Akademik

Vignola
Vignola
 
[viɲ'ɲɔːla], Giacomo da Vignola, eigentlich G. (Jacopo) Barọzzi, italienischer Baumeister und Architekturtheoretiker, * Vignola (bei Modena) 1. 10. 1507, ✝ Rom 7. 7. 1573; ging nach einer Malerlehre 1530 nach Rom, wurde 1534-36 in der römischen Bramanteschule B. Peruzzis und A. da Sangallos des Jüngeren als Architekt ausgebildet. Seine Vermessungen antiker Bauten (1530 ff.) lieferten die Grundlagen für sein Lehrbuch »Regola delli cinque ordini d'architettura« (1563), das den klassischen Formenbestand systematisch darstellt. 1541-43 in Paris und Fontainebleau, dann in Bologna tätig, ab 1546 im Dienst des Hauses Farnese, ging Vignola um 1550 wieder nach Rom; 1564 Michelangelos Nachfolger als Bauleiter der Peterskirche. Seine klassisch korrekten Formen sind mit dem herben Ernst des römischen Manierismus erfüllt (Entwurf der Villa Giulia, wohl mit G. Vasari begonnen und von B. Ammanati vollendet). Für den katholischen Kirchenbau wurde der von ihm 1568 ff. gestaltete Raum der Kirche Il Gesù in Rom wegweisend, ein weiter Saal mit untergeordneten Kapellen und Tonnengewölbe, mit dem für die Architektur der Gegenreformation charakteristischen Tiefenzug und lichterfüllter steiler Kuppel (Wölbung und Fassade von G. della Porta). Zu seinen weiteren Hauptwerken gehören der Palazzo Farnese in Caprarola und Sant' Anna dei Palafrenieri (1572 ff.) in Rom über ovalem Grundriss.
 
Weitere Werke: Sant' Andrea in Via Flaminia (1551-54) und wahrscheinlich Santa Maria dell'Orto (1553 ff.) in Rom; zwei Nebenkuppeln der Peterskirche (eine über der Capella Colonna); Fassadenentwürfe (1543-46) und Tabernakel (1547/48) für San Petronio in Bologna; Palazzo Mazzolini-Mandelli (1545) und Portico dei Banchi (1560-68), ebenda; Erweiterung des Palazzo Farnese in Piacenza (1560 ff.; unvollendet); Umbau der Villa Lante in Bagnaia, heute zu Viterbo (1566 ff.).
 
Entwurf für die Kirche des Escorial (1572; verschollen).
 
Schrift: Le due regole della prospettiva pratica (herausgegeben 1583, unvollendet).
 
Literatur:
 
M. Walcher Casotti: Il V., 2 Bde. (Triest 1960);
 
Mostra di Jacopo Barozzi detto il V., Beitrr. v. M. Walcher Casotti u. a., Ausst.-Kat. (Bologna 1973).
 

Universal-Lexikon. 2012.