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Mississippikultur
Mississịppikultur,
 
eine hoch entwickelte, etwa um 700 n. Chr. einsetzende vorgeschichtliche indianische Kultur im unteren und mittleren Tal des Mississippi River und an den Unterläufen seiner Nebenflüsse, die aber auch weit nach Westen (Präriegebiet) sowie nach Süden und Südosten bis zum Golf von Mexiko ausstrahlte. Die Expansion der Mississippikultur begann um 900 n. Chr. mit der Einführung neuer ergiebiger Maisarten und einer wohl damit zusammenhängenden massiven Bevölkerungszunahme. Die Träger der Mississippikultur, deren ethnische Identität bis heute nicht bekannt ist, wohnten in ausgedehnten Siedlungen um große kultische Zentren. Diese bestanden aus abgeplatteten Erdpyramiden oft beträchtlichen Ausmaßes, auf denen man Tempel, Versammlungshäuser u. a. Zeremonialbauten errichtet hatte.
 
Die feine Keramik der Mississippikultur unterscheidet sich von der älteren Töpferware dadurch, dass sie aus muschelgemagertem Ton hergestellt wurde und kunstvoll bemalt war. Andere kunsthandwerkliche Erzeugnisse waren fein gravierte Muschelpektorale, polierte Steinobjekte und (nichtmetallurgisch bearbeitete) Kupferplatten. Die Ikonographie des »Südlichen Totenkultes« (Höhepunkt um 1250 n. Chr.), die hierarch. Gesellschaftsform, Ausmaß und Form der Sakralbauten sowie der Anbau von hochgezüchteten Kulturpflanzen weisen auf Einflüsse aus mesoamerikanischen Hochkulturen hin; doch kann keine bestimmte altmexikanische Kultur als Ursprungszentrum gelten. Man unterscheidet regionale Varianten mit Kultzentren, die bestimmte Charakteristika besaßen: Cahokia (Illinois); Moundville (Ala.); Spiro (Oklahoma); Safety Harbor (Fla.); Etowah (Georgia). Die nach 1200 ihre größte Ausdehnung und höchste Blüte erreichende Mississippikultur stand an der Schwelle zur Hochkultur, doch kam es bereits vor Ankunft der Europäer zu einem bisher ungeklärten Niedergang.
 
Literatur:
 
O. H. Prufer: Die Kunst des »Southern Cult« in den östl. Vereinigten Staaten, in: Paideuma, Bd. 11 (1965);
 
Mississippian settlement patterns, hg. v. B. D. Smith (New York 1978).

Universal-Lexikon. 2012.