Colọnna,
römische Adelsfamilie, erstmals um 1100 erwähnt, stammt der Tradition nach von den Grafen von Tusculum ab; Aufstieg zu einem der reichsten Geschlechter in Latium v. a. während des 13. Jahrhunderts. Der Streit mit Papst Bonifatius VIII. und den Caetani führte zu zeitweiligen Rückschlägen. Die meisten Colonna waren Ghibellinen und spielten neben den Orsini die bedeutendste Rolle in Rom. Das Geschlecht stellte zahlreiche Kardinäle und Erzbischöfe, aber nur einen Papst, Martin V. Traditionsgemäß steht den Colonnas noch heute bei der Papstwahl das Amt des (weltlichen) Konklavemarschalls zu; sie sind päpstliche Thronassistenten. - Der Palazzo Colonna in Rom, am Abhang des Quirinalshügels, birgt bedeutende Kunstschätze.
P. Paschini: I C., le grande famiglie Romane (Rom 1959).
Bedeutende Vertreter:
1) Giovanni, Benediktiner, ✝ 1214/15; Abt von San Prisca; seit 1184 Kardinalbischof, 1205 Bischof von San Sabina. Päpstliches Legat in der Provence in den Auseinandersetzungen um die Albigenser. Durch seine Vermittlung wurde die erste Regel der Franziskaner von Papst Innozenz III. mündlich bestätigt.
2) Giovanni, Kardinal (seit 1212), ✝ 17. 1. 1244; Apostolisches Legat im Kreuzzug von 1218/19; 1232 von Papst Gregor I. mit der Verwaltung des Kirchenstaats während seiner Abwesenheit und der Führung des Kampfs gegen Kaiser Friedrich II. in den Marken betraut, trat jedoch zu dessen Partei über; deshalb in Rom gefangen gesetzt; 1243 von Friedrich II. befreit.
3) Oddo, Oddone, lateinisch Odo, Martin V., Papst.
4) Sciarra, eigentlich Giacomo ['dʒaːkomo], Kardinal, ✝ 1329; einer der Hauptbeteiligten bei der Gefangennahme Papst Bonifatius' VIII. in Anagni (1303); krönte 1328 Ludwig den Bayern, dem er die Tore Roms geöffnet hatte, im Namen des römischen Volkes zum Kaiser; musste nach dem Abzug Ludwigs fliehen und starb im Exil.
5) Vittoria, italienische Dichterin, * Castello di Marino (bei Rom) wahrscheinlich 1492, ✝ Rom 25. 2. 1547; heiratete 1509 Ferrante d'Avalos, Marchese von Pescara; lebte nach dem Tod ihres Gatten (✝ 1525) bis 1537 in Ischia, dann im Kloster und ab 1544 in Rom. Ihre Sonette (»Rime«, 1538) im Stil der Petrarcaschule sind mit platonisierenden Ideen durchsetzt. Sie stand in enger Verbindung mit den berühmtesten Persönlichkeiten ihrer Zeit, v. a. mit Michelangelo, der einige seiner schönsten Sonette an sie richtete.
Ausgaben: Rime e lettere, herausgegeben von G. E. Saltini (1860); Rime scelte. Ausgewählte Sonette, übersetzt von H. Mühlestein (31951).
K. Pfister: V. C. (1950);
S. Thérault: Un cénacle humaniste de la Renaissance autour de V. C., châtelaine d'Ischia (Florenz 1968).
Colọnna,
Francesco, italienischer Schriftsteller, * Venedig 1433 oder 1434, ✝ ebenda 1527; Dominikanermönch. Er ist als Verfasser des vielleicht um 1467 geschriebenen, 1499 bei Aldus Manutius in Venedig gedruckten Romans »Hypnerotomachia Poliphili« (einer Liebesgeschichte, in der der Held im Traum eine Idealwelt durchwandert) durch das Akrostichon der 38 Kapitel gesichert. Bedeutend sind die zahlreichen Holzschnitte des Erstdrucks.
Ausgabe: Hypnerotomachia Poliphili, herausgegeben von G. Pozzi und L. A. Ciapponi, 2 Bände (Padua 1964).
E. Kretzulesco-Quaranta: Les jardins du songe. »Poliphile« et la mystique de la Renaissance (Paris 1976).
Universal-Lexikon. 2012.