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Tübinger Schule
Tübinger Schule,
 
Bezeichnung für die von der Universität Tübingen im 19. Jahrhundert ausgehenden Richtungen der evangelischen und katholischen Theologie. Die von G. W. F. Hegel und F. D. E. Schleiermacher geprägte evangelische Tübinger Schule entwickelte durch Anwendung der »historisch-kritischen Forschung« auf die Kirchen- und Dogmengeschichte, v. a. aber auf die neutestamentliche Wissenschaft, die historische Quellenkritik zum methodischen Standard in der Theologie. Den Anstoß gab D. F. Strauss mit seinem Werk »Leben Jesu« (2 Bände, 1835/36); als eigentlicher Begründer gilt F. C. Baur. Die katholische Tübinger Schule verband unter Vernachlässigung der Scholastik die historisch-kritische Methode mit einem gemäßigten Traditionalismus. Als Begründer dieser die gesamte katholische Theologie stark beeinflussenden Tübinger Schule gelten J. S. von Drey, J. B. von Hirscher und J. A. Möhler; bedeutende Vertreter waren J. E. von Kuhn, Franz Anton Staudenmaier (* 1800, ✝ 1856), C. J. Hefele und F. X. Funk. Sprachrohr war die seit 1819 erscheinende »Theologische Quartalschrift«.
 
Literatur:
 
Ev. T. S.: K. A. Klüpfel: Die Univ. Tübingen in ihrer Vergangenheit u. Gegenwart (1877);
 F. C. Baur: Für u. wider die T. S. (Neuausg. 1975).
 
Kath. T. S.: J. R. Geiselmann: Die kath. T. S. (1964);
 H. Harris: The Tübingen School (Oxford 1975);
 
Tübinger Theologen u. ihre Theologie, hg. v. R. Reinhardt (1977).
 

Universal-Lexikon. 2012.