Akademik

Innsbruck
Ịnns|bruck:
Landeshauptstadt von Tirol.

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Ịnnsbruck,
 
1) Hauptstadt von Tirol, Österreich, im Inntal, auf dem Schwemmkegel der hier mündenden Sill, 574 m über dem Meeresspiegel, Stadt mit eigenem Statut, 105 km2, 110 500 Einwohner; wird im Norden von der steilen Nordkette des Karwendelgebirges (Brandjoch 2 599 m über dem Meeresspiegel, Hafelekarspitze 2 334 m über dem Meeresspiegel), im Süden vom Patscherkofel (2 246 m über dem Meeresspiegel) und der Saile (2 403 m über dem Meeresspiegel) überragt.
 
Innsbruck ist Sitz der Landesbehörden, des Oberlandesgerichts für Tirol und Vorarlberg und eines Landesgerichts, der Post- und Telegrafendirektion für Tirol und Vorarlberg und einer Bundesbahndirektion. Innsbruck ist Sitz eines katholischen Bischofs, kultureller Mittelpunkt Tirols mit der Leopold-Franzens-Universität (gegründet 1669), pädagogische Akademien, zwei höheren technischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalten (Maschinenbau, Bautechnik), einem Konservatorium, mehreren höheren Lehranstalten, Mittel- und Berufsschulen sowie dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, dem Tiroler Volkskunstmuseum, Alpenvereins-, Bergisel- u. a. Museen, dem Landes-, Stadt- und Diözesanarchiv, Landestheater, botanischer Garten und Alpenzoo.
 
Als Handels- und Verkehrszentrum Tirols ist Innsbruck auch Messestadt (jährlich findet die Österreichische Fachmesse für Tourismus und alpine Landwirtschaft statt) und einer der wichtigsten Kongress- und Fremdenverkehrsorte Österreichs. Die Industrie, v. a. im Westen der Stadt angesiedelt, umfasst Metallverarbeitung, Maschinenbau, Elektro-, Holz-, Textil- und Bekleidungsindustrie, Nahrungs- und Genussmittelindustrie (u. a. Brauereien) sowie Druckereien und Glockengießerei.
 
Innsbruck liegt an der Westbahn (Wien-Arlberg-Feldkirch) mit Eisenbahnumfahrung (besonders für den Gütertransport) und 12,756 km langem Inntaltunnel zur Brennerbahn (nach Italien), ist Ausgangspunkt der Karwendelbahn (nach Mittenwald-Garmisch-Partenkirchen), der Stubaitalbahn (nach Fulpmes) und der lokalen Mittelgebirgsbahn nach Igls; es wird von der Inntal- und der Brennerautobahn berührt und hat einen Flughafen. Seilbahnen führen auf das Hafelekar (im unteren Abschnitt Standseilbahn vom Innufer zur Hungerburg) und auf den Patscherkofel (von Igls). Für die Olympischen Winterspiele 1964 und 1976 wurden große Sportanlagen (u. a. auch im Nachbarort Axams) und Wohnbauten (Olympisches Dorf) errichtet, die zusammen mit den Nachbarorten und ihren Bergbahnen und Liften sowie der Sprungschanze am Bergisel, Bobbahn und Olympia-Eisstadion Innsbruck auch zu einem bedeutenden Zentrum des Wintersports machen.
 
Stadtbild:
 
Die Altstadt hat ihr historisches Bild mit Lauben und Erkerhäusern bewahrt. Hier liegen u. a.: die »Ottoburg«, ein 1494/95 erbauter Wohnturm, der Neuhof mit dem »Goldenen Dachl« (um 1494/96), einem mit feuervergoldeten Kupferschindeln gedeckten Erker (ursprünglich Zuschauerloge des Hofes bei Festen auf dem Stadtplatz), das Deutschordenshaus (1533), das Trautsonhaus (1541), das Helblinghaus (im Kern 15./16. Jahrhundert) mit Frührokokofassade (um 1732) und das Alte Rathaus (1358, 1543 und 1691 umgestaltet) mit Stadtturm (um 1442-50). Nach Nordosten schließen sich an: Dom zu Sankt Jakob (1717-24 auf romanischen und gotischen Vorgängerbauten), bedeutendste Barockkirche Nordtirols, mit Stuck und Deckenfresken von E. Q. und C. D. Asam (1722/23); Hofburg (um 1460, 1754-70 im Rokokostil um- und neugebaut), unter den Prunkräumen v. a. der »Riesensaal« mit Deckenfresko von F. A. Maulbertsch; in der Hofkirche (1553-63) das Grabmal für Kaiser Maximilian I. im Renaissancestil (Kenotaph mit Figur des knienden Kaisers und Relief seiner Taten, 28 - von 40 geplanten - überlebensgroßen Bronzestatuen seiner Ahnen, 23 Statuetten und 20 Büsten von Heiligen und römischen Kaisern). Nach Osten schließen sich die Alte Universität (ehemaliges Jesuitenkolleg, 16./17. Jahrhundert) und die Jesuitenkirche (1627-40) mit Fürstengruft an, nach Süden die barocke Spitalkirche (1701-05) und das Landhaus (1725-28), der monumentalste Barockpalast in Innsbruck. Am Innrain frei stehend, den alten Marktplatz abschließend, die barocke Kirche Sankt Johann-Nepomuk (1729-35) mit reich gegliedertem Äußerem und Deckenfresko von J. Schöpf. Jenseits des Inns Pfarrkirche Mariahilf, ein barocker Zentralbau (1647-49). Mehrere Adelssitze sind erhalten, darunter Palais Fugger (Taxis), 1679-90 als frühester Innsbrucker Palast mit Grundriss nach italienischem Vorbild errichtet, mit Deckengemälde von M. Knoller (1785/86), Palais Sarntheim (1671-86), Palais Tannenberg-Enzenberg (um 1690 bis um 1744), Palais Pfeiffersberg (zwischen 1712 und 1723, jetzt Teil des Jesuitenkollegs) und Palais Lodron (1744). Gründerzeitliche Bauten des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind z. B. in Saggen das Kloster der Barmherzigen Schwestern (1881-83), Bauten im Heimatstil z. B. das Konvikt Canisianum (1910/11), ebenfalls in Saggen. Die Bergisel-Sprungschanze und die olympischen Dörfer (1964 und 1976) entstanden in mehrgeschossiger offener Bauweise. Josef Lackner errichtete 1960 die Pfarrkirche Neu-Arzl und 1971-80 das Gymnasium, Kloster und Internat der Ursulinen. Das Landesstudio Tirol des ORF schuf 1972 G. Peichl. Von städtebaulicher Bedeutung sind das Stadtteilzentrum Hötting-West (1988), die Peerhofsiedlung (1989) sowie das Projekt »Wohnen am Viadukt« (1989). In Wilten Prämonstratenserkloster (seit 1138) mit Stiftskirche Sankt Laurentius (1651-67, hochbarocke Fassade 1716), Pfarrkirche Mariä Empfängnis (1751-55, im Rokokostil). Im Vorort Amras Schloss Ambras.
 
Geschichte:
 
Die Höhen um Innsbruck waren bereits zur Bronzezeit besiedelt (Funde der Urnenfelderkultur des 13./12. Jahrhunderts v. Chr. in den Vororten Hötting und Mühlau), in römischer Zeit folgte am Südrand des Talbodens die Anlage der Etappenstation Veldidena an der Via Claudia Augusta (heutiger Stadtteil Wilten, seit 1904 zu Innsbruck). Die Grundlagen der heutigen Stadt legten die bayerischen Grafen von Andechs mit der Gründung eines Marktes am linken (nördlichen) Innufer (heutiger Stadtteil Sankt Nikolaus) und der Anlage einer Brücke zwischen 1165 und 1180 (in dieser Zeit erste urkundliche Erwähnung als Ịnspruk). Nach dem Erwerb des Areals südlich des Inns vom Kloster Wilten (1180) erfolgte die Markterweiterung über die Brücke (»trans pontem«) und die Stadterhebung zwischen 1187 und 1204 (Bestätigungsurkunde 1239). Nach dem Aussterben der Andechser kam Innsbruck 1253 (oder 1263) an Tirol und gelangte 1363 mit diesem an die Habsburger, die um 1420 ihre Residenz von Burg Tirol (nahe Meran) nach Innsbruck verlegten; als Residenz der Tiroler Linie der Habsburger (1420-90 und 1564-1665) erfuhr die Stadt durch ihre Landesherren besondere Förderung, u. a. als Sitz der ober- und vorderösterreichischen Verwaltungsbehörden. 1669 wurde die Universität gegründet; 1613 hatten die Tiroler Landstände ihren Sitz in Innsbruck genommen. 1806-14 gehörte die Stadt zu Bayern; 1809 hatte A. Hofer während des Tiroler Freiheitskampfes sein Hauptquartier in Innsbruck. Seit 1858 (Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz) verzeichnet Innsbruck, seit 1815 wieder Landeshauptstadt, als Handels-, Verwaltungs- und Verkehrszentrum einen stetigen Aufschwung (unterbrochen durch Kriegsschäden 1943-45).
 
Literatur:
 
F.-H. Hye: Die Städte Tirols (Wien 1980);
 F.-H. Hye: I. - Gesch. u. Stadtbild. .. (Innsbruck 1980).
 
 2) österreichisches Bistum, am 9. 12. 1968 für das Bundesland Tirol gegründet; Suffraganbistum von Salzburg. Vorgänger des Bistums, dessen Gebiet ursprünglich zum Bistum Brixen gehörte, war 1921-68 die Apostolische Administratur Innsbruck-Feldkirch. Bischof ist seit 1997 Alois Kothgasser (* 1937). katholische Kirche, Übersicht.
 

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Ịnns|bruck: Hauptstadt von Tirol.

Universal-Lexikon. 2012.