Wlạssow,
Vlạsov, Andrej Andrejewitsch, sowjetrussischer General, * Lomakino (bei Nischnij Nowgorod) 1901, ✝ (hingerichtet) Moskau 1. 8. 1946; Offizier, ab 1930 in der KPdSU; war 1938-39 Chef der sowjetischen Militärmission in China, nahm 1941 als Befehlshaber der 20. sowjetischen Armee an der Verteidigung von Moskau teil. Im Juli 1942 geriet er im Wolchow-Kessel als Befehlshaber der 2. sowjetischen Stoßarmee in deutsche Gefangenschaft. Seine von Teilen des Generalstabes und des OKW unterstützte Bereitschaft, auf deutscher Seite eine antibolschewistische Armee aufzubauen, stieß zunächst auf die Ablehnung Hitlers. Im März 1943 durfte ein fiktiv in Smolensk, tatsächlich in Berlin residierendes »Russisches Komitee« eine Propagandaaktion unter russischen Kriegsgefangenen unternehmen. Nach den schweren militärischen Niederlagen (v. a. 1944) der Wehrmacht sprach sich H. Himmler für die Annahme des Angebots von Wlassow aus. Am 14. 11. 1944 konnte das von Wlassow geführte »Komitee zur Befreiung der Völker Russlands« auf dem Prager Hradschin ein Manifest veröffentlichen, das den Sturz Stalins durch eine Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischen Deutschland propagierte. Bis Anfang 1945 konnten aus russischen Kriegsgefangenen und Hilfswilligen zwei Divisionen der »Russischen Befreiungsarmee« (Abkürzung ROA, auch als »Wlassow-Armee« bekannt) aufgestellt werden. Die etwa 50 000 Mann starke ROA hatte nur noch wenige Einsätze; ein Teil von ihr unterstützte Anfang Mai 1945 jedoch den Aufstand in Prag gegen die deutschen Truppen. Am Ende des Krieges gerieten Wlassow und seine Soldaten in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Sie wurden an die Sowjetunion ausgeliefert.
A. Dallin: Dt. Herrschaft in Rußland 1941-1945 (a. d. Amerikan., 1958, Nachdr. 1981);
S. Steenberg: W. (1968);
W. Strik-Strikfeldt: Gegen Stalin u. Hitler (21970);
J. Hoffmann: Die Gesch. der W.-Armee (21986).
Universal-Lexikon. 2012.