Gẹr|bung 〈f. 20〉 das Gerben
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Gẹr|bung, die; -, -en:
das Gerben; das Gegerbtwerden.
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Gerbung,
Umwandlung der im Äscher enthaarten Tierhäute und Tierfelle (Blöße) mithilfe von Gerbstoffen in Leder. Zu den wichtigsten Gerbverfahren zählen die Gerbung mit mineralischen und pflanzlichen Gerbstoffen, die Gerbung mit Fettgerbstoffen sowie die Gerbung mit synthetischen Gerbstoffen. Besondere Ledereigenschaften oder verfahrenstechnische Vorteile werden durch Kombinationsgerbung erreicht, wobei verschiedene Gerbverfahren gleichzeitig oder nacheinander angewendet werden (Vor-, Kombinations-, Nachgerbung).
Die Gerbung mit pflanzlichen Gerbstoffen (Loh-, Rot-, Vegetabilgerbung) kann in Gruben oder in rotierenden Fässern erfolgen. Bei der Grubengerbung wird der Gerbstoff im Gerbsystem aus der Lohe herausgelöst und in steigender Konzentration in Farbengang (System aus 6-12 Gruben; niedrige Gerbstoffkonzentration), Versenk (Grube mit absenkbarer Bodenplatte, auf der die Blößen in die höher konzentrierte Gerbbrühe hinabgelassen werden) und Versatz (einzelne, z. B. eichenholzverschalte Grube, in die die Blößen in frische Lohe geschichtet werden; hohe Konzentration) in das Blößenmaterial eingebracht. Diese Gerbung dauert je nach Lederart (Sohlen-, Täschner-, Sattlerleder) 6-18 Monate. Die Gerbung in Fässern (Schnellgerbung) wird für flexiblere Lederarten (Fein-, Polster-, Futterleder) bevorzugt. Sie ermöglicht Gerbzeiten von 6-36 Stunden und ein hohes Maß an Rationalisierung durch den Einsatz von hoch konzentrierten pflanzlichen und synthetischen Gerbstoffen.
Zur Gerbung mit mineralischen Gerbstoffen werden wasserlösliche, gerbfähige Salze von Chrom, Aluminium, Zirkonium, Titan und Eisen eingesetzt. Die Chromgerbung mit den dreiwertigen Chromgerbstoffen ist die am häufigsten gewählte Gerbart und gestattet die größte Vielfalt an Kombinationen (Nachgerbung). Die Blößen müssen durch eine saure Salzlösung, den Pickel, vorbehandelt werden. Die eigentliche Chromgerbung in rotierenden Fässern dauert rd. 5-8 Stunden und wird durch die Veränderung des pH-Wertes mit milden Alkalien (»Abstumpfen«) und der Temperatur gesteuert. Die chromgegerbten Leder kommen häufig ungetrocknet als Halbfabrikate (englisch wet blue) in den Handel; sie sind geschmeidig, fest, haltbar und temperaturbeständig.
Die Gerbung mit Aluminiumsalzen (Aluminiumgerbung) ergibt ein weißes Leder und wird deshalb auch als Weißgerbung bezeichnet. Die alte Glacégerbung für Handschuhleder erfolgt mit Alaun, Kochsalz, Eigelb, Weizenmehl und wenig Wasser. Moderne Aluminiumgerbstoffe werden wie Chrom nach einem sauren Pickel eingesetzt und durch Abstumpfen in ihrer Gerbaktivität gesteuert. Auch Aluminiumgerbstoffe eignen sich für Kombinationsgerbungen und besonders für Pelzgerbungen; Gerbstoffe aus Zirkonium-, Titan- und Eisensalzen werden selten allein zur Gerbung eingesetzt. In Kombinationen können sie die Gerbung erleichtern oder dem Leder besondere Eigenschaften vermitteln.
Die Gerbung mit Fettgerbstoffen liefert besonders weiche und saugfähige Leder (Sämisch-, Fensterleder). Neben Tran werden auch synthetische Fette (Paraffinsulfochloride) eingesetzt. Diese Fette werden ohne Zusatz von Wasser in die vorbereiteten Blößen im Fass oder in der Kurbelwalke eingewalkt, bis die Blößen kein Fett mehr aufnehmen können. Nach der Gerbung muss der ungebundene Überschuss an Fettgerbstoffen ausgewaschen werden.
Die Gerbung mit synthetischen Gerbstoffen ergänzt die drei übrigen Gerbverfahren in Kombinationen, um ganz bestimmte Ledereigenschaften zu erreichen. Die synthetische Gerbstoffe wirken in der Vorgerbung beschleunigend auf die nachfolgende Hauptgerbung. In Kombination verbessern sie Gleichmäßigkeit, Lederfarbe, Fülle und Weichheit der Leder. In der Nachgerbung dienen sie besonders der Fülle, der weiteren Bearbeitbarkeit und der besseren Bindung der Hauptgerbstoffe und der Farbstoffe.
Die Gerbung in Fässern, Gerbmischern oder -maschinen aus Holz oder Edelstahl kann auch programmgesteuert mit automatischen Kontrollen erfolgen.
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Gẹr|bung, die; -, -en: das Gerben.
Universal-Lexikon. 2012.