Wẹst|eu|ro|pa; -s:
westlicher Teil Europas.
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Wẹst|europa,
der westliche Teil Europas mit Frankreich, den Britischen Inseln (geographisch auch als Nordwesteuropa definiert) und den Beneluxländern (geographisch auch zu Mitteleuropa gerechnet).
Die ältesten Zeugnisse menschlicher Kultur aus der Altsteinzeit in Westeuropa sind Geröllwerkzeuge und Abschläge aus hoch gelegenen Terrassenschottern der Garonne. In der Höhle Vallonet an der französischen Mittelmeerküste fanden sich Steingeräte zusammen mit Tierresten des frühen Eiszeitalters. Das Abbevillien ist noch auf wenige Fundpunkte beschränkt. In weiterem Umfang sind altsteinzeitliche Kulturreste von der Mindel-Kaltzeit an nachzuweisen. Im Pariser Becken und im unteren Rhônegebiet ist das Frühacheuléen belegt. Das Mittel- und Spätacheuléen ist in ganz Westeuropa verbreitet, ebenso das Moustérien. In den Kaltzeiten des Eiszeitalters war Westeuropa ein Refugium der eiszeitlichen Tierwelt. Hier hat die Jagd auf Herdentiere dem Menschen des Mittel- und Jungpaläolithikums eine sichere Wirtschaftsgrundlage ermöglicht. Das Auftreten des Homo sapiens sapiens (Mensch von Combe-Capelle und Cro-Magnon-Mensch) führte zu verfeinerten Jagdtechniken und zur Entfaltung der bildenden Kunst (Eiszeitkunst). Als Folge der Klimabesserung um 10 000 v. Chr. entwickelten sich die an verschiedenen Biotope angepassten Jäger- und Fischerkulturen der Mittelsteinzeit, von denen das Sauveterrien und das Tardenoisien besonders expansiv waren.
Die Jungsteinzeit hat an der Mittelmeerküste mit dem Eindringen von ostmediterranen Kulturelementen (Impressokeramik; Mahlsteine, Agrarisierung) bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. begonnen. Die Haustiere (zuerst Schaf, Schwein und Rind) verbreiteten sich auf dem Küstenweg (Ligurien) und zur See (Korsika). Während die meisten frühneolitischen Siedlungsreste in Höhlen bezeugt sind, konnte bei Orange (Courthezon) eine dörfliche Siedlung mit Rundhütten aufgedeckt werden. Die Cardiumkeramik (Impressokeramik) ist in der Küstenzone von Ligurien bis Katalonien vertreten. Im Gebiet nördlich der Cevennen fand die Landwirtschaft erst im 4. Jahrtausend v. Chr. Eingang. Im Binnenland sind die wichtigsten Anregungen auf die bandkeramische Kultur zurückzuführen, die in ihrer jüngeren Phase vom Ober- und Niederrhein bis in das Pariser Becken vordrang.
Das mittlere Neolithikum wurde in Frankreich durch die Chasseykultur geprägt; in Verbindung mit der ihr nahe stehenden Cortaillodkultur wurde das Gebiet zwischen den Westalpen und den Pyrenäen für ein Jahrtausend zur einheitlichen Kulturzone. Die Region zwischen Maas und Rhein war stärker an Mitteleuropa gebunden. An der Atlantikküste war die neolithische Kulturentwicklung schon im 4./3. Jahrtausend v. Chr. durch die Errichtung von Megalithbauten bestimmt (Carnac). Im Spätneolithikum (ab Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr.) bildete die Seine-Oise-Marne-Kultur mit Schwerpunkt im Pariser Becken die Verbindung zum nördlichen Alpenvorland (Horgener Kultur). Mit der Ausbreitung der Glockenbecherkultur von Spanien bis Mitteleuropa zeichnete sich in Westeuropa vom Atlantik bis zum Mittelmeer ein prägnanter chronologischer Horizont ab, der den Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. markiert.
Der Beginn der Bronzezeit ist durch das Auftreten der Rhônekultur gekennzeichnet. In vielen Teilen Frankreichs ist sie bis in das 16. Jahrhundert v. Chr. noch mit spätneolithischen Bevölkerungsgruppen in Berührung gekommen. Die mittlere Bronzezeit bildet in Westeuropa eine wohl vom Fernhandel begünstigte Stabilisierungsphase, die um 1200 v. Chr. von der Urnenfelderkultur unterbrochen wurde. Die ältere Eisenzeit (750-450 v. Chr.) wird mit Ausnahme des mediterranen Küstengebiets, in dem iberischen und griechische Einflüsse vorherrschten, durch die Hallstattkultur repräsentiert. Mit der Gründung der griechischen Kolonien an der Mittelmeerküste um 600 v. Chr. (Massalia, heute Marseille, Ampurias) begann für Westeuropa die Frühgeschichte.
Über die Vorgeschichte Spaniens und Portugals Iberische Halbinsel; über die Vorgeschichte Nordwesteuropas Britische Inseln.
Zur Geographie und Geschichte Europa.
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Wẹst|eu|ro|pa; -s: westlicher Teil Europas.
Universal-Lexikon. 2012.