Protome
[griechisch »vorderer oder oberer Teil eines Tieres«] die, -/...'tomen, Oberteil von menschlichen oder tierischen Körpern, als Schmuck an Gefäßen, Geräten und auch an Toren oder am Bau angebracht (Masken, Köpfe, Oberkörper). Am Rhyton gab es Tierprotome schon in der minoischen Kultur. Eine lange Tradition löste der im Alten Orient ausgebildete Protomenschmuck aus; frühe Beispiele stammen aus der Bauplastik sowie von hethitischen Rhyta. Die auf Dreifüße gesetzten großen Kessel mit Metallprotomen von Urartu (Kessel mit Stierprotomen aus Altɪntepe, um 730 v. Chr.; Ankara, Museum) wurden wichtig für die griechischen archaischen Kessel mit Greifenprotomen seit dem 8. Jahrhundert (Herakult in Olympia und dem Heraion von Samos), auch für die aus etruskischen Gräbern des 7. Jahrhunderts v. Chr. (mit Schlangenprotomen; Palestrina, Bernardini- und Regolini-Galassi-Grab) oder aus Gräbern von Keltenfürsten stammenden Kessel (mit Löwenprotomen; Hochdorf). In der keltischen Kunst treten auch menschliche Protome auf (an Fibeln, Zierblechen, Kannen). Als Weihgeschenk waren in Griechenland Kopfprotome weiblicher Gottheiten aus Terrakotta verbreitet. - Aus Persepolis und Susa sind Stier-, Löwen- und Greifenprotome bekannt, in Persepolis bestanden die Sattelkapitelle aus zwei adossierten (hinten zusammenstoßenden) Tierprotomen. Ein Fortleben der Protome ist in der buddhistischen Kunst Indiens und als Wandsockel in der römischen Kunst Kleinasiens (Ephesos) nachzuweisen, in Europa in der irischen Buchmalerei sowie in der Bauplastik der Romanik.
Universal-Lexikon. 2012.