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Poitiers
I
Poitiers
 
[pwa'tje], Hauptstadt der Region Poitou-Charentes, Westfrankreich, Mittelpunkt des Poitou und Verwaltungssitz des Départements Vienne, 116 m über dem Meeresspiegel, auf einem vom Clain und seinem Nebenfluss Boivre umgrenzten Plateau, 78 900 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1432), Handelshochschule; archäologische Museen, Kunstmuseum; Metall verarbeitende, elektrotechnische, chemische, Holz-, Textil-, Leder- u. a. Industrie; Flugplatz.
 
Stadtbild:
 
Im Baptisterium Saint-Jean (ursprünglich 4. Jahrhundert, Umbau in merowingischer Zeit, Narthex um 1000) merowingische Sarkophage und Fresken des 12./13. Jahrhunderts; weitere bedeutende Kirchen: Saint-Hilaire-le-Grand (11./12. Jahrhundert, siebenschiffig, mit drei Kuppeln über dem Mittelschiff), Notre-Dame-la-Grande (11./12. Jahrhundert; Stufenhallenkirche mit reich gestalteter Doppelturmfassade), Sainte-Radegonde (11., 13. und 15. Jahrhundert, ursprünglich um 560 gegründete Abteikirche der Schutzpatronin der Stadt) und die zweitürmige Kathedrale Saint-Pierre (12.-15. Jahrhundert; dreischiffige Hallenkirche im Plantagenetstil mit reich skulptierten Portalen, Glasmalereien und Chorgestühl des 13. Jahrhunderts). In den Justizpalast sind Teile des ehemaligen Herzogspalastes integriert (Donjon, 1386-95; Großer Saal, 12./13. Jahrhundert, Ende des 14. Jahrhunderts verändert). 10 km nördlich des Stadtzentrums entstand Ende der 1980er-Jahre das »Futuroscope«, ein 120 ha großes Areal, u. a. mit dem »Parc d'Attractions« (wissenschaftliches Museum), Filmtheater »Kinémax« sowie einem Ausstellungs- und Kongresszentrum.
 
Geschichte:
 
Poitiers, das römische Lemonum (Limonum), später Civitas Pictonum, war Hauptort der keltischen Piktonen und wichtiger Straßenknotenpunkt. Um 350 wurde es Bischofssitz und im 6. Jahrhundert, als die heilige Radegund und der Dichter Venantius Fortunatus hier wirkten, kultureller Mittelpunkt. Seit Ende des 8. Jahrhunderts war es Hauptort der Grafschaft Poitou, im Spätmittelalter auch des Herzogtums Aquitanien; 1423-36 Residenz Karls VII.
 
Historisch bedeutend sind zwei Schlachten bei Poitiers: 1) Am 17. 10. 732 schlug Karl Martell die Araber. Dieser Sieg trug dazu bei, die arabischen Invasionen ins Fränkische Reich zu beenden. 2) Bei dem Weiler Maupertuis fand am 19. 9. 1356 eine der wichtigsten Schlachten des Hundertjährigen Kriegs statt. In ihr unterlag Johann II. von Frankreich dem englischen Thronfolger, dem »Schwarzen Prinzen« Eduard, und geriet in englische Gefangenschaft (erst nach Abschluss des Friedensvertrages von Brétigny 1360 freigelassen).
 
II
Poitiers
 
[pwa'tje],
 
 1) Diane de, Mätresse Heinrichs II. von Frankreich, Diane de Poitiers.
 
 2) Wilhelm IX., Graf von Poitiers, Herzog von Aquitanien, provenzalisch Troubadour, Wilhelm (Herrscher, Aquitanien).
 

Universal-Lexikon. 2012.