Römische Frage,
der Konflikt zwischen Kirche und Staat in Italien als Folge der italienischen Einigungsbewegung (Risorgimento). Der sich seit 1859 in Etappen vollziehende Untergang des Kirchenstaates stieß auf erbitterten Widerstand Pius' IX. und seines Kardinalstaatssekretärs G. Antonelli. Bis zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs im Juli 1870 sicherte eine französische Garnison die Stadt Rom, deren Eroberung im September 1870 endgültig die tausendjährige weltliche Herrschaft der Päpste beendete. Pius IX. erklärte sich zum »Gefangenen im Vatikan« und lehnte das 1871 von Italien erlassene Garantiegesetz, das dem Papst die freie Ausübung der Kirchenregierung, seine Stellung als Souverän, exterritorialen Besitz des Vatikan, des Lateran und der Villa Castel Gandolfo sowie eine beachtliche finanzielle Dotation zusicherte, ab. Die Wiederherstellung des Kirchenstaates blieb politisches Ziel der Päpste. Die Römische Frage belastete das Staat-Kirche-Verhältnis in Italien für Jahrzehnte schwer und auch in anderen Ländern kam es seitens der Katholiken zu Solidaritätsbekundungen mit dem Heiligen Stuhl, in Deutschland beispielsweise seitens des Zentrums im Kulturkampf. Endgültig geklärt wurde die Römische Frage erst durch die 1929 geschlossenen Lateranverträge.
Die Römische Frage. Dokumente u. Stimmen, hg. v. H. Bastgen, 3 Bde. (1917-19);
N. Miko: Das Ende des Kirchenstaates, 4 Bde. (Wien 1962-70).
Universal-Lexikon. 2012.