* * *
Tạl|linn:
Hauptstadt von Estland.
* * *
Tạllinn
['talljːinn], deutsch Reval, russisch Tạllin, vor 1918 russisch Rẹwel, Hauptstadt von Estland, 0-65 m über dem Meeresspiegel, an der teilweise steilen Küste der Revalbucht (Südküste des Finnischen Meerbusens), (2000) 408 300 Einwohner; evangelischer Erzbischofssitz; Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum des Landes mit Estnischer Akademie der Wissenschaften, Kunst-, Pädagogik- und Technischer Universität, Konservatorium u. a. Hochschulen, Nationalbibliothek (seit 1993) und zahlreichen Museen, mehreren Theatern, Philharmonie, zoologischer und botanischer Garten und Filmstudio; alle fünf Jahre Sängerfest (20 000 Teilnehmer). Als Wirtschaftszentrum Estlands ist Tallinn einschließlich Umland mit etwa 40 % an der gesamten estnischen Industrieproduktion beteiligt. Wichtigste Branchen sind Maschinen- und Schiffbau, Herstellung von Elektrogeräten, Textil- (besonders Baumwollverarbeitung) und Bekleidungs-, Möbel- und Papier-, Metallverarbeitungs-, chemische und pharmazeutische sowie Lebensmittelindustrie; Druckereigewerbe. Tallinn ist Verkehrsknoten, besitzt zwei eisfreie Handelshäfen (Stadthafen mit Fährverkehr nach Helsinki, Stockholm, Kiel und Travemünde; seit 1986 neuer Hochseehafen Muuga 20 km außerhalb der Stadt; Gesamtumschlag 1995: 13,0 Mio. t), Fischereihafen sowie einen internationalen Flughafen. An der Mündung der Pirita (im Nordosten) liegt das Seebad Pirita, 1980 Ort der olympischen Segelwettbewerbe.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt Tallinn starke Zerstörungen. Die Straßenzüge wurden nach einer Bauaufnahme des 18. Jahrhunderts rekonstruiert. Beherrschend über der Stadt liegt der Domberg (48 m über dem Meeresspiegel) mit Befestigungsanlagen des 13. Jahrhunderts, dem ehemaligen Gouverneurspalast (1767-73; heute Sitz von Parlament und Regierung) und dem Dom (13.-15. Jahrhundert, Turm 1778). In der befestigten Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) die Nikolauskirche (ursprünglich um 1280, Umbau 15.-16. Jahrhundert, Turmhelm 1695) mit Fragment des »Totentanzfrieses« (15. Jahrhundert) von B. Notke; Heiliggeistkirche (14. Jahrhundert) mit Altar von B. Notke (1483); die Olaikirche (im Kern 13./14. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert umgebaut) wurde nach Bränden im 17. und 19. Jahrhundert erneuert; Rathaus (14./15. Jahrhundert); Haus der Großen Gilde (1407-10); Schwarzhäupterhaus (15./16. Jahrhundert); Häusergruppe »Drei Schwestern« (15. Jahrhundert). Im östlichen Stadtteil das ehemalige Schloss Katharinental (Kadriorg, 1718-23 für Peter I. erbaut) und in Pirita die Ruinen des ehemaligen Brigittenklosters (15.-Anfang 16. Jahrhundert, 1575-77 zerstört); in Rocca al Mare das Freilichtmuseum (Bauernhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts).
Die im 10. Jahrhundert entstandene befestigte Siedlung der Esten Lịndanise (in russischen Chroniken als Kolywạn bekannt) wurde 1154 erstmals urkundlich erwähnt. 1219 von den Dänen erobert und neu befestigt, erhielt sie den Namen Reval. In ihrer Nähe gründete der Schwertbrüderorden nach der dänischen Niederlage bei Bornhöved (1227) eine deutsche Stadt, die 1230 lübisches Recht erhielt und 1285 der Hanse beitrat. Seit 1346 beim Deutschen Orden, entwickelte sich die Stadt (die Mehrzahl der Bevölkerung waren Esten, die Deutschen bildeten die Oberschicht) zu einem Haupthafen für den Handel mit Russland. 1561 kam Reval mit Estland an Schweden, während des Großen Nordischen Krieges 1710 an Russland (Verwaltungszentrum des Estnischen Gouvernements); 1918-40 war es Hauptstadt der Republik Estland, 1940-90 der Estnischen SSR, seitdem wieder der Republik Estland.
* * *
Tạl|linn: Hauptstadt von Estland.
Universal-Lexikon. 2012.