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1. [lat. granum = Korn] sehr kleines Apothekergewicht (meist etwa 65 mg):
Ü er bewältigte die Aufgabe, ohne ein G. (eine Spur, ein bisschen) seiner Sicherheit zu verlieren;
darin ist/liegt ein G. Wahrheit (daran ist etwas Wahres).
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I Gran
[von lateinisch granum »Korn«] das, -(e)s/-e, altes deutsches Massemaß von der Schwere eines Pfefferkorns; 1 Gran entsprach als Apotheker- und Medizinalgewicht regional unterschiedlich zwischen 60,9 mg (Preußen, Sachsen, Mecklenburg) und 72,9 mg (Österreich), als Edelmetall- und Juwelengewicht - meist als Grän bezeichnet - 1/12 Karat bei Gold (= 16,66 mg) und etwa ¼ Karat bei Edelsteinen und Perlen (etwa 50 mg).
Gran,
1) ungarisch Esztergom ['ɛstɛrgom], Stadt im Bezirk Komárom-Esztergom, Ungarn, an der Donau (Grenze zur Slowakischen Republik), 29 800 Einwohner; katholischer Erzbischofssitz; Museen; Fremdenverkehr; seit 1950 auch Industrieansiedlungen: Maschinen- und Gerätebau, chemische und Textilindustrie, Kfz-Werk.
In die Kathedrale (1822-56) wurden Ausstattungsstücke von zwei Vorgängerbauten (11. und 12./13. Jahrhundert) eingebaut, so die Bakócz-Kapelle von einem Florentiner Meister (zwischen 1506 und 1510) mit dem Marmoraltar von A. Ferrucci da Fiesole (1519). Die Schatzkammer der Kathedrale beherbergt eine der reichsten Sammlungen sakraler Kunst des 9.-19. Jahrhunderts in Ungarn. Die Burg wurde 1172-96 erbaut, mehrfach erweitert, umgebaut und befestigt; die Räume, 1605 von den Türken mit Erde aufgeschüttet, wurden ab 1935 freigelegt und teilweise rekonstruiert. Gut erhalten ist die im Übergang von der Romanik zur Gotik errichtete Burgkapelle vom Ende des 12. Jahrhunderts. Im ehemaligen Erzbischöflichen Palais unterhalb des Burgberges befindet sich das Christliche Museum (Keresztény Múzeum) mit bedeutenden Sammlungen u. a. ungarischer und früher italienischer Renaissancemalerei. In der Wasserstädter Pfarrkirche, der ehemaligen Jesuitenkirche (1728-38, Türme 18./19. Jahrhundert), Altarbild von M. Altomonte. Am ehemaligen Marktplatz stehen neben dem arkadengeschmückten Rathaus (um 1770) restaurierte Häuser des 18. und 19. Jahrhundert
Gran, eine der ältesten Städte Ungarns, entstand an der Stelle des von den Römern auf einer hier früher existierenden keltischen Siedlung gegründeten Militärlagers Solva; im 5. Jahrhundert Residenz Attilas. Im 11.-13. Jahrhundert war Gran Hauptstadt der frühen Arpadenkönige; Stephan I., der Heilige, der 970 in Gran geboren und in Gran (Weihnachten 1000) gekrönt wurde, gründete das Erzbistum Gran (um 1000). Obwohl die Mongolen bei der Belagerung und Zerstörung Grans (1242) die Burg nicht einnehmen konnten, verlegte Béla IV. die königliche Residenz nach Buda (1247). Im 15. Jahrhundert war Gran Mittelpunkt der ungarischen Renaissance und des Humanismus; 1543-95 und 1605-83 osmanisch, wurde es 1708 königliche Freistadt. Der Erzbischof von Gran, seit dem 13. Jahrhundert Primas, seit 1715 Fürstprimas von Ungarn, residierte während der Türkenzeit und bis 1820 im slowakischen Trnava (Tyrnau).
2) die, slowakisch Hrọn, ungarisch Garam ['gɔrɔm], linker Nebenfluss der Donau in der Slowakischen Republik, 284 km lang, entspringt in der Niederen Tatra und mündet gegenüber der Stadt Gran.
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Gran, das; -[e]s, -e <aber: 20 Gran> [1: lat. granum = Korn; 2: frz. grain, 1↑Grain] (früher): 1. sehr kleines Apothekergewicht (meist etwa 65 mg): Ü sie hat bei der Kur kein G. (kein bisschen, überhaupt nicht) abgenommen; er bewältigte die Aufgabe, ohne ein G. (eine Spur, ein bisschen) seiner Sicherheit zu verlieren; darin ist/liegt ein G. Wahrheit (daran ist etwas Wahres); dass er keinen Funken Anstand im Leibe habe oder kein G. Vernunft (M. Walser, Seelenarbeit 271); er fühlt sich berufen, diesem Jammertal ein G. Lebensqualität zurückzugeben (Spiegel 38, 1976, 172). 2. ↑Grän.
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Universal-Lexikon. 2012.