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Tennyson
Tennyson
 
['tenɪsn], Alfred, 1. Baron (seit 1884), genannt A. Lord Tennyson, englischer Dichter, * Somersby (County Lincolnshire) 6. 8. 1809, ✝ Aldworth House (bei Haslemere, County Surrey) 6. 10. 1892; Sohn eines Pfarrers, studierte 1828-31 in Cambridge; begann früh Gedichte zu schreiben. Seine ersten Sammlungen, die von düster-melancholischer Subjektivität geprägten »Poems, chiefly lyrical« (1830) sowie die sich moralischer wie sozialer Verpflichtung zuwendenden »Poems« (1832), blieben weitgehend unbeachtet. Mit der zweibändigen Sammlung »Poems« (1842; darin das zeitkritische, aber auch zukunftsoptimistische Gedicht »Locksley Hall« und der dramatische Monolog »Ulysses«) begründete Tennyson, dem seine Zeitgenossen die Überwindung radikaler romantischer Positionen zuschrieben, seine Vorrangstellung, die 1850 zur Verleihung des Titels eines Poet laureate (als Nachfolger W. Wordsworths) führte. Die schon ab 1833 entstandenen rund 130 Elegien der Sammlung »In memoriam« (1850; deutsch auch unter dem Titel »Freundes-Klage«) führen den tiefen persönlichen Schmerz infolge des Todes eines Jugendfreundes zu universaler dichterischer Aussagekraft und gelten heute als Tennysons bedeutendstes Werk. »The princess« (1847), ein Gedicht über die Erziehung der Frau, lässt konventionelle viktorianische Sichtweisen deutlich werden. Eine weitere Absage an die frühe Subjektivität und seine Hinwendung zur viktorianischen Alltagswelt sowie zum Geist der Reform dokumentiert Tennyson in seinen - parallel zu R. Browning perfektionierten - dramatischen Monologen (»Maud«, 1855; deutsch). In seinem Spätwerk wandte er sich verstärkt dem Artusmythos zu und suchte in seinen »Idylls of the King« (1859; deutsche Teilübersetzung unter dem Titel »Königs-Idyllen«) ein Nationalepos im Sinne von E. Spenser und J. Milton zu schaffen. Neben dem erfolgreichen sentimentalen Versroman »Enoch Arden« (1864, deutsch; 1897 vertont von R. Strauss) entstanden historisch-poetische Dramen (»Queen Mary«, 1875; »Harold«, 1876, deutsch; »Becket«, 1884). - Nach seinem Tod begann, besonders unter dem Einfluss der literarischen Moderne, die Wertschätzung von Tennysons Werk als in viktorianischen Perspektiven befangen zu sinken; in jüngerer Zeit hat eine Neubewertung seiner klangvollen Wortkunst eingesetzt.
 
Ausgaben: The works (Eversley edition), herausgegeben von H. Lord Tennyson, 9 Bände (1907-08, Nachdruck 1970); The letters, herausgegeben von C. Y. Lang und anderen, 3 Bände (1981-90); The poems, herausgegeben von C. Ricks, 3 Bände (21987).
 
Ausgewählte Dichtungen, übersetzt von A. Strodtmann (1867); Ausgewählte dramatische Werke, herausgegeben von J. Friedemann (1905); Enoch Arden u. a. Dichtungen, übersetzt von M. Mendheim (1925).
 
Literatur:
 
H. Lord Tennyson: A. Lord T. A memoir by his son, 2 Bde. (London 1897, Nachdr. New York 1969);
 G. O. Marshall: A T. handbook (ebd. 1963);
 
Critical essays on the poetry of T., hg. v. J. Killham (Neuausg. London 1964);
 J. H. Buckley: T. The growth of a poet (Neuausg. Cambridge, Mass., 1967);
 C. Enzensberger: Viktorian. Lyrik. T. u. Swinburne in der Gesch. der Entfremdung (1969);
 P. Henderson: T. Poet and prophet (London 1978);
 F. B. Pinion: A T. companion. Life and works (Neuausg. Basingstoke 1986);
 C. Ricks: T. (Berkeley, Calif., 21989);
 M. Shaw: An annotated critical bibliography of A., Lord T. (Hemel Hempstead 1989);
 P. Levi: T. (London 1993);
 M. Thorn: T. (Neuausg. ebd. 1993).
 

Universal-Lexikon. 2012.