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Aquitanien
Aqui|ta|ni|en; -s:
historische Landschaft in Südwestfrankreich.

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Aquitani|en,
 
französisch Aquitaine [aki'tɛːn], historische Landschaft und Region in Südwestfrankreich, zwischen Loire, Zentralmassiv, Pyrenäen und Atlantischer Ozean.
 
Die heutige Region Aquitanien umfasst die Départements Dordogne, Gironde, Landes, Lot-et-Garonne und Pyrénées-Atlantiques, naturräumlich also im Wesentlichen den Kernraum des Aquitanischen Beckens und die westlichen Pyrenäen; 41 309 km2, 2,907 Mio. Einwohner, Hauptstadt und wirtschaftliches Zentrum ist Bordeaux. Seit Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Region starke Bevölkerungsverluste durch Abwanderung der überwiegend agrarischen Bevölkerung. Ein erneuter Anstieg ist erst seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen, besonders aufgrund von Rückwanderung aus den ehemaligen Kolonialgebieten und im Zuge punktueller Industrieentwicklung. Wirtschaftlich herrscht bis heute die Landwirtschaft vor. Neben Getreidebau sind Gemüse-, Obst- und Tabakbau wichtig, daneben Rinder-, Schweine- und Schafhaltung. Früher wurde die Schafhaltung in Form der Transhumanz durchgeführt, mit jahreszeitlichem Wechsel zwischen den Sommerweiden in den Pyrenäen und Winterweiden in den Flachlandschaften des Aquitanischen Beckens. Weinbau wird im Bordelais, einem der bedeutendsten Weinbaugebiete Frankreichs, im Périgord (Bergerac) und im Pyrenäenvorland (Jurançon) betrieben. In den Landes, dem größten zusammenhängenden Waldgebiet Frankreichs, ist seit dem 19. Jahrhundert eine bedeutende Holzwirtschaft entstanden.
 
Die industrielle Entwicklung beruht im Wesentlichen auf der Weiterverarbeitung agrarischer Produkte. In jüngerer Zeit sind einige Erdöl- (Parentis-en-Born) und Erdgaslager (Lacq) erschlossen worden. Bordeaux, innerhalb der staatlichen Planung als Wachstumspol der Region besonders gefördert, hat in den letzten Jahren einen industriellen Ausbau erfahren (chemische Industrie, Erdölraffinerie). Der Tourismus spielt besonders an der Küste eine wichtige Rolle. Ausgehend von Biarritz und Arcachon, hat sich eine Kette von Seebädern entlang der Côte Basque (südlich von Bayonne) und der Côte d'Argent (zwischen Bayonne und der Girondemündung) gebildet. Trotz dieser Impulse gehört Aquitanien nach wie vor zu den wirtschaftsschwachen Teilen Frankreichs, sodass ein eigener Entwicklungsplan für Aquitanien erstellt wurde.
 
Geschichte:
 
Aquitanien, im Südteil ursprünglich von Iberern bewohnt, umfasste im alten Gallien das Land zwischen den Pyrenäen und der Garonne. Die römische Provinz Aquitania reichte bis zur Loire; sie wurde um 300 dreigeteilt in Novempopulạnia (Gascogne), Aquitania prima (um Bourges) und Aquitania secụnda (um Bordeaux). 418 erhielten die Westgoten Aquitania secunda mit angrenzenden Gebieten, darunter ihrem künftigen Zentrum Toulouse, als Foederaten, eroberten bis 475 ganz Aquitanien, verloren es aber 507 an die Franken. Im 7. Jahrhundert erhielt Aquitanien mit dem Teilreich des Merowingers Charibert II. (629-632) wieder eine eigene Machtstellung, die, in der Folge von einem fränkischen Dux verwaltet, bald auf ganz Aquitanien ausgedehnt werden konnte. 781 bildete sich unter Karl dem Großen ein eigenes Unterkönigtum, das bis 877 (Nachspiel 982-985) bestand. Um die Herrschaft in Aquitanien rivalisierten die Grafen von Poitou, von Auvergne und von Toulouse, bis um die Mitte des 10. Jahrhunderts das Haus Poitou den Herzogstitel erlangte. 1058 fiel auch das Herzogtum Gascogne durch Erbfolge an Poitou, das Gesamterbe kam durch die Heirat Eleonores von Aquitanien mit Ludwig VII. von Frankreich an die französische Krone, 1152 jedoch an Eleonores 2. Mann, der seit 1154 als Heinrich II. englischer König war. Aquitanien gehörte seitdem zum Angevinischen Reich. Da der Norden (Poitou) 1224 an die französischen Könige verlorenging, erhielt nur das Restgebiet den im 13. Jahrhundert aufkommenden Namen »L'Aguyenne«. 1453 wurde das Land vom französischen König Karl VII. erobert und endgültig mit Frankreich vereinigt.
 
Literatur:
 
Histoire de l'Aquitaine, hg. v. C. Higounet (Toulouse 1971);
 C. Higounet: Paysages et villages neufs du Moyen Âge (Bordeaux 1975);
 L. Papy: Atlas et géographie du Midi atlantique (Paris 1982).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Kaisertum Karls des Großen: Symbol der Einheit
 

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Aqui|ta|ni|en; -s: historische Landschaft in Südwestfrankreich.

Universal-Lexikon. 2012.