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Swinburne
Swinburne
 
['swɪnbəːn], Algernon Charles, englischer Schriftsteller, * London 5. 4. 1837, ✝ Putney (heute zu London) 10. 4. 1909; aristokratischer Herkunft; finanzielle Unabhängigkeit sicherte seine Schriftstellerexistenz. Während des Studiums in Oxford (1856-60) schloss er sich den Präraffaeliten an. Seine frühen Blankverstragödien »Rosamund« und »The queen-mother« (beide 1860) ahmen das elisabethanische Drama nach; sein die Tradition des griechischen Theaters aufgreifendes lyrisches Drama »Atalanta in Calydon« (1865; deutsch) enthüllt sein Freidenkertum. Bereits hier, stärker aber noch in seinen skandalträchtigen »Poems and ballads« (3 Serien, 1866-89) mit ihren blasphemisch-erotischen Umwertungen und ihrer Darstellung sadomasochistischer Sexualität verstieß er gegen viktorianische Konventionen und öffnete gleichzeitig die englische Literatur dem Einfluss französischer Lyriker wie C. Baudelaire, T. Gautier und S. Mallarmé. Swinburnes Lyrik ist gekennzeichnet durch stilistisch-metrische Kunstfertigkeit und melodisch-rhythmische Klangfülle; er kann daher als einer der Wegbereiter des Ästhetizismus gelten. Während Swinburne in den Zyklen »A song of Italy« (1867) und »Songs before sunrise« (1871; deutsch »Lieder vor Sonnenaufgang«) unter dem Einfluss G. Mazzinis demokratische und republikanische Ideale verherrlichte, fehlt der zweiten und dritten Folge der »Poems and ballads« (1878 und 1889) die Kraft des Frühwerks. Ab 1879 lebte Swinburne wegen vom Alkoholismus angegriffener Gesundheit in der Obhut eines Freundes. Er veröffentlichte u. a. weitere Dramen, in denen er oft Themen der englischen Geschichte gestaltete (»Mary Stuart trilogy«, Teil 1: »Chastelard«, 1865, deutsch; Teil 2: »Bothwell«, 1874; Teil 3: »Mary Stuart«, 1881), die auf T. Malory zurückgreifende, aber auch von R. Wagner angeregte Verserzählung »Tristram of Lyonesse« (1882), literaturkritische Arbeiten (u. a. »William Blake«, 1868; »George Chapman«, 1875) sowie Romane.
 
Ausgaben: The complete works, herausgegeben von E. Gosse und anderen, 20 Bände (1925-27, Nachdruck 1968); Letters, herausgegeben von C. Y. Lang, 6 Bände (2-31969-74).
 
Ausgewählte Gedichte und Balladen, herausgegeben von W. Unus (1910); Gesänge und Balladen (1948).
 
Literatur:
 
R. L. Peters: The crowns of Apollo. S.'s principles of literature and art (Detroit, Mich., 1965);
 C. Enzensberger: Viktorian. Lyrik. Tennyson u. S. in der Gesch. der Entfremdung (1969);
 J. O. Fuller: S. A biography (Neuausg. London 1971);
 M. B. Raymond: S.'s poetics (Den Haag 1971);
 D. S. Thomas: S. The poet in his world (New York 1979);
 K. H. Beetz: A. C. S. A bibliography of secondary works, 1861-1980 (Metuchen, N. J., 1982);
 M. K. Louis: S. and his Gods (Montreal 1990).

Universal-Lexikon. 2012.