Akademik

Saul
I
Saul
 
[hebräisch ša'ul »der Erbetene«], erster König von Israel (um 1020-1004 v. Chr.); aus dem Stamm Benjamin. Nach Darstellung des Alten Testaments wurde Saul, der sich in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Ammonitern als befähigter militärischer Führer der Israeliten erwiesen hatte, vom Volk zum König erhoben (1. Samuel 10; Bestätigung der Wahl in Gilgal). Mithilfe der durch Saul begründeten festen Institution des Königtums, gegen dessen Einführung Israel sich bis dahin gewehrt hatte (1. Samuel 8), hoffte man, die Gefahr durch die Philister, die die verstreuten israelitischen Stämme bedrohten, abwenden zu können; die Erfolge Sauls gegen die Philister gaben dem Recht (1. Samuel 13 ff.). Gegen Ende seines Lebens stand Saul immer mehr im Schatten von Samuel, der schon bei seiner Königssalbung entscheidend beteiligt war (1. Samuel 9); besonders aber weckte der militärisch so erfolgreiche David, den Saul selbst an seinen Hof geholt hatte, zunehmend sein Misstrauen (1. Samuel 16-31). In einer Schlacht auf dem Gilboagebirge (Nordisrael) von den Philistern geschlagen, nahm sich Saul das Leben (1. Samuel 31).
 
In der literarischen Behandlung des Stoffes überwiegen Dramen, die meist den Konflikt mit David sowie Sauls tragisches Ende thematisieren, das in den Werken des 16.-17. Jahrhunderts als Strafe für die Sünde des Ungehorsams erscheint (z. B. bei H. Sachs). Im Barock wurde Saul zum Repräsentanten des frevlerischen Tyrannen (J. van den Vondel »Gebroeders«, 1640). In G. F. Händels Oratorium »Saul« (1739) geht Saul an der Zwiespältigkeit seines Charakters zugrunde. Dagegen sah Voltaire in seinem Drama »Saül« (1763) in Saul einen antiklerikalen Vorkämpfer, eine Auffassung, die später z. B. auch K. Gutzkow (»König Saul«, 1839) teilt. Sauls schwankender Charakter fand, v. a. beeinflusst von V. Alfieris wirkungsgeschichtlich weit reichendem Stück »Saul« (1783), im 19. Jahrhundert wieder Interesse (Lord Byron, A. von Platen, F. Rückert). Moderne psychologische Interpretationen stammen von A. Gide (»Saül«, 1903) und Hans-Joachim Haecker (* 1910, »David vor Saul«, 1951).
 
Literatur:
 
H. Donner: Gesch. des Volkes Israel u. seiner Nachbarn in Grundzügen (1984).
II
Saul,
 
hebräischer Name des Apostels Paulus.
 

Universal-Lexikon. 2012.