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Hermannstadt
Sibiu (rumänisch)

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Hẹrmannstadt,
 
rumänisch Sibiu, ungarisch Nagyszeben ['nɔdjsɛbɛn], Hauptstadt des Kreises Hermannstadt, Rumänien, 415 m über dem Meeresspiegel, in Siebenbürgen vor dem Nordrand der Südkarpaten, 169 300 Einwohner; Sitz eines rumänisch-orthodoxen Metropoliten und eines deutschen evangelisch-lutherischen Bischofs; Universität (1990 gegründet), Bibliothek »Astra« (1861 gegründet), Museen, rumänisches und deutsches Theater; Herstellung von Industrieausrüstungen, Landmaschinenbau, Nahrungsmittel-, chemische, Holz-, Textil- und Bekleidungsindustrie; Verkehrsknotenpunkt, Flughafen.
 
Stadtbild:
 
Die Stadt, in Ober- und Unterstadt gegliedert, hat ihr mittelalterliches Gepräge weitgehend bewahrt. Von der starken Umwallung (begonnen Ende 14. Jahrhundert) sind Basteien und Türme des 15.-17. Jahrhunderts erhalten. Das schon 1292 bezeugte Spital mit Kirche besitzt noch einen romanischen Treppenturm. Die evangelische Pfarrkirche, ein im Wesentlichen spätgotischen Bau (14.-15. Jahrhundert), wurde an der Stelle der römischen Basilika errichtet, im Innern Fresken (1445) und Orgel des späten 17. Jahrhunderts Die katholische Kirche wurde 1726-28 erbaut. Das alte gotische Rathaus (15. Jahrhundert) wurde im 17. Jahrhundert umgebaut. Zum ehemaligen Dominikanerkloster (seit 1728 Ursulinenkloster) gehört eine spätgotische Hallenkirche (um 1480); orthodoxe Kirche »Am Graben« (18. Jahrhundert), orthodoxe Kathedrale (1902-06). Im spätbarocken Brukenthal-Palais (um 1790) Museum (seit 1817) mit bedeutender Bibliothek.
 
Geschichte:
 
An der Stelle des römischen Militärlagers Cedonia wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts von Nürnberger Kolonisten die Siedlung Hẹrmannsdorf gegründet, die 1192-96 als Cibinium in den Quellen erscheint. 1241/42 von den Mongolen zerstört, erhielt der wieder errichtete bedeutende Handelsplatz um die Mitte des 14. Jahrhunderts Stadtrecht. Als Hermannstadt (seit 1366) war der Ort nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch politischer (Sitz des Sachsengrafen, nach 1691 des Siebenbürger Guberniums) und kultureller Mittelpunkt der Siebenbürger Sachsen.
 
Literatur:
 
E. Sigerus: Chronik der Stadt H. 1100-1929 (Hermannstadt 1929).
 

Universal-Lexikon. 2012.