Thraki|en,
Thrazi|en, griechisch Thrạke, neugriechisch Thrạki [θ-], bulgarisch Trạkija, historische Landschaft auf der östlichen Balkanhalbinsel, in Griechenland, Bulgarien und der Türkei. In Griechenland und Bulgarien umfasst Thrakien die thrakische Küstenebene, das Rhodopegebirge und die nördlich vorgelagerte Maritzaebene (Oberthrakische Ebene). Der griechische Teil (8 578 km2, 338 000 Einwohner) mit den Verwaltungsbezirken (Nomoi) Evros, Rhodope und Xanthe gehört zur 1987 gebildeten Region Ostmakedonien und Thrakien; Abseitslage und mangelhafte Infrastruktur sind u. a. Ursachen für wirtschaftliche Rückständigkeit, zugleich den Erhalt einer vielfältigen Natur. Türkisch-Thrakien (Ostthrakien) umfasst den europäischen Teil der Türkei (23 764 km2, 6 Mio. Einwohner) mit dem wald- und niederschlagsarmen »Thrakischen Dreieck« zwischen Edirne, Istanbul und Gelibolu, das im Nordosten von den Istranca Dağlarɪ (bis 1 031 m über dem Meeresspiegel) begrenzt wird, eine Kornkammer vor den Toren Istanbuls.
Im Altertum war Thrakien ursprünglich das gesamte Gebiet im Nordosten der Balkanhalbinsel (Grenzen: im Westen Makedonien, im Norden die Donau, im Osten Schwarzes Meer, im Süden Ägäisches Meer). Das thrakische Küstengebiet und die Chalkidike waren seit etwa 750 v. Chr. Ziel griechischer Koloniegründungen (z. B. Abdera, Byzantion [Byzanz], Amphipolis, Poteidaia, Olynth), die in der klassischen Zeit zum Einflussbereich Athens zählten. Aus den zahlreichen thrakischen Stämmen des Binnenlandes bildete sich erst um 450 v. Chr. ein Reich (Thraker), das 342 v. Chr. von Makedonien unterworfen wurde und nach dem Tod Alexanders des Großen (323 v. Chr.) an Lysimachos fiel. Im 3. Jahrhundert v. Chr. bildete sich auf thrakischem Boden das Keltenreich von Tylis (bis 193 v. Chr.); um 15 v. Chr. wurde Thrakien römischer Klientelstaat. Im Norden entstand 44 n. Chr. die römische Provinz Moesia (später mehrfach geteilt, Mösien), im Süden (zwischen Balkangebirge und Schwarzem Meer) die Provinz Thracia. Im Mittelalter gehörte Thrakien zum Byzantinischen Reich (Thema Thrake nördlich des Marmarameeres), das dann den größten Teil des alten Thrakien an Bulgarien verlor. Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Thrakien osmanisch; die Kriege und Friedensschlüsse zwischen 1912 und 1923 führten zur heutigen Grenzziehung zwischen der Türkei, Griechenland und Bulgarien.
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Thraker: Eine Randkultur im Blickpunkt
Thrakische Silberschätze
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Thra|ki|en; -s: Landschaft auf der Balkanhalbinsel.
Universal-Lexikon. 2012.