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Melville
Melville,
 
1) ['melvɪl], Herman, amerikanischer Schriftsteller, * New York 1. 8. 1819, ✝ ebenda 28. 9. 1891; stammte aus verarmter Familie; fuhr als Matrose auf Kriegsschiffen und Walfängern bis in die Südsee (1841-44); diese Erfahrungen sowie die Auseinandersetzung mit der Südseekultur bildet die Grundlage vieler seiner Werke. Mit seinem ersten Buch »Typee« (1846; deutsch »Taipi«) wurde Melville als Autor exotischer Reisebücher populär; zugleich fand er Zugang zu literarischen Kreisen in New York und Boston (Massachusetts); Freundschaft mit N. Hawthorne. 1851 erschien der formal und philosophisch komplexe Roman »Moby-Dick or, The whale« (deutsch »Moby Dick oder Der weiße Wal«), der, kombiniert mit realistischen Beschreibungen der Walfangindustrie und philosophischen Spekulationen, im Kampf des Kapitäns Ahab gegen den Wal symbolhaft die Auflehnung des Menschen gegen Natur und Schicksal darstellt. In den bedeutenden Erzählungen »The piazza tales« (1856; deutsch »Piazza-Erzählungen«, darin »Bartleby the scrivener« und »Benito Cereno«) tritt eine pessimistische Lebenssicht in den Vordergrund. Melville schrieb auch Gedichte (»Battle-pieces«, 1866, über den Sezessionskrieg; »Clarel«, 2 Bände, 1876, über seine Reise ins Heilige Land). Ab 1866 war er gezwungen, seinen Lebensunterhalt als Zollinspektor zu verdienen. Kurz vor seinem Tod entstand die ethische und existenzielle Fragen auslotende tragische Erzählung »Billy Budd« (herausgegeben 1924; deutsch; 1951 als Oper von B. Britten). Melvilles Werk hat seit den 1920er-Jahren wachsendes Interesse gefunden; heute gilt er als einer der Klassiker der amerikanischen Literatur.
 
Weitere Werke: Romane: Omoo (1847; deutsch Omu); Redburn (1849; deutsch); Mardi, 3 Bände (1849; deutsch Mardi - und eine Reise dorthin); White-Jacket (1850; deutsch Weißjacke); Pierre (1852; deutsch); Israel Potter (1855; deutsch Israel Potters Irrfahrten und Abenteuer); The confidence-man (1857; deutsch Ein sehr vertrauenswürdiger Herr).
 
Ausgaben: The works. Standard edition, 16 Bände (1922-24, Nachdruck 1963); The letters, herausgegeben von M. R. Davis (u. a. 31965); The writings, herausgegeben von H. Hayford u. a. (1968 ff.).
 
Vortoppmann Billy Budd u. a. ausgewählte Erzählungen (1986).
 
Literatur:
 
R. Chase: H. M. (New York 1949, Nachdr. ebd. 1971);
 J. Leyda: The M. log. A documentary life of H. M. 1819-1891, 2 Bde. (ebd. 1951, Nachdr. ebd. 1969);
 
H. M., hg. v. P. G. Buchloh u. a. (1974);
 J. Duban: M.'s major fiction (Dekalb, Ill., 1983);
 
A companion to M. studies, hg. v. J. Bryant (New York 1986);
 W. Hamilton: Reading Moby-Dick and other essays (ebd. 1988);
 N. L. Tolchin: Mourning, gender, and creativity in the art of H. M. (New Haven, Conn., 1988);
 
D. K. Kirby: H. M. (New York 1993);
 
H. M. A collection of critical essays, hg. v. M. Jehlen (Englewood Cliffs, N. J., 1994).
 
 2) [mɛl'vil], Jean-Pierre, eigentlich J.-P. Grumbach [-'bak], französischer Filmregisseur, * Paris 20. 10. 1917, ✝ ebenda 2. 8. 1973; wurde bekannt mit dem Film »Die schrecklichen Kinder« (1949; Drehbuch: J. Cocteau nach seinem gleichnamigen Roman); danach drehte er v. a. anspruchsvolle Gangsterfilme; wirkte auf die »Nouvelle Vague«.
 
Weitere Filme: Drei Uhr nachts (Bob le flambeur, 1956); Eva und der Priester (Léon Morin, prêtre, 1961); Der Teufel mit der weißen Weste (Le doulos, 1962); Der zweite Atem (1966); Der eiskalte Engel (Le samourai, 1967); Armee im Schatten (1969); Vier im roten Kreis (1970); Der Chef (1972).
 
Literatur:
 
J.-P. M., hg. v. P. W. Jansen u. a. (1982);
 J. Zimmer u. C. de Béchade: J.-P. M. (Paris 1983).

Universal-Lexikon. 2012.