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Prußen
Prußen,
 
Altpreußen, baltische Volksstämme zwischen unterer Weichsel und Memel, zum baltischen Sprachzweig des Indogermanischen gehörig (Altpreußisch), zum Teil mit den bei Tacitus erwähnten Aestii (Ästier) gleichgesetzt. Im 10. Jahrhundert im Reisebericht eines jüdischen Kaufmanns aus Spanien »Brus« genannt, heißen sie in anderen Quellen des Mittelalters »Pruzzen«. Sie selbst bezeichneten sich als »Prusai«. Die Prußen waren überwiegend Ackerbauern und bewohnten die Waldzone. Eine einheitliche politische Gesamtorganisation scheint gefehlt zu haben; es gab offensichtlich nur kleinere Gau- und Stammesverbände. Die Religion war eine Naturreligion (baltische Religion); der Ahnenkult war hoch entwickelt. Den ersten christlichen Missionsversuchen ab Ende des 10. Jahrhunderts leisteten die Prußen als freie Bauern zähen Widerstand. Die mit der militärischen Unterwerfung durch den Deutschen Orden (1231-83) verbundene, zum Teil brutale Zwangschristianisierung hatte bis ins 16. Jahrhundert kaum tiefere Wirkung. Trotz der im 13. Jahrhundert einsetzenden Aufsiedlung der von Prußen bewohnten Landschaften (u. a. Pomesanien, Ermland, Samland) durch deutsche Kolonisatoren blieben die Prußen ein wesentlicher Teil der Bevölkerung, v. a. auf dem Land. Erst ab dem 15. Jahrhundert verschmolzen sie zunehmend mit den Neusiedlern, ihr Name ging in abgewandelter Form als Preußen auf alle Bewohner des Landes zwischen unterer Weichsel und Memel über.
 
Literatur:
 
O. A. Schneidereit: Die P. u. der Dt. Orden (1994).

Universal-Lexikon. 2012.