Kunst als Selbstzweck
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l'art pour l'art 〈[lar pur la:r] n.; - - -; unz.〉 „die Kunst für die Kunst“, von dem Philosophen Victor Cousin 1836 geprägtes Schlagwort für die These, dass die Kunst nur nach ihren eigenen Gesetzen, nach rein künstler. Maßstäben zu beurteilen sei, was zu einer Kunstrichtung führte, die die Kunst von Inhalt u. Zusammenhang mit dem Leben losgelöst sehen wollte
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L'art pour l'art [larpur'la:r ], das; - - - [frz. = die Kunst für die Kunst] (bildungsspr.):
Kunst, die keine bestimmte Absicht u. keinen [gesellschaftlichen] Zweck verfolgt; Kunst als Selbstzweck.
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I L'art pour l'art
Der französische Philosoph und Politiker Victor Cousin (1792-1867) ist der Urheber dieses französischen Schlagwortes (wörtlich übersetzt »die Kunst für die Kunst«), das immer umstritten blieb. In einer seiner an der Sorbonne gehaltenen Vorlesungen verkündete Cousin, dass ebenso wie die Religion für die Religion, die Moral für die Moral, so auch die Kunst nur für die Kunst da sei. Aus dieser Ansicht entwickelte sich eine Kunsttheorie, die in Frankreich längere Zeit verbreitet war, nach der die Kunst nur Selbstzweck sei, abgelöst von allen ihr fremden Zielen, und dass künstlerische Wirkung nur der ästhetischen Gestaltung zuzuschreiben sei. Aus dem Schlagwort L'art pour l'art wurde dann aber in der Folgezeit immer mehr eine Art Losung der Gegner dieser Kunstauffassung, die damit eine der Wirklichkeit total entfremdete Kunst anprangerten. Heute wird der Ausdruck im Deutschen oft auch allgemeiner gebraucht und nicht nur auf die Kunst bezogen. Er dient dann beispielsweise dazu, jemandes intensive, aber nutzlose Beschäftigung mit etwas abwertend als Selbstzweck, als reine Spielerei zu bezeichnen.
II
L'art pour l'art
[larpur'laːr; französisch »die Kunst um der Kunst willen«] das, - - -, von V. Cousin stammende Formel (»Du vrai, du beau et du bien«, 1836) für eine Kunsttheorie, die in Frankreich etwa 1830-70 verbreitet war und v. a. von T. Gautier (zuerst in der Vorrede zu seinem Roman »Mademoiselle de Maupin«, 1835) vertreten wurde: Kunst ist demnach Selbstzweck, losgelöst von allen moralischen, politischen oder sonstigen außerkünstlerischen Zielsetzungen, sie ist Gestaltung des Schönen, das als etwas jedem Nutzen Entgegengesetztes verstanden wird; sie wirkt dementsprechend ausschließlich durch die ästhetische Gestaltung, ihren Wert bezieht sie nur aus sich selbst (Poésie pure). Vertreter dieser dem Ästhetizismus nahe stehenden Literatur waren in Frankreich besonders G. Flaubert, C. Baudelaire, die Brüder E. und J. de Goncourt, C. M. Leconte de Lisle, T. de Banville, J.-K. Huysmans, in England O. Wilde und W. H. Pater; die Symbolisten und die Parnassiens, in Deutschland der George-Kreis waren vom Konzept dieser Kunstrichtung beeinflusst; der russische Formalismus vertrat ähnliche Vorstellungen.
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L'art pour l'art [larpur'la:r], das; - - - [frz. = die Kunst für die Kunst] (bildungsspr.): Kunst, die keine bestimmte Absicht u. keinen [gesellschaftlichen] Zweck verfolgt; Kunst als Selbstzweck.
Universal-Lexikon. 2012.