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Netscape Navigator
Netscape Navigator
 
[kurz Navigator], erster kommerziell erfolgreicher Web-Browser, der 1994 von der Firma Netscape auf Basis des Browsers Mosaic entwickelt und hergestellt wurde.
 
Die erste 16-bit-Version war für Windows 3.1 erhältlich, später wurde eine 32-bit-Version für Windows 95 und NT entwickelt; außerdem sind Versionen für Macintosh-Rechner und Unix- bzw. Linux-Systeme erhältlich.
 
Der Navigator erreichte vom Start weg einen sehr hohen Marktanteil (zeitweise bis 80%). Wesentlich zum Erfolg beigetragen hat die in der Markierungssprache HTML eigentlich nicht vorgesehene Möglichkeit, Hypertext zeichenweise durch sog. Tags zu formatieren. Diese von Netscape eigenmächtig programmierten Erweiterungen wurden zwar im Nachhinein durch das World Wide Web Consortium anerkannt, sie machten aber die Methode salonfähig, Probleme durch nicht standardgemäße Ergänzungen zu lösen. Auf diesen »Sündenfall« gehen noch heute zahlreiche Inkompatibilitäten zurück, sodass sich schlecht programmierte HTML-Seiten nicht von allen Browsern anzeigen lassen (bzw. dass die Anzeigeergebnisse z. T. erheblich voneinander abweichen).
 
Bis Mitte 1996 hatte der Navigator keine ernsthafte Konkurrenz. Erst als Microsoft massiv einen eigenen Web-Browser lancierte (der erbitterte Kampf der beiden Firmen um Marktanteile wurde als Browser-Krieg bezeichnet), ging die Bedeutung des Navigators zurück; heute hat er einen Marktanteil von unter 10%. Um nicht noch mehr Marktanteile zu verlieren, verschenkte Netscape den Navigator schließlich sogar. 1998 wurde der Quellcode offen gelegt und die Weiterentwicklung im sog. Mozilla-Projekt geleistet.
 
Die ersten Versionen des Netscape Navigators (1.0 von 1994, 1.1. von 1995, 2.0 von Anfang 1996 und 3.0 von Mitte 1996) zeichnen sich durch einen ständig erweiterten Funktionsumfang und die Integration von JavaScript aus. Sie spielen heute aber keine Rolle mehr.
 
Mit der Version 4.0 von 1997 wurden verschiedene Funktionen in Form von mehreren Programmen organisiert, die in einem Paket namens Netscape Communicator zusammengefasst wurden. Auf diese Weise ließ sich der Kern des Browsers kompakt halten. Bestandteile des Communicators waren neben dem eigentlichen Web-Browser noch:
 
- der E-Mail-Client Messenger, der u. a. die Verschlüsselung von Mails nach dem Standard S/MIME ermöglichte und einen Spam-Filter enthielt;
 
- das Chatprogramm Conference, das auch die Internettelefonie ermöglichte;
 
- der Newsreader Collabra;
 
- der HTML-Editor Composer;
 
- der Push-Client Netcaster, der von abonnierten Sites automatisch neue oder geänderte Daten lud (Push). Die hier verwendete Technik ist verwandt zur Channel-Technik des Internet Explorers, aber nicht kompatibel dazu.
 
Die Professional-Version enthielt zusätzlich noch einen Groupware-Kalender und ein Programm, das den Systemadministrator bei der Verwaltung von Clients unterstützen sollte.
 
Neu beim Communicator war die Unterstützung von Cascading Style Sheets, die Layer-Technik, mit der sich beliebige Layouts leicht erstellen lassen, und eine verbesserte Version von JavaScript zur Programmierung von dynamischen HTML-Seiten.
 
Bei der Weiterentwicklung des Navigators wurde die Versionsnummer 5 übersprungen. Die Version 6 (nun unter dem Namen »Netscape 6«) vom Sommer 2000 wurde von Grund auf neu entwickelt, die Struktur blieb aber im Wesentlichen unverändert: Auch Netscape 6 besteht - wie die vorhergehende Version 4.76 - aus einem Browser, einem Mail- und News-Client, einem HTML-Editor sowie einem Instant Messenger. Der Umfang der Standardinstallation (ohne Java) liegt bei 11 MByte, die komplette Fassung mit 26 MByte Speicherbedarf enthält weitere Zusatzmodule wie die Java 2 Runtime Library von Sun, Net2Phone für Internettelefonie, den RealPlayer 8 sowie ein Flash-Plug-in.
 
Der Kern des Browsers, die sehr schnelle Rendering Engine Gecko, stammt nicht aus dem Hause Netscape, sondern wurde im Rahmen des Open-Source-Projekts Mozilla entwickelt. Gecko hält sich weitestgehend an die Standards des World Wide Web Consortiums, ist allerdings nicht abwärts kompatibel zu den proprietären HTML-Eigenheiten der Version Navigator 4.
 
Zu den positiven Neuerungen von Netscape 6 gehört der E-Mail-Client Messenger, der jetzt auch mehrere POP-Accounts verwalten kann. Insgesamt wurde das Entwicklungsziel, einen schnellen und kompakten Browser zu entwickeln, nicht erreicht: Das Programm belegt (s. o.) bis zu 26 MByte und ist - insbesondere bei der Anzeige von Tabellen und komplexen Weblayouts - relativ langsam, zudem ist es nicht besonders stabil.
 
Manche Verbesserungen gelangen der Nachfolgeversion Netscape 6.1 (Preview vom Sommer 2001). Sie ist deutlich schneller, u. a. weil sie die Java Virtual Machine erst bei Bedarf lädt und nicht wie bisher automatisch beim Programmstart; auch die Stabilität hat deutlich zugenommen.
 
Nach neueren Presseberichten wird Netscape nach der Version 6.1 den Browser nicht mehr weiterentwickeln.
 

Universal-Lexikon. 2012.