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Tierstil
Tierstil,
 
Dekoration in Form von Tiermotiven oder Tiervollplastiken in bestimmter Darstellungsweise und mit Darstellung bestimmter Tiere, besonders in Mittel-, Nord-, Zentralasien sowie in Ost-, Mittel-, Nord- und Westeuropa verbreitet, v. a. als Goldschmiede- und Bronzearbeiten sowie auf Textilien seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. Vorformen scheinen im iranisch-syrischen Raum (Hurriterreich und Loristan [Luristanbronzen]) bis in das 2. Jahrtausend v. Chr. zurückzugehen. Man unterscheidet den germanischen Tierstil (germanische Kunst) und den eurasiatischen Tierstil, dessen Ursprung wohl die Steppengebiete Mittel- und Zentralasiens sind: Steppenkunst, skythische Kunst, Ziwije; für China bedeutend sind die Ordosbronzen sowie Bronzen der Kultur der Dian und des Huaistils (1. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. bis erste Jahrhunderte n. Chr., benannt nach einem Fluss in Zentral-China); Vermittler nach China waren vermutlich Tocharer aus dem Gebiet zwischen Altai und Tienschan. - Es kommen einzelne Tiere (im asiatischen Bereich v. a. Hirsch, Rind, Wildschwein, Tiger, im germanischen Bereich auch z. B. Vögel, »Greifen«, Schlangen, Pferde, »Löwen«), miteinander kämpfende Tiere (in Asien oft Feliden, die ein anderes Tier anfallen), hintereinander laufende Tiere (»Tierprozession«) und Jagdszenen, realistische, stilisierte und ornamentalisierende Darstellungen vor. Oft wird die Tierform naturfremd zum »Rolltier« gestaltet mit angewinkelten Beinen und zurückgebogenem, auf den Rücken gelegten Kopf. Die Hinterbeine können auch nach oben gebogen sein, sodass eine S-Form entsteht. Ohren, Augen und Gelenke können durch Kreise oder Herzen, oft mit Steineinlagen, wiedergegeben werden; Krallen, Schwanz oder Hirschgeweih können zu Vogelköpfen umgestaltet werden. Manchmal werden auf der Körperfläche oder auf dem Kopf weitere Tiere abgebildet.
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Skythen und Maioten: Der eurasische Tierstil
 

Universal-Lexikon. 2012.