Marranen
[wohl von spanisch marrano »Schwein«, »Gauner«], Maranen, vulgärspanisches Schimpfwort, dann übliche Bezeichnung für die in der Judenverfolgung des 15. Jahrhunderts zwangsgetauften spanischen und portugiesischen Juden, die insgeheim ihrem jüdischen Glauben treu geblieben waren. Marranen waren nach kirchlichen Kriterien Häretiker und wurden Opfer der 1478 in Spanien eingeführten Inquisition und der Vertreibungen aus Spanien (1492) und Portugal (1497). Viele Marranen, die zunächst der Vertreibung entgangen waren, wanderten später aus, zuerst nach Portugal und in die Kolonien, dann nach Nordafrika, Italien, Südfrankreich und in die Türkei, und schlossen sich wieder jüdische (sefardische) Gemeinden an. Von den absoluten Wahrheitsansprüchen der christlichen und der jüdischen Seite bedrängt, entwickelten Marranen früh modern anmutende Vorstellungen über Staat und Toleranz.
L. Poliakov: Gesch. des Antisemitismus, Bd. 4: Die M. im Schatten der Inquisition (a. d. Frz., 1981);
J. Kamen: Inquisition and society in Spain in the 16th and 17th centuries (London 1985).
Universal-Lexikon. 2012.