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Do|mes|ti|ka|ti|on 〈f. 20〉
1. Zähmung wildlebender Tiere zu Haustieren
2. Züchtung wildwachsender Pflanzen zu Kulturpflanzen
[zu lat. domesticus „häuslich“]
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Do|mes|ti|ka|ti|on, die; -, -en [frz. domestication]:
allmähliche Umwandlung von Wildtieren in Haustiere od. von wild wachsenden Pflanzen in Kulturpflanzen durch den Menschen:
die D. des Haushundes.
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Domestikation
[französisch, zu lateinisch domesticus »zum Haus gehörend«] die, -/-en, Umwandlung von wild lebenden Tier- und Pflanzenarten in Haustiere (Haustierwerdung) und Kulturpflanzen durch gezielte Züchtung.
Durch C. Darwin wurde allgemein bekannt, dass domestizierte Formen von Wildarten abzuleiten sind und dass sich in der Domestikation eine ganz außerordentlichen Wandlungsfähigkeit in Form und Leistung erzielen lässt. Gestützt auf ein umfassendes Studium der Haustiere und Kulturpflanzen, gewann Darwin wesentliche Grundlagen für seine allgemeinen Vorstellungen über den Artenwandel.
Die ältesten Kulturpflanzen (Einkorn, Gerste, Mais, Reis) sind wahrscheinlich aus Sammelpflanzen entstanden; der Anbau von Nutzpflanzen begann vor rd. 10 000-12 000 Jahren in den Tropen. Wohl noch in der Altsteinzeit dürften nomadische Jägerstämme den wandernden Rentierherden gefolgt sein, die genutzt und kontrolliert wurden; dies war eine Vorstufe der Domestikation. Das älteste bisher nachgewiesene echte Haustier ist ein Hund, dessen Unterkiefer 1914 im Siebengebirge in einem Grab zusammen mit Skeletten von Cro-Magnon-Menschen gefunden wurde. Dieser einem kleinen Schäferhund ähnlichen Hund wird auf etwa 15 000 Jahre geschätzt und zeigt gegenüber der Wildform Wolf schon Domestikationserscheinungen. In der Folge gab es Versuche, die wichtigsten Jagdtiere Vorderasiens, Antilopen und Gazellen, in Herden zu halten, um von dem unsicheren Ausgang der Jagd unabhängig zu sein. Mit dem aufkommenden Getreideanbau ging die Haltung von Antilopen und Gazellen zugunsten von Ziegen und Schafen zurück. Aber erst die weitere Verbreitung des Ackerbaus und die dadurch erforderlich gewordene Sesshaftigkeit der Menschen gegen Ende der mittleren Steinzeit machte die Domestikation weiterer Tiere, v. a. der Rinder, möglich und erlaubte die Herauszüchtung besonderer Eigenschaften, z. B. zur Nutzung domestizierter Tiere als Fleisch-, Milch- und Wolllieferanten, Zug-, Last- und Reittiere. Dadurch schuf die Domestikation wichtige Grundlagen für die weitere Kulturentwicklung. Heute kann als gesichert gelten, dass die Domestikation von mehreren Zentren in Europa, Asien und Südamerika ausging.
Die Bedingungen primitiver Domestikation weichen wenig von denen des Wildzustandes ab. Zunächst ist die Härte des Kampfes ums Dasein für die domestizierten Tiere vermindert und die Zuchtauslese verändert. Trotzdem stellt sich sehr rasch eine erbbedingte Formenvielfalt ein. Dieser Formenreichtum bietet die Möglichkeit zum Herauszüchten vielgestaltiger und sehr voneinander abweichender Domestikationsrassen mit oft bei Wildformen unbekannten Besonderheiten (Domestikationsmerkmale). Bedeutungsvoll ist, dass in der Domestikation trotz der Unterschiedlichkeit der Arten überall ähnliche Abwandlungen auftreten: Riesen und Zwerge, bestimmte Proportionsveränderungen, höhere Fruchtbarkeit sind von Tier und Pflanze in der Domestikation bekannt. Bei Tieren fallen ähnliche Veränderungen verschiedenster Arten in Körper- und Augenfarbe, Haarbeschaffenheit, Hautfaltenbildung, Ohrlänge (z. B. Hängeohrigkeit bei Haustieren), Fettansatz sowie bemerkenswerte Stoffwechselveränderung auf, die Sinnesorgane sind weniger leistungsfähig, das Gehirn bis zu 30 % kleiner. Die genetischen Grundlagen von Domestikationen sind zum Teil bekannt.
C. Darwin: Ges. Werke, Bd. 3 u. 4: Das Variieren der Thiere u. Pflanzen im Zustande der D. (a. d. Engl., 41910);
H. Kuckuck: Von der Wildpflanze zur Kulturpflanze (21943);
H. Nachtsheim: Vom Wildtier zum Haustier (21949);
W. Herre: Neue Ergebnisse zoolog. D.-Forschung, in: Verh. der dt. Zoologen, Jg. 43 (1950); W. Herre u. M. Roehrs: D. u. Stammesgesch., in: Evolution der Organismen, hg. v. G. Heberer, Bd. 2 (31971);
F. Schwanitz: Die Entstehung der Nutzpflanzen als Modell für die Evolution der gesamten Pflanzenwelt, in: ebd.;
H. Hemmer: D. Verarmung der Merkwelt (1983);
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Do|mes|ti|ka|ti|on, die; -, -en [frz. domestication]: allmähliche Umwandlung von Wildtieren in Haustiere od. von wild wachsenden Pflanzen in Kulturpflanzen durch den Menschen: die D. des Haushundes; sein überaus starker Herdentrieb, der die D. des Pferdes überhaupt ermöglichte (Dwinger, Erde 200); Ü Zur D. der an sich immer gefährlichen Herrschaft reiche die - grundsätzlich willkommene - innerstaatliche Konkurrenz der Parteien nicht aus (Handelsblatt 30. 10. 98, 7).
Universal-Lexikon. 2012.