, wobei das erste und vierte Feld auf blauem Grund drei Kronen (Familienwappen der regierenden Könige), das zweite und dritte Feld auf blauweißem, schräg geteilten Grund einen goldenen Löwen (Geschlechterwappen der Folkunger Könige) aufweist. Dieses Schild ist mit einem gespaltenen Herzschild belegt, wird von der Kette des Seraphinenordens umgeben und ruht auf einem bekrönten Wappenmantel.
Nationalfeiertage:
Nationalfeiertag ist seit 1983 der 6. 6. (»Flaggentag«), zur Erinnerung an die Königskrönung Gustavs I. Wasa.
Die Verwaltungs-Gliederung Schwedens umfasst 24 Verwaltungsbezirke (Län), die durch Bezirksräte (Länsstyrelse) regiert werden; die Hälfte der Mitglieder und der Vorsitzende (der Landshövding) werden von der Zentralregierung ernannt, die andere Hälfte durch die vom Volk gewählten Provinzlandtage (Landsting). Auf unterer Ebene besteht kommunale Selbstverwaltung der rd. 285 Gemeindeverbände, die von gewählten Räten (Kommunalfullmäktige) geführt werden.
Grundlage des Rechts ist das »Reichsgesetzbuch« von 1734 (inzwischen vielfach ergänzt); das Zivilrecht ist kodifiziert im Prozessgesetz (1942), das Strafrecht im Kriminalgesetzbuch (1962, seit 1965 in Kraft). Die Justiz genießt völlige Unabhängigkeit. Die Justizverwaltung unterliegt der Aufsicht des von der Regierung ernannten Generalstaatsanwaltes (»Justitiekansler«) sowie den vom Parlament ernannten Ombudsmännern der Justiz (»Justitieombudsmän«). Der Gerichtsaufbau ist dreistufig: An der Spitze steht der Oberste Gerichtshof (»Högsta domstolen«), nachgeordnet sind sechs Appellationsgerichte (»Hovrätter«) und 97 Bezirksgerichte (»Tingsrätter«).
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee beträgt im Frieden etwa 62 500, im Kriegsfall rd. 750 000 Mann. Die Dauer des Grundwehrdienstes beläuft sich bei Heer und Marine auf 7½ -15, bei der Luftwaffe auf 8-12 Monate (je nach Truppengattung oder Verwendungszweig). Pro Jahr leisten rd. 100 000 Reservisten eine mehrwöchige Wehrübung ab. Das Heer (rd. 43 000 Soldaten) umfasst 38 Regimenter der unterschiedlichsten Truppengattungen. Sie bilden die Basis für die Kriegsgliederung, die zwei Panzer-, drei mechanisierte, sechs Infanterie- und vier Norrlandbrigaden sowie 100 selbstständige Bataillone vorsieht. Die Luftwaffe hat rd. 10 000, die Marine rd. 9 500 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 750 Kampfpanzern, 340 Kampfflugzeugen, 12 U-Booten und 65 Kleinen Kampfschiffen. - Etwa 8 % der Staatsausgaben werden für die Verteidigung verwendet. Das Land unterzeichnete 1994 die »Partnerschaft für den Frieden« der NATO und hat seit 1995 Beobachterstatus bei der Westeuropäischen Union. Auf der Grundlage des Verteidigungsplanes 1997 wurde ein weiterer Abbau von Einheiten und Verbänden (eingeleitet schon 1992) auf insgesamt 13 Brigaden sowie die umfassende Modernisierung von Waffen u. a. Wehrmaterial bis Ende 2001 beschlossen.
Landesnatur und Bevölkerung:
Schweden liegt im Osten der Skandinavischen Halbinsel (Skandinavien); der großen Nord-Süderstreckung von 1 574 km steht eine größte Breite von 499 km gegenüber. Der Westküste nördlich von Göteborg und der Ostküste nördlich von Kalmar sind zahlreiche Schären vorgelagert (Schärenküste). In der Ostsee liegen die großen Inseln Gotland (3 001 km2) und Öland (1 344 km2). Die (noch gebräuchliche) historische Dreiteilung in Götaland, Svealand, Norrland (von Süden nach Norden) deckt sich nicht ganz mit der geographischen Gliederung in Süd-, Mittel- und Nordschweden.
Schweden hat Anteil an der Abdachung der Skanden (Kebnekajse 2 111 m über dem Meeresspiegel, Sarek 2 090 m über dem Meeresspiegel). Die Skanden fallen nach Osten, wo ihre altpaläozoischen, von zahlreichen Intrusionen durchsetzten Gesteinsmassen im Mittelpaläozoikum schuppenförmig auf den Sockel des Baltischen Schildes aufgeschoben worden sind, in einer oft mehrere hundert Meter hohen Stufe ab; von dort dacht sich das Land in kleineren Stufen (Piedmonttreppen) nach Südosten gegen die Ostsee ab. In die präkambrischen, stark metamorphosierten Gesteinsmassen des Baltischen Schildes (Gneise, Granite, Phyllite, Amphibolite, Sparagmite) sind wertvolle Erzlager eingebettet. Reste von Sedimenten aus dem Kambrium, Ordovizium und Silur haben sich in tektonischen Senken (Mittelschwedische Senke, Jämtland) erhalten und bauen die Inseln Öland und Gotland auf. Das südschwedische Hügelland (Süd-Schonen) wird von mesozoischen Sedimenten (mit Kreideschichten und kleinen Kohlevorkommen) aufgebaut, die von pleistozänen Moränen überlagert werden.
Im Pleistozän war ganz Schweden von Eis bedeckt. Es bildeten sich weiträumige Grundmoränenflächen; während der Stillstandsphase des Finiglazials wurde die mittelschwedische Endmoräne abgelagert, die sich im Salpausselkä Finnlands fortsetzt. Im frühen Postglazial drang das Meer in weite Teile Schwedens vor. In der Mittelschwedischen Senke wurden fruchtbare marine Tone abgelagert. Es entstanden die weit in das Land eingreifenden Meeresarme (Fjärd). Wichtigstes postglaziales Moment in der Reliefgestaltung ist die Landhebung (heute an der Küste von Norrbotten noch 9 mm jährlich). - Die größten Seen liegen in der Mittelschwedischen Senke: Vänersee (5 585 km2), Vättersee (1 912 km2), Mälarsee (1 140 km2), Hjälmarsee (484 km2).
Infolge der großen Nord-Süderstreckung von der mitteleuropäischen Westwindzone bis in die polare Klimaregion zeigt das Klima starke Unterschiede. Insgesamt ist es wärmer, als nach der Breitenlage zu erwarten wäre. Durch den Gebirgswall liegt Nordschweden im Lee der nordatlantischen Westwinddrift und im Einflussbereich der Hochdruckzonen über Innerrussland und hat daher ausgesprochen kontinentales Klima; der warme, trockene Sommer ermöglicht noch am Polarkreis Temperaturen von 30 ºC. Die langen, schneereichen Winter weisen absolute Minima von —40 ºC im Norden, zwischen —20 ºC und —30 ºC im Süden auf. Der Bottnische Meerbusen ist bis über fünf Monate vereist. Eisfreie Häfen gibt es nur im Süden und W. Die Niederschlagsmengen nehmen im Allgemeinen von Osten nach Westen zu; in Südschweden von etwa 500 mm (Ostsee) bis über 1 000 mm (Kattegat), sonst von rd. 500 mm (Ostsee) bis über 2 000 mm (Skanden). 15 % der Landesfläche liegen nördlich des Polarkreises (Mitternachtssonne; zwei Monate winterlicher Dunkelheit).
Süd-Schonen und die Westküste gehören zur mitteleuropäischen Laubwaldregion mit Buchen und Eichen. Die Nadelwälder des südschwedischen Berglandes sind zum Teil als Ausläufer des nordeuropäischen borealen Nadelwaldes zu betrachten. Nördlich der Mittelschwedischen Senke, die noch Standort von Eiche, Ahorn, Esche, Linde u. a. Laubbäumen ist, erstreckt sich der boreale Waldgürtel (mit Fichte, Kiefer, Birke). Weite Flächen, v. a. im Norden, sind von Hochmooren bedeckt.
Die Einwohnerzahl Schwedens wuchs von (1900) 5,14 Mio. über (1950) 7,04 Mio. auf (1999) 8,89 Mio. an. Die Geburtenziffer beträgt (1997) 10,2 je 1 000 Einwohner, während die Sterbeziffer bei 10,5 je 1 000 Einwohner liegt. Bis zum Zweiten Weltkrieg bestand die Bevölkerung im Wesentlichen nur aus den eigentlichen Schweden sowie den hauptsächlich in Nordschweden lebenden Samen (Lappen) und Finnen (1930: 33 900 Finnen und 6 500 Samen); heute wird die Zahl der Samen auf etwa 15 000 geschätzt. - Lebten am 1. 1. 1946 58 600 Ausländer in Schweden, so waren es 1953 bereits 109 900 und 1995 438 700: 85 300 (19,4 %) Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien (darunter 45 500 Bosnier), 76 900 (17,5 %) Finnen, 26 300 (6 %) Iraner, 23 900 (5,4 %) Norweger, 19 000 (5,0 %) Dänen, 18 600 (4,2%) Iraker und 14 700 (3,4 %) Türken. Die Zahl der Einwanderer belief sich 1994 auf 27 200 Personen (1993: 62 600; 1992: 90 200). Auch die Zahl der Auswanderer hat sich verringert, nämlich von 38 800 (1992) auf 18 600 (1994). - Während um 1880 noch rd. 90 % der Bevölkerung im ländlichen Raum lebten, hat sich diese Zahl bis zu Beginn der 1990er-Jahre umgekehrt: Der Verstädterungsgrad lag 1998 bei 83 %. Der größte Teil der Bevölkerung lebt in Süd- und Mittelschweden (südlich des Breitengrades von Gävle). Die mittlere Einwohnerdichte Schwedens beträgt (1999) 20 Einwohner/km2, wobei der Verwaltungsbezirk Stockholm mit 19,5 % der Einwohner auf eine Dichte von 266 Einwohner/km2 (1995) kommt. Dagegen erreichen die Verwaltungsbezirke Jämtland, Västerbotten und Norrbotten mit rd. 50 % der gesamten Landfläche nur Einwohnerdichten von 2,3, 5 beziehungsweise 3 (1995).
Die evangelisch-lutherische »Kirche von Schweden« (»Svenska Kyrkan«) wurde mit der Einführung der Reformation 1527 Staatskirche und bestand als solche bis 1999. Die Religionsfreiheit wurde 1951 gesetzlich verankert. Seither hat jeder Staatsbürger das Recht, aus der lutherischen Kirche auszutreten, der als Staatskirche bis zur Aufhebung der amtlichen Erfassungspraxis 1995 (Beschluss von Regierung und Kirchensynode) alle Staatsbürger »per Geburt« zugerechnet wurden. Der König gehört, der Tradition des schwedischen Königshauses folgend, der evangelisch-lutherischen »Svenska Kyrkan« an; bis 1999 auch staatskirchenrechtlich dazu verpflichtet, heute allein »freiwillig« als Mitglied der traditionellen Volkskirche Schwedens. Diese umfasst dreizehn Diözesen; der Erzbischof von Uppsala ist Primus inter Pares (der anderen Bischöfe). Die kirchliche Gesetzgebungskompetenz liegt seit 2000 ausschließlich bei der Kirchensynode (bis dahin beim Reichstag). Wahl und Ernennung der Bischöfe erfolgen seither ausschließlich durch die Diözesen (bis dahin Ernennung der Bischöfe aufgrund von Dreierwahlvorschlägen der Diözesen). - Der lutherischen Kirche gehören rd. 86 % der Bevölkerung an, der katholischen Kirche (exemtes Bistum Stockholm) rd. 1,8 %, evangelische Freikirchen rd. 3,4 % (besonders Pfingstler, »Schwedische Missionsbundkirche« [»Svenska Missionsförbundet«], Baptisten, Heilsarmee), orthodoxe Kirchen rd. 1 %. - Nichtchristliche religiöse Minderheiten bilden die Muslime, Juden und Bahais. Die muslimische Gemeinschaft (rd. 100 000) umfasst überwiegend Bosniaken, Albaner, Iraner und Türken. Von den etwa 15 000-17 000 Juden gehören rd. 8 500 einer jüdischen Gemeinde an, davon rd. 5 000 der Gemeinde Stockholm (gegründet 1775).
Es besteht allgemeine Schulpflicht vom 7. bis 16. Lebensjahr bei unentgeltlichem Unterricht, kostenloser Schulspeisung und Lehrmittelfreiheit; Vorschuleinrichtungen erhalten staatliche Zuschüsse. Die neunjährige Pflichtschule ist in drei Stufen zu je drei Jahren untergliedert. In der Unter- und Mittelstufe absolvieren alle Schüler die gleichen Fächer; ab viertem Schuljahr ist Englisch Pflichtfach. In der Oberstufe bestehen Wahlmöglichkeiten, wobei als Wahlpflichtfach eine zweite Fremdsprache (meist Deutsch oder Französisch) angeboten wird. Die Absolvierung einer dreijährigen Gymnasialstufe ist Voraussetzung für ein Universitäts-Studium. Die traditionsreiche Erwachsenenbildung ist integraler Bestandteil des Bildungswesens. In der Abendgymnasialschule werden viele Studienzüge angeboten. Studienzirkel, ursprünglich eine Arbeitsform (Gruppenarbeit) der Bildungsorganisationen, erhalten staatliche Zuschüsse. Es bestehen 13 Universitäten, u. a. in Göteborg (gegründet 1954), Lund (gegründet 1666), Stockholm (seit 1960) und Uppsala (gegründet 1477).
Als erstes Land führte Schweden 1766 per Gesetz die Pressefreiheit ein. Seit 1949 ist das Pressegesetz Teil der Verfassung; 1969 wurde das Amt eines Presse-Ombudsmanns geschaffen. Um Neugründungen zu ermöglichen und die Pressekonzentration einzudämmen, wird das Zeitungswesen seit 1969 vom Parlament subventioniert. Den Markt beherrschen das Unternehmen Bonnier mit der Boulevardzeitung »Expressen« (gegründet 1945, 372 400), dem »Dagens Nyheter« (gegründet 1864, Auflage 361 300), dem »Sydsvenska Dagbladet« (gegründet 1848, 124 500) und der Wirtschaftszeitung »Dagens Industri« (95 000), der norwegische Konzern Schibsted mit der Boulevardzeitung »Aftonbladet« (gegründet 1830, rd. 380 000) und dem »Svenska Dagbladet« (gegründet 1884, rd. 200 000), die zum Kinnevik-Konzern gehörende Modern Times Group (MTG) mit der Gratiszeitung »Metro« (alle Stockholm) sowie das Medienunternehmen GP mit »Göteborgs-Posten« (gegründet 1858, 263 000). - Nachrichtenagenturen: »Tidningarnas Telegrambyrå AB« (Abkürzung TT, gegründet 1921; genossenschatliches Unternehmen im Besitz der Presseverlage), »Svensk-Internationella Pressbyrån« (SIP, gegründet 1927) und »Svenska Nyhetsbyrån«. - Die Organisation des Rundfunks wurde zum 1. 1. 1993 neu geregelt: Drei unabhängige Gesellschaften (»Sveriges Radio AB«, »Sveriges Television AB« und »Sveriges Utbildungsradio AB«) werden in Form einer Stiftung geführt und gesetzlich kontrolliert. Der gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Hörfunk »Sveriges Radio« (SR) strahlt drei werbefreie nationale Programme mit den Schwerpunkten Talk, klassischer Musik und Jugend aus sowie einen vierten Kanal, der sich in 26 lokale Programme aufteilt, ferner den Auslandssender »Radio Sweden International« und seit 1998 ein digital (über DAB) verbreitetes finnischsprachiges Programm. 1993 wurde Privatfunk eingeführt; es gibt etwa 80 private lokale Hörfunksender. »Sveriges Television« strahlt zwei landesweite werbefreie Fernsehprogramme aus, »SVT 1« und »SVT 2« (seit 1999 auch digital) sowie seit Ende 1997 das digitale Satelliten-Auslandsprogramm »SVT Europe«. 1999 kamen sechs neue digitale Kanäle hinzu, darunter der Nachrichtenkanal »SVT 24« und fünf regionale Programme. Seit 1987 kann darüber hinaus über Kabel und Satellit Privatfernsehen empfangen werden, beginnend mit »TV 3«. Es folgte 1991 »TV 4« als erster terrestrischer kommerzieller Sender, 1992 der Jugendkanal »Z-TV«, 1994 die Unterhaltungssender »Channel 5« und »TV 6« sowie 1999 der Finanz- und Nachrichtenkanal »TV 8«. Seit 1999 strahlen alle Privatsender auch digital über Satellit ab. Zur Kinnevik-Tochtergesellschaft MTG gehören die Fernsehsender »TV 3«, »TV 6«, »TV 8« und »Z-TV«. Des Weiteren bietet MTG über Viasat rd. 20 digitale Programme verschlüsselt an (Pay-TV). Ein zweiter Anbieter digitalen Fernsehens vorwiegend ausländischer Kanäle (32 verschlüsselte Fernseh- und 20 Musikkanäle sowie einige unverschlüsselte Programme) ist Canal Digital, eine 100%ige Tochtergesellschaft der französischen Canal plus S. A.
Wirtschaft und Verkehr:
Mit einem Bruttosozialprodukt (BSP) je Einwohner von (1995) 23 750 US-$ zählt Schweden zu den Ländern mit dem höchsten materiellen Wohlstand. Damit liegt Schweden auf dem elften Platz aller europäischen Länder. Anfang 1990 begann eine Rezession in Schweden, und zwar die schwerste seit den 1930er-Jahren, die erst 1994 mit einem Wachstum des BSP von 2,2 % beendet wurde. Dieser Einbruch führte 1991 zur Ablösung der mit kurzer Unterbrechung seit fast 60 Jahren regierenden Sozialdemokraten durch die Koalitionsregierung unter C. Bildt. Der Regierungswechsel ist national wie auch international als eine Absage an das schwedische Modell eines Wohlfahrtsstaates interpretiert worden.
Das schwedische Modell ist gekennzeichnet durch die Verknüpfung eines prinzipiell marktwirtschaftlichen Systems mit im Vergleich zu anderen westlichen Industrieländern überdurchschnittlich starken Eingriffen des Staates in den Wirtschaftsablauf. Nach der Verfassung sind oberste Ziele staatliche Tätigkeit, die persönliche, finanzielle und kulturelle Wohlfahrt des Einzelnen zu fördern, hierzu besonders das Recht auf Arbeit, Wohnung und Ausbildung zu sichern sowie für soziale Fürsorge und Sicherheit und eine gute Lebensumwelt einzutreten. Die Bürger sollen materiell gleichgestellt sein. Der Verwirklichung dieser Ziele dienen u. a. ein umfassendes System sozialer Sicherheit (Sozialversicherungen, soziale Infrastruktur), eine Wirtschaftspolitik, die sich an Mitbestimmung, Investitionslenkung und Vollbeschäftigung orientiert, und eine Besteuerung, die schon relativ niedrige Einkommen mit hohen Steuersätzen belastet. Zwar konnten ein hohes Pro-Kopf-Einkommen und ein hoher Standard an öffentlichen Leistungen bei niedriger Arbeitslosigkeit erreicht werden (Arbeitslosenquote 1980-90 durchschnittlich 2,4 % jährlich), doch wurden aufgrund der hohen Steuer- und Abgabenbelastung die Grenzen des Wohlfahrtsstaats erreicht. Schweden hatte gemessen am BIP mit (1989) 55,3 % die höchste Steuer-, mit 61,9 % die höchste Abgaben- und mit 57,2 % die höchste Ausgabenquote unter den OECD-Staaten. Offensichtlich hatten sich durch die hohe Abgabenbelastung die fundamentalen Wachstumsbedingungen so nachhaltig verschlechtert, dass der Beginn der 90er-Jahre durch Schrumpfungstendenzen bei hoher Inflation geprägt war (Inflationsrate 1980-90: 7,6 % jährlicher Durchschnitt; 1990: 10,4 %, 1991: 9,7 %, 1992: 2,4 %, 1993: 4,3 %, 1994: 2,2 %). Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit von 1,5 % (1990) auf 8,6 % (1997) gestiegen. Die Schulden des öffentlichen Sektors betragen (1994) 85 % des BIP nach 45 % 1990, was zum Teil auf die Senkung der hohen Abgabenquote (1994: 49,8 % des BIP) zurückzuführen ist. Die gesamte Staatsquote (Anteil des öffentlichen Sektors an der Verwendung des BIP) konnte 1994 auf 70,6 % (1993: 74,3 %) gesenkt werden.
Schweden hat einen relativ kleinen, aber hoch technisierten Agrarsektor. In Land-, Forstwirtschaft und Fischerei erwirtschaften (1994) 3,4 % der Erwerbstätigen 2,2 % des BIP. Obwohl (1992) nur 7,5 % der Landfläche landwirtschaftlich genutzt werden (2,8 Mio. ha Ackerland, 555 000 ha Dauergrünland), können mit dieser Fläche rd. vier Fünftel des Nahrungsmittelbedarfs der Bevölkerung gedeckt werden. Dieser Grad der Selbstversorgung soll gehalten werden. In einigen Bereichen, so bei Getreide, Fleisch und Milch, werden aufgrund erfolgreicher Rationalisierungsbemühungen seit längerer Zeit sogar deutliche Überschüsse erzielt. Die Schwerpunkte der agrarischen Nutzung liegen in Schonen, Halland und in der Mittelschwedischen Senke, in Nordschweden gibt es nur in den Flusstälern zusammenhängende Landwirtschaftsflächen. Angebaut werden v. a. Gerste (1991: 1,9 Mio. t), Weizen (1,4 Mio. t), Hafer (1,4 Mio. t) und Kartoffeln (1,0 Mio. t); an Vieh werden v. a. Schweine (1992: 2,3 Mio.) und Rinder (1992: 1,7 Mio.) gehalten.
Die Forstwirtschaft zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Der Anteil Schwedens an der Weltproduktion von Zellstoff beträgt (1992) rd. 6 %. Wälder bedecken ein Gebiet von (1992) 28,0 Mio. ha (62 % der Landfläche). Schweden ist damit eines der waldreichsten Länder Europas. Der durchschnittliche jährliche Holzeinschlag liegt bei etwa 52 Mio. m3; davon ist rd. die Hälfte für die Papierindustrie bestimmt. Die forstpolitischen Aktivitäten wurden in den 80er-Jahren deutlich intensiviert: Verschiedene Gesetze schränken die Waldbewirtschaftung ein, schützen somit den Bestand des Waldes und erhalten die Grundlage der schwedischen Holzwirtschaft.
Fischerei wird v. a. an der Westküste betrieben (Fangmenge 1993: 344 800 t). Die Fischwirtschaft hat in Schweden eine geringere Bedeutung als in den norden Nachbarstaaten.
Der Bergbau hat in Schweden aufgrund der reichlich vorhandenen Bodenschätze eine lange Tradition. Die wichtigsten Eisenerzvorkommen liegen in Bergslagen und im äußersten Norden (Abbauorte: v. a. Kiruna, Gällivare). Das nordschwedische Eisenerz wird größtenteils exportiert, v. a. über den norwegischen Hafen Narvik, der Rest über Luleå. Im Skelleftefeld wird v. a. Kupfer- und Bleierz gefördert, in Falun heute Pyrit (Schwefelkies). Darüber hinaus verfügt Schweden über große Vorräte an Alaunschiefer, die Vanadium und Uran enthalten, und in Västergötland über die größten bislang nachgewiesenen Uranerzvorkommen Europas. Gefördert werden neben (1992) 19,3 Mio. t Eisenerz 169 800 t Zink-, 106 200 t Blei-, 88 600 t Kupfer-, 17 800 t Pyrit- und 290 t Silbererz.
Schweden verfügt über keine nennenswerten Erdöl- und Kohlevorkommen. Trotzdem hat Erdöl einen Anteil von (1993) 42,2 % an der Primärenergieversorgung. Größter Exporteur von Erdöl nach Schweden ist Norwegen mit 38 %, gefolgt von den OPEC-Staaten (34 %). Weitere Energieträger sind Biomasse (Wälder, Holzabfälle, Torf u. a.) mit 17,3 %, Wasserkraft (16,9 %) und Kernkraft (14,1 %). Die Stromerzeugung von 145,5 TWh wird (1993) zu 51,4 % aus Wasserkraft und zu 42,4 % aus Kernkraft gedeckt. Schweden verfügt mit 12 Kernkraftwerken und einer 9 970-MW-Leistung über eines der dichtesten Kernkraftnetze der Erde. Aus der Kombination von Kernenergie und Wasserkraft ergeben sich günstige Strompreise, die für die energieintensive Industriestruktur (Papier-, Zellulose- und Schwerindustrie) einen Standortvorteil bilden. Der Beschluss von 1980, bis 2010 alle Kernkraftwerke stillzulegen, wurde von der derzeitigen Minderheitsregierung unter dem Eindruck des wirtschaftlichen Einbruchs Anfang der 1990er-Jahre dahingehend modifiziert, erst auszusteigen, wenn der Umstieg auf alternative Energiequellen kostengünstig durchführbar ist. Bislang wurde kein Kernkraftwerk abgeschaltet. Regenerative Energie (v. a. Biomasse, Wind- und Sonnenkraft) werden staatlich gefördert.
Im industriellen Sektor (einschließlich Bergbau, Energie- und Bauwirtschaft) erwirtschaften (1994) 25,5 % der Erwerbstätigen 30,6 % des BIP. Sehr viel später als in anderen europäischen Industriestaaten vollzog sich die Industrialisierung des Landes, die sich auf die Erzvorkommen, die Wasserkraft und die riesigen Wälder gründete und zunächst auf die Herstellung von Halbfabrikaten ausgerichtet war. Daraus entwickelte sich eine hoch spezialisierte und vielseitige Eisen- und Stahl-, Maschinen- und Fahrzeugbau- sowie Holz- und Papierindustrie. Eisen- und Stahlwerke finden sich v. a. in Mittelschweden sowie in Luleå. Wichtige Zweige der Metallverarbeitung (1991: 49,3 % der Industriebeschäftigten) sind der Fahrzeugbau (Lokomotiven in Trollhättan, Kraftfahrzeuge in Göteborg, Södertälje, Kalmar und Trollhättan, Flugzeuge in Linköping), der Schiffbau sowie die elektrotechnische und elektronische Industrie (v. a. in Stockholm, Västerås). Die Holzindustrie (8,6 %) und die Papierindustrie (12,4 %) haben ihre Schwerpunkte besonders in Småland, am Vänersee, um Sundsvall und entlang der norrländischen Küste, die Nahrungs- und Genussmittelindustrie (9,7 %) in Stockholm, Göteborg und Malmö, die Textil- und Bekleidungsindustrie (3,9 %) in Borås und Stockholm. Ein schnelles Wachstum weist die chemische Industrie (8,0 %) auf. Tradition hat die schwedische Glasindustrie.
Der Dienstleistungssektor ist mit einem Anteil an den Beschäftigten von (1994) 70,7 % und am BIP von 68,2 % der weitaus größte Sektor der Volkswirtschaft. Gemessen am BIP sind die wichtigsten Einzelbereiche der öffentliche Dienst (22,5 %), Banken und Versicherungen (21,9 %), Handel und Gastronomie (10,3 %) sowie Verkehr und Nachrichtenübermittlung (6,7 %). Der hohe Anteil des öffentlichen Dienstes an der Beschäftigung (1994: 40,4 %) erklärt sich v. a. aus umfangreichen Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdiensten der Kommunen.
Der Fremdenverkehr, v. a. an der Westküste, auf Gotland und Öland, an den mittelschwedischen Seen und in den Wintersportgebieten (Härjedalen, Jämtland, Lappland), ist ein wachsender Wirtschaftszweig.
Die schwedische Handelsbilanz weist einen Überschuss von (1994) 68,6 Mrd. skr (1992: 34,7 Mrd. skr) aus. Der Export stieg 1994 gegenüber dem Vorjahr mengenmäßig um 16,9 % und wertmäßig um 21 %. Hauptausfuhrprodukte sind Kraftfahrzeuge, Papiererzeugnisse, chemische Erzeugnisse sowie Eisen und Stahl. Wichtigster Handelspartner ist Deutschland. Die regionale Struktur des schwedischen Außenhandels verdeutlicht, dass Schweden bereits in das arbeitsteilige Wirtschaftsgefüge der EU integriert ist; 55 % der Einfuhren und 53 % der Lieferungen entfallen (1994) auf die anderen EU-Länder. Der rasch an Bedeutung gewinnende Handel mit Ostasien ist für 10 % der Ex- und für 11 % der Importe zuständig. - Trotz des hohen Handelsbilanzüberschusses ergaben sich viele Jahre zum Teil kräftige Leistungsbilanzdefizite, die u. a. auf den hohen Kapitalabfluss zurückzuführen sind. Allerdings hat die Leistungsbilanz 1994 wieder mit einem positiven Saldo (0,4 % des BIP) abgeschlossen.
Verkehr:
Schweden hat ein gut ausgebautes Verkehrsnetz. Das Schienennetz ist (1994) 10 798 km lang und zu 67 % elektrifiziert. Seit Ende der 80er-Jahre werden zwischen Stockholm und Göteborg Hochgeschwindigkeitszüge eingesetzt. Geplant ist der weitere Ausbau des Hochgeschwindigkeitsnetzes zwischen Stockholm und Malmö, Stockholm und Sundsvall sowie zwischen Göteborg und Malmö. 2000 wurde eine feste Verbindung über den Öresund und damit erstmalig eine feste Verbindung für den Straßen- und Eisenbahnverkehr zwischen Dänemark und Schweden hergestellt. Wichtig für den Eisenerztransport ist die Lapplandbahn. Um die Straßen (Länge des Straßennetzes 1993: 208 858 km) im Winter passierbar zu halten, sind erheblichen Aufwendungen nötig. Knapp 35 % der Straßen sind öffentlich unterstützte Privatstraßen. Die Insel Öland ist durch eine der längsten Straßenbrücken Europas (über den Kalmarsund) mit dem Festland verbunden. Traditionell hat der Fährverkehr eine große Bedeutung (vier Eisenbahn- und mehr als 40 Autofährlinien). Die Motorisierungsquote erreicht mit (1994) 409 Pkw je 1 000 Einwohner einen hohen Wert (Deutschland 488, Frankreich 430, Großbritannien 373).
Die Handelsflotte gilt weltweit als eine der modernsten. Da ein Großteil der Flotte ausgeflaggt ist, erscheint Schweden nicht in der Rangliste der führenden Schifffahrtsnationen; 1992 wurden insgesamt 436 Handelsschiffe mit einer Gesamttonnage von 3 Mio. BRT und 91 Tanker mit 1 Mio. BRT gezählt. Wichtigste Seehäfen sind Helsingborg, Göteborg, Stockholm, Malmö und Trelleborg. Wichtigster Binnenhafen ist Karlstad. Der Binnenschifffahrt stehen 640 km inländische Wasserwege zur Verfügung. Auf weiteren 4 000 km Wasserwegen werden noch Holztransporte durchgeführt. Der heute v. a. dem Tourismus dienende Götakanal verbindet die West- mit der Ostküste.
Schweden besitzt ein leistungsfähiges Netz von Flughäfen. Wichtigste internationale Flughäfen sind Arlanda (Stockholm), Landvetter (Göteborg) und Sturup (Malmö). Neben der SAS - Scandinavian Airlines System gibt es noch sechs kleinere Luftverkehrsgesellschaften (z. B. Linjeflyg AB, Transwede Airways).
Zur Vorgeschichte Nordeuropa.
Von der Wikingerzeit bis zum Ende der Kalmarer Union
Schweden war im Altertum Siedlungsgebiet germanischer Stämme. Die schon früh unter dem Stammeskönigtum der Ynglinge geeinten Svear, deren älteste Sitze am Mälarsee lagen (Kult- und Herrscherstätten Altuppsala und Vendel), unterwarfen zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert die Gauten (Göten) in Götaland. König Erich VII. Segersäll (»der Siegreiche«) beherrschte in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts auch Teile Dänemarks. Vom 9. bis 11. Jahrhundert unternahmen schwedische Kriegerkaufleute (Waräger) Raub- und Handelszüge, v. a. von der Ostseeküste über die Stromgebiete von Wolga und Dnjepr bis nach Byzanz; einige von ihnen errichteten schon in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts lokale Herrschaften besonders über Nowgorod und Kiew und waren maßgeblich an der Herausbildung des Kiewer Reiches beteiligt (Rurikiden). Die schwedische Wikinger kontrollierten wichtige Bereiche des nordeuropäischen Fernhandels (Zentren: Birka, Haithabu). Um 830 missionierte Ansgar in Birka. König Olaf III. Skötkonung (deutsch »Schoßkönig«; etwa 995-1022) ließ sich taufen, doch schritt die Christianisierung nur langsam voran und fand erst mit der Errichtung des Erzbistums Uppsala (1164) ihren Abschluss.
Die Reichsverfassung wurde von der Rechtsautonomie der verschiedenen Landesteile (»Landschaften«) mit autonomer Thingorganisation und einer eigenen Rechtstradition (»Landschaftsrechte«) geprägt. Da Schweden ein Wahlkönigreich war, musste sich der König in einem Umritt durch das Land von den einzelnen Landschaftsthingen bestätigen lassen (»Eriksgata«). Er blieb deshalb auf die Landschaftsaristokratie angewiesen, die sich im Zuge der reichsumfassenden Bestrebungen des Königtums zu einem privilegierten Reichsadel entwickelte. Der erste gekrönte König war Erik Knutsson (Krönung 1210). Seit Anfang 13. Jahrhundert stützten sich die Könige auf die Jarle. Das Amt des Jarls und des Königs vereinigte praktisch Birger Jarl, Begründer der Dynastie der Folkunger, in seiner Person, indem er für seinen 1250 zum König gewählten Sohn Waldemar bis 1266 die Regierungsgeschäfte führte. Birger Jarl setzte die Eroberung und Christianisierung Finnlands fort, wohin der Legende zufolge bereits Erich IX., der Heilige, um 1155 einen Kreuzzug geführt hatte. Unter der Herrschaft Birger Jarls erhielten die Hansestädte, v. a. Lübeck und Hamburg, Handelsprivilegien; deutsche Kaufleute beherrschten bald den Handel und beeinflussten das schwedische Städtewesen. Die Folkunger strebten nach königlicher Zentralmacht und fanden Unterstützung von der Kirche. Die Landschaftsautonomie wurde durch zahlreiche königliche Gesetzgebungsakte (z. B. Landfriedensgesetze) allmählich aufgelöst. Ende 13. Jahrhundert waren die wichtigsten Reichsämter und Reichsinstitutionen ausgebildet: der Drost als Stellvertreter des Königs, der Marschall als militärischer Oberbefehlshaber neben dem König und der Kanzler als Vorsteher der königlichen Kanzlei und Verwaltung. Der vom König eingerichtete Reichsrat verstand sich eher als Standesvertretung des schwedischen Adels. Birgers zweiter Sohn Magnus Birgersson Ladulås (* 1240, ✝ 1290), der seinem Bruder Waldemar 1275 als König folgte, löste die Heerespflicht der Bauern durch eine in Naturalien oder Geld zu entrichtende Steuer ab. Sein Beiname »Scheunenschloss« zeigt, dass er den Bauernstand vor dem Zugriff des erstarkenden Adels zu schützen wusste. Zugleich entwickelte sich ein ritterlicher Dienstadel. Die Zeit nach Magnus I. Ladulås war vom Erstarken der Reichsaristokratie, von Machtkämpfen innerhalb der Folkungersippe sowie Streitigkeiten zwischen den norden Reichen geprägt. Mit der Wahl des unmündigen Magnus II. Eriksson zum König, der als Magnus VII. Eriksson auch im Besitz der norwegischen Krone war, setzte 1319 der Adel zunächst seine Interessen mit der Dekretierung eines »Freiheitsbriefes« durch. Mit erreichter Volljährigkeit suchte Magnus die Königsgewalt gegen Adel und Geistlichkeit unter Umgehung des Freiheitsbriefes durchzusetzen und erließ um 1350 ein allgemeines Landrecht. Der Widerstand gegen ihn schlug in offenen Aufruhr um, als 1360 Schonen (1332 käuflich erworben) und 1361 Öland sowie Gotland mit dem Hafen Visby an Dänemark fielen. Die Adelsopposition setzte Magnus ab und wählte 1364 seinen Neffen, Herzog Albrecht von Mecklenburg, zum König. Gegen ihn und seine deutsche Umgebung wandte sich der Adel an Margarete von Dänemark, die nach dem Sieg über Albrecht 1389 in der Schlacht von Åsle (bei Falköping) die drei nordischen Reiche vereinigte. 1397 wurde ihr Großneffe Erich von Pommern in Kalmar zum König gekrönt und die Kalmarer Union bestätigt.
Als Erich XIII. (in Dänemark als Erich VII. und in Norwegen als Erich IV.) regierte er eigenmächtig mithilfe meist deutscher Vögte; die den Schweden zugesicherten Rechte wurden verletzt, hohe Steuern waren eine Folge seiner Kriege gegen Holstein und die Hanse. Gegen die unangemessenen Steuern erhoben sich die schwedischen Bauern und Bergleute 1434 unter der Führung von Engelbrecht Engelbrechtsson und erwirkten die Absetzung Erichs XIII. (1439). Wenn auch Schweden später noch mehrfach von Unionskönigen regiert wurde (1441-48, 1457-64, 1497-1501, 1520-21), so leitete dieser Aufstand die Lösung Schwedens aus der Kalmarer Union ein. Unter König Karl VIII. Knutsson Bonde (1448-57, 1464-65, 1467-70) und den selbstständigen Regierung der Reichsverweser aus dem Haus Sture setzte sich diese Entwicklung fort. 1471 scheiterte mit der Schlacht am Brunkeberg (bei Stockholm) der Versuch des dänischen Königs Christian I., Schweden gewaltsam in eine Union mit Dänemark zu überführen. Die Sture-Partei versuchte, mithilfe eines Vierständereichstags auch die Interessen der Bauern und Bürger wahrzunehmen und die Beziehungen zur Hanse zu verbessern. Das »Stockholmer Blutbad« (1520, Hinrichtung adliger Anhänger Sten Stures), mit dem Christian II. von Dänemark, im gleichen Jahr als König in Stockholm gekrönt, den schwedischen Widerstand gegen die Union brechen wollte, löste eine Erhebung unter Gustav Eriksson Wasa aus, der, nachdem er bereits 1521 zum Reichsverweser ernannt worden war, 1523 zum König gewählt wurde. Mit seinem Königtum endete die Kalmarer Union. - Der mit Unterstützung Lübecks an die Macht gelangte Gustav I. Eriksson Wasa führte mit harter Hand die im Land immer noch auseinander strebenden Gewalten zusammen. Er verfügte mit Einführung der Reformation 1527 die Einziehung des Kirchenguts und schuf mit der Neuordnung von Verwaltungen, Staatsfinanzen und Landesverteidigung die Grundlagen der schwedischen Großmachtstellung, die seine Nachfolger erlangten.
Schweden hatte sich nicht nur gegenüber Dänemark, das von den Sundlandschaften und von Norwegen aus die schwedischen Grenzen bedrohte, zu sichern, sondern musste auch in Finnland der russischen Expansion entgegentreten und zudem versuchen, der erdrückenden Wirtschaftskraft Lübecks entgegenzuwirken. Zunächst festigte Schweden im Dreikronenkrieg gegen Dänemark, Polen und Lübeck (1563-70) seine politische und wirtschaftliche Selbstständigkeit und begann eine Politik der Expansion nach O: 1561 wurde Reval schwedisch, Eroberungen Johanns III. (1568-92) und Gustavs II. Adolf (1611-32) brachten große Gebietsgewinne im Osten (bestätigt im Frieden von Stolbowo am 9. 3. 1617). Durch seine Erfolge im Kampf gegen Polen, auch durch sein Eingreifen (1630) aufseiten der protestantischen Fürsten in den Dreißigjährigen Krieg erhob Gustav II. Adolf Schweden zur führenden Macht in Nordeuropa. Nach seinem Tod in der Schlacht bei Lützen (1632) leitete A. G. Graf Oxenstierna die Vormundschaftsregierung für Königin Christine. Im Frieden von Brömsebro (13. 8. 1645 erhielt Schweden von Dänemark-Norwegen Jämtland, Härjedalen und Halland, Gotland und Ösel und erreichte die Befreiung seiner Schiffe vom Sundzoll. Im Westfälischen Frieden (24. 10. 1648 erwarb es das Erzstift Bremen, Verden, Vorpommern (Schwedisch-Pommern), einen Landstreifen östlich der Oder und Wismar sowie die Reichsstandschaft. 1654 trat Christine die Regierung an ihren Vetter, Karl X. Gustav aus dem Haus Pfalz-Zweibrücken, ab. Er suchte Gustav Adolfs Werk zu vollenden durch Ausschaltung Polens im Bündnis mit Brandenburg, wogegen sich eine russisch-polnisch-dänische Koalition bildete (1. Nordische Kriege, 1655-60). Im Frieden von Roskilde (1658) verlor Dänemark endgültig Schonen und Halland an Schweden. Im Frieden von Oliva 1660 (ergänzt durch die Friedensschlüsse von Kopenhagen 1660 und Kardis bei Dorpat 1661) wurde unter der Garantie der europäischen Mächte Schweden der Besitz fast ganz Livlands, Estlands mit Ösel und Schonens (gegen Rückgabe von Trondheim und Bornholm an Dänemark) bestätigt. Da Frankreich zur Aufrechterhaltung des westfälischen Friedenssystems Schweden stützte, wurde der Nachfolger Karls X. Gustav, Karl XI. (1660-97), als Verbündeter Ludwigs XIV. in den niederländisch-frzösischen Auseinandersetzungen 1672-79 in Kämpfe mit Brandenburg-Preußen verwickelt. In Livland erhob sich ständischer Widerstand gegen die Einziehung entfremdeter schwedischer Krongüter, einer der Anlässe zum 2. Nordischen Krieg (1700-21). August II. von Sachsen-Polen glaubte, Livland leicht gewinnen zu können. Zar Peter I., der Große, erstrebte Ingermanland, Ostkarelien und Narwa, Dänemark wandte sich gegen den schwedischen Zweig des Hauses Holstein-Gottorp. Der Krieg brach drei Jahre nach der Thronbesteigung (1697) des 15-jährigen Karl XII. aus. Nach anfänglichen schwedischen Erfolgen wendete sich das Kriegsglück 1709 mit der Schlacht bei Poltawa. Nach dem Tod Karls (1718) beendeten die Friedensschlüsse von Stockholm, Frederiksborg und Nystad 1719-21 mit Hannover, Preußen, Dänemark, Polen und Russland die schwedische Großmachtstellung im Ostseeraum; seine Besitzungen auf der skandinavischen Halbinsel und in Finnland behielt Schweden, von seinen festländischen Erwerbungen verblieben ihm nur Vorpommern westlich der Peene mit Rügen und Wismar.
Schweden 1720-1914
Die Reichsstände setzten mit den »Regierungsformen« von 1719 und 1720 eine Verfassung durch, die ihnen fast ausschließlich die Regierung überließ. So wurde die Politik unter Friedrich I. (1720-51) aus dem Haus Hessen-Kassel und Adolf Friedrich (1751-71) aus dem Haus Holstein-Gottorp durch die rivalisierenden Parteien der »Hüte« (konservativ, nach Frankreich orientiert) und der »Mützen« (liberaler, nach Russland orientiert) bestimmt. Bei außenpolitischen Misserfolgen (Verlust Südostfinnlands) brachte die »Freiheitszeit« (1719-72) wirtschaftlichen Fortschritt durch die Wandlung der sozialen und wirtschaftlichen Struktur. Gustav III. (1771-92) stellte durch einen Staatsstreich (»Regierungsform« von 1772) den Absolutismus wieder her. Unter seiner Regierung erlebte Schweden eine kulturelle Blütezeit. Sein Sohn Gustav IV. Adolf (1792-1809) schloss sich der 3. Koalition gegen Napoleon I. an. Als Russland 1808 Finnland eroberte, wurde er von den Ständen abgesetzt. Sein Onkel Karl XIII. (1809-18) musste bei der Thronbesteigung einer neuen »Regierungsform« zustimmen, die die Grundlage der modernen schwedischen Verfassung wurde. 1810 wurde der französische Marschall J.-B. Bernadotte zum Thronfolger gewählt (1818-44 als Karl XIV. Johann König). Schweden nahm an den Befreiungskriegen gegen Napoleon teil. Im Kieler Frieden (1814) trat Dänemark Norwegen an Schweden ab, womit der Verlust Finnlands kompensiert werden sollte; Dänemark erhielt im Gegenzug Schwedisch-Pommern (1815 an Preußen abgegeben). Norwegen wurde mit Schweden in Personalunion verbunden und behielt seine eigene Verfassung. Unter französischem und englischem Einfluss breitete sich v. a. seit den 1830er-Jahren liberales Gedankengut in Schweden aus. Noch unter Karl XIV. Johann setzte die liberale Opposition 1840 eine Reform der Ministerien durch. Weitere Reformen wurden unter Oskar I. (1844-59) und Karl XV. (1859-72) durchgeführt, besonders bedeutsam die Einführung des Zweikammersystems anstelle des Reichstags der vier Stände (1865/66). Um 1860 erreichte der Skandinavismus seinen Höhepunkt; dennoch griff Schweden nicht in den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 ein. Die zunehmende Industrialisierung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts führte zu einem starken Anwachsen der Arbeiterschaft, die sich 1889 unter H. Branting organisierte (Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei) und - wie die Liberalen - das allgemeine Wahlrecht anstrebte (1909 für die 2. Kammer eingeführt). Bemerkenswert groß war in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Zahl der schwedischen Auswanderer (rd. 1,5 Mio. allein in die USA von einer Gesamtbevölkerung von etwa 5 Mio.). Unter Oskar II. (1872-1907) kam es zu einer Annäherung an das Deutsche Reich und 1905 zur Auflösung der Union mit Norwegen. Gustav V. (1907-50) setzte die Außenpolitik seines Vaters fort. 1912 schlossen die drei skandinavischen Staaten Vereinbarungen über ihre Neutralität. Im Frühjahr 1914 verlangte eine umfangreiche Petitionsbewegung trotz der Neutralitätsgarantie eine Verstärkung von Heer und Flotte. Als der König diese, v. a. von wehrwilligen Bauern getragene und daher als »Bauernzug« bezeichnete Bewegung unterstützte, sah sich die liberale Regierung unter Karl Albert Staaff (* 1860, ✝ 1915; 2. Kabinett 1911-14) zum Rücktritt veranlasst; es kam zu einem Verfassungskonflikt zwischen König und Staatsrat, der aber bald beigelegt wurde.
Schweden seit 1914
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs blieb Schweden neutral. Auf einem Treffen in Malmö (Dezember 1914) bekräftigten die drei skandinavischen Monarchen die Neutralität Skandinaviens. Unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse in Ost- und Mitteleuropa beschleunigte sich zwischen 1918 und 1921 die Entwicklung Schwedens zur parlamentarischen Demokratie (allgemeines Wahlrecht bei der Wahl zur 1. Kammer des Reichstages, 1918; Frauenwahlrecht, 1919). Die Sozialdemokratische Arbeiterpartei entwickelte sich zur stärksten politischen Kraft und stellte mit H. Branting 1920 erstmals den Ministerpräsidenten. Der Bauernbund (gegründet 1914) gewann wachsende innenpolitische Bedeutung. Zwischen 1920 und 1932 kam es zu häufig wechselnden Minderheitsregierungen von Sozialdemokraten, Liberalen (1926-28, 1930-32) und Konservativen (1923-24, 1928-30).
In den 20er- und 30er-Jahren rückten wirtschafts-, gesellschafts- und kulturpolitische Probleme in den Vordergrund (Schulreform, 1927; »Arbeitsfriedensgesetze«, 1928). Die Weltwirtschaftskrise fand in Schweden ihren stärksten Ausdruck im Zusammenbruch des Kreuger-Konzerns 1932 (Kreuger, Ivar). Mit dem Regierungsantritt P. A. Hanssons (1932) begann eine langjährige Vorherrschaft der schwedischen Sozialdemokratie (1932-76). Auf reformsozialistischer Linie leitete die Regierung Hansson (1932-46; 1936-39 in Koalition mit den Bauernbündlern; 1939-45 Allparteienbündnis) die Entwicklung Schwedens zum Wohlfahrtsstaat ein.
In seiner Außenpolitik vertrat Schweden weiterhin das Prinzip der Neutralität und unterstützte als Mitglied des Völkerbundes (seit 1920) dessen Bemühungen, internationale Streitigkeiten friedlich beizulegen. 1921 sprach der Völkerbund die Ålandinseln Finnland zu. Hatten Liberale und Sozialdemokraten 1925 eine starke Rüstungsbegrenzung durchgesetzt, so verstärkte die Regierung Hansson seit 1936 angesichts der wachsenden internationalen Spannungen die Streitkräfte des Landes. Nach dem sowjetischen Angriff auf Finnland (1939) lehnte Schweden offiziell das finnische Hilfegesuch ab. Auch im Zweiten Weltkrieg wahrte Schweden seine Neutralität. Angesichts der deutschen Besetzung Dänemarks und Norwegens (1940) und des deutschen Angriffs auf die UdSSR (1941) sah sich Schweden zu begrenzten Transitgenehmigungen für deutsche Truppen gezwungen (bis 1943) und belieferte das nationalsozialistische Deutschland auch mit Eisenerz und Erzeugnissen der schwedischen Industrie; es nahm zahlreiche Flüchtlinge, besonders aus Dänemark und Norwegen, auf.
In den Nachkriegsjahren wurde Schweden zum Muster des modernen Wohlfahrtsstaates unter sozialdemokratischer Führung (Ministerpräsident 1946-69 T. Erlander, 1969-76 und 1982-86 O. Palme, 1986-91 I. Carlsson); diese wurde erstmals 1976-82 durch bürgerliche Koalitionsregierungen unterbrochen (1976-78 und 1979-82 T. Fälldin [Zentrumspartei], 1978/79 O. Ullsten [Liberale Volkspartei]). Nach dem Tod Gustavs V. (1950) bestieg Gustav VI. Adolf den Thron, ihm folgte 1973 Karl XVI. Gustav. Nach der Ermordung Palmes (28. 2. 1986), der Schweden zum Anwalt der Länder der Dritten Welt gemacht hatte und als Fürsprecher einer weltweiten Abrüstung aufgetreten war, folgte ihm der Sozialdemokrat Carlsson als Ministerpräsident (bis 1991); in seiner Regierungszeit spitzten sich die wirtschaftlichen Probleme zu. Am 1. 7. 1991 stellte Schweden, das 1951/52 Gründungsmitglied des Norden Rates war und sich 1960 der EFTA angeschlossen hatte, den Antrag auf Aufnahme in die EG. Bei den Reichstagswahlen im September 1991 unterlagen die Sozialdemokraten den konservativen und liberalen Parteien; Ministerpräsident einer Mitte-rechts-Koalition wurde im Oktober 1991 C. Bildt (Gemäßigte Sammlungspartei). Der angesichts einer wirtschaftlichen Krise von der Regierung eingeleitete innenpolitische Kurs (Einsparungen im öffentlichen Sektor, Unternehmensförderung, Privatisierung von Staatsbetrieben) führte zu einem Abbau des Wohlfahrtssystems. Im Mai 1992 beschloss das Parlament eine Abkehr von der traditionellen Neutralitätspolitik. Bei den Reichstagswahlen vom 18. 9. 1994 siegten die Sozialdemokraten und stellten erneut mit ihrem Vorsitzenden Carlsson den Ministerpräsidenten (im Amt seit dem 7. 10. 1994). In einem Referendum am 13. 11. 1994 stimmte die Bevölkerung mit 52,2 % der Stimmen dem Beitritt Schwedens zur EU zum 1. 1. 1995 zu. Mithilfe wechselnder Mehrheiten im Reichstag suchte Ministerpräsident Carlsson Einzelmaßnahmen zur Eindämmung der Finanzkrise durchzusetzen. In einem Beschluss (1. 12. 1995 unterstellte die Regierung erstmals schwedische Truppen (im Rahmen der internationalen Friedenstruppe für Bosnien und Herzegowina) einem NATO-Kommando. Nachdem Carlsson im August 1995 seinen Rücktritt angekündigt hatte, wurde im März 1996 Göran Persson zu seinem Nachfolger im Amt des Parteivorsitzenden und des Ministerpräsidenten gewählt. Im April 1998 billigte das schwedische Parlament das Schengener Abkommen (Schengen II).
Sverige. Land och folk, hg. v. H. W. Ahlmann, 3 Tle. (Stockholm 1966);
W. Dufner: Gesch. S.s (a. d. Schwed., 1967);
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Die nord. Länder. Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, S., hg. v. A. Sømme (a. d. Engl., 21974);
H.-J. Lutzhöft: Dt. Militärpolitik u. schwed. Neutralität 1939-1942 (1981);
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B. Stenholm: The Swedish school system (Stockholm 1984);
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The national atlas of Sweden, hg. v. L. Wastenson, auf zahlr. Bde. ber. (Stockholm 1990 ff.);
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Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Dänemark und Schweden in der frühen Neuzeit: Verfeindete Brüder
Dänemark, Schweden und Russland: Im Kampf um den Norden
Neutralität: Die neutralen Staaten Europas
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Schwe|den; -s: Staat in Nordeuropa.
Universal-Lexikon. 2012.