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Pfauen
Pfauen
 
[althochdeutsch pfāwo, von lateinisch pavo »Pfau«], Pavo, mit den Fasanen verwandte Gattung sehr großer Hühnervögel mit zwei Arten, v. a. in Wäldern und dschungelartigen Landschaften Südasiens und der Sundainseln; Männchen mit verlängerten, von großen, schillernden Augenflecken gezierten Oberschwanzdecken, die bei der Balz zu einem »Rad« aufgerichtet werden; Weibchen unscheinbar gefärbt. In Indien (einschließlich Ceylon) kommt der Blaue Pfau (Pavo cristatus) vor: Männchen im Prachtkleid mit tiefblau gefärbtem Hals- und Brustgefieder; wird häufig als Ziervogel gehalten. Der Ährenträgerpfau (Pavo muticus) lebt in Südostasien; Hals und Brust des Männchens sind vorwiegend metallisch grün gefärbt; der Bestand ist bedroht.
 
Kulturgeschichte:
 
Die frühesten Darstellungen von Pfauen finden sich auf Gefäßen der Harappakultur, in der indischen Mythologie treten sie verschiedentlich in Erscheinung, u. a. als Reittiere von Gottheiten. Für den chinesischen Raum sind Pfauen erstmals auf Bronzen des späten 2. Jahrtausends v. Chr. belegt. Die erste schriftliche Erwähnung der Vögel enthält die Bibel (1. Könige 10, 22) in dem Bericht über Salomos Schiffe. Im alten Griechenland wurden Pfauen unter dem Einfluss phönikischen Kults auf der Insel Samos im Tempel der Hera gehalten. Nach dem 5. Jahrhundert v. Chr. breitete sich die Pfauenzucht im Mittelmeerraum rasch aus. In Italien wurden die Tiere herdenweise gehalten; sie waren ein beliebtes Motiv der römischen Kunst, besonders auch der Kleinkunst. In der frühchristlichen Kunst waren sie ein Symbol des Paradieses (Rom, Kallistuskatakombe, Kammer der Cinque Santi); Pfauen wurden außerdem als Symbol der Auferstehung oder auch dekorativ verwendet (San Vitale in Ravenna, Handschriften, Maximianskathedra).
 
In Mitteleuropa kennt man Pfauen seit Karl dem Großen; ihre Federn wurden als Helmzier verwendet. Pfauenfedern wurden in vielen Ländern als Zierde und Würdezeichen angesehen und zu Fächern, Wedeln und Federbüschen verarbeitet. Der 1621-28 gefertigte Thron des Großmoguls in Indien war mit Pfauen aus Gold und Perlen verziert, deren Schweife aus Saphiren und anderen Edelsteinen bestanden. Diesen Pfauenthron brachte Schah Nadir von seinem Feldzug gegen Mohammed Schah in Delhi 1739/40 nach Persien (heute nicht mehr vorhanden). - In der Neuzeit wird der Rad schlagende Pfau als Sinnbild der Eitelkeit aufgefasst. In England galt er als Unglücksvogel, der deutsche Volksaberglaube schrieb ihm den bösen Blick zu. In Indien ist der Pfau Nationalvogel.
 

Universal-Lexikon. 2012.