Vivạldi
[v- ], Antonio Lucio, italienischer Komponist und Violinist, * Venedig 4. 3. 1678, ✝ Wien 28. 7. 1741; erlernte bei seinem Vater das Violinspiel, erhielt 1703 die Priesterweihe und wurde im gleichen Jahr Maestro di violino am Mädchenkonservatorium »Ospedale della Pietà« in Venedig, für das er die meisten seiner Werke schrieb und dessen Konzerte unter seiner Leitung berühmt wurden. Seit 1716 war er dort Maestro de' concerti, unternahm jedoch seit 1718 zahlreiche Reisen in italienische Städte, nach Wien, Prag und Amsterdam, hauptsächlich um seine Opern aufzuführen. 1723-25 lebte er vorwiegend in Rom. Vivaldi war einer der größten Violinisten seiner Zeit. Seine Bedeutung als Instrumentalkomponist beruht v. a. auf seinen etwa 500, in Form, Besetzung und Charakter sehr verschiedenartigen Konzerten, die die spätbarocke Entwicklung der Gattung entscheidend beeinflusst haben. Dazu zählen etwa 350 Konzerte für ein Soloinstrument und Orchester (etwa 230 für Violine, die übrigen für fast alle damals üblichen Instrumente), über 40 Doppelkonzerte, über 30 für drei bis vier Solisten, rd. 20 Gruppenkonzerte ohne Tutti und rd. 60 Streicherkonzerte ohne Soloinstrumente, die als Frühform der Sinfonie gelten können. Die Form der Konzerte (z. B. »Die vier Jahreszeiten«, 1725) ist durchweg dreisätzig, der erste Satz zeigt meist deutliche Ritornellbildung. Charakteristisch sind eine nuancenreiche Instrumentation, affektvolle Melodiebildung (v. a. in den von der Oper beeinflussten langsamen Mittelsätzen) und lebhafte Rhythmik. Vivaldis Stil hat auf viele Komponisten prägend gewirkt, wie u. a. J. S. Bachs Bearbeitungen seiner Werke zeigen. Vivaldi schrieb ferner 46 Opern (21 erhalten), 3 Oratorien, über 90 Sonaten und Trios und viele weltliche und geistliche Vokalwerke.
W. Kolneder: A. V. 1678-1741. Leben u. Werke (1965);
W. Kolneder: A. V. Dokumente seines Lebens u. Schaffens (21983);
M. Talbot: A. V. Der Venezianer u. das barocke Europa. Leben u. Werk (a. d. Engl., 1985);
P. Ryom: Répertoire des œuvres d'A. V. (Kopenhagen 1986);
M. Stegemann: A. V. (24.-26. Tsd. 1998).
Universal-Lexikon. 2012.