Scheiner,
Christoph, Mathematiker, Physiker und Astronom, * Markt Wald (bei Mindelheim) 25. 7. 1575, ✝ Neisse 18. 7. 1650; Jesuit; Professor in Ingolstadt, Innsbruck und Freiburg im Breisgau, wirkte auch zeitweilig in Wien und Rom, wurde 1622 Vorstand des Jesuitenkollegs in Neisse. Scheiner erfand 1603 den Pantographen (Storchschnabel; ausführlich beschrieben 1631 in »Pantographice, seu ars delineandi res quaslibet. ..«), verwirklichte als Erster das keplersche Fernrohr mit zwei Konvexlinsen, entdeckte 1611 unabhängig von J. Fabricius und G. Galilei die Sonnenflecken (mit Letzterem geriet Scheiner in einen heftigen Prioritätsstreit), projizierte sie mit dem keplerschen Fernrohr auf eine weiße Fläche und berechnete aus Änderungen in der Lage der Flecken einen angenäherten Wert für die Umdrehungszeit der Sonne. Scheiner beschrieb als Erster die Beobachtung eines umgekehrten Bildes auf der Netzhaut des Tier- und Menschenauges und den seitlichen Abgang des Sehnervs vom Augapfel. Durch den »scheinerschen Versuch« (Innsbruck 1615) kann die Brechkraft der Linse des Auges beim Nah- und Fernsehen berechnet werden.
Universal-Lexikon. 2012.