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Heldenepos
Hẹl|den|epos 〈n.; -, -e|pen; Lit.〉 stark erweiterte Form des Heldenliedes

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Hẹl|den|epos, das (Literaturwiss.):
epische Dichtung des Mittelalters, die Stoffe u. Gestalten der Heldenlieder aufgreift u. durch breite Schilderung, Einschiebung von Episoden u. Ä. erweitert.

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Heldenepos,
 
Großform der Heldendichtung, in bewusster dichterischer Gestaltung durch Erweiterung und Ausschmückung aus dem viel kürzeren Heldenlied geschaffen. Die Verfassungen bleiben meist ungenannt und bedienen sich oft erzählerischer Mittel der älteren mündlichen Heldendichtung. Der früheren Ansicht, das Heldenepos sei aus additiver Verknüpfung episodischer Einzellieder hervorgegangen, widerspricht die Tatsache, dass in den ältesten überlieferten Heldenliedern keine Episoden, sondern jeweils vollständige Fabeln gestaltet sind. Der Gattungsunterschied liegt demnach v. a. im Stil: epische Breite gegenüber liedhafter Knappheit.
 
Ältestes Heldenepos der Weltliteratur ist das babylonische »Gilgamesch-Epos«. Die altindischen Epen »Mahabharata« und »Ramayana« sind Werke von fast enzyklopädischem Charakter. Die unter dem Namen Homer überlieferten Epen »Ilias« und »Odyssee« wurden die Vorbilder für eine umfangreiche hellenistische und römische (Vergil, Statius) und überhaupt die ganze neuzeitliche Kunstepik (Epos). Die lateinischen Epen regten im Frühmittelalter die Episierung germanischer Heldenlieder an, in lateinischer Sprache und in Hexametern (»Waltharius«), in England auch in der Volkssprache (»Beowulf«). Heldenepik in größerem Umfang ist im mittelalterlichen Europa allerdings erst seit den Kreuzzügen nachweisbar, in Frankreich seit dem 11. Jahrhundert, in Deutschland seit dem Ende des 12. Jahrhunderts. Sowohl das französische Heldenepos des Hochmittelalters, die Chanson de Geste (Geste), als auch das deutsche Heldenepos setzen sich nach Stoff, Form, Vortragsweise, Überlieferung und Ethos vom etwa gleichzeitigen höfischen Epos deutlich ab: sie beschränken sich auf die alten, letztlich geschichtliche Heldensagenstoffe und verwenden strophische Formen (die altfranzösische Laissenstrophe; die mittelhochdeutschen Langzeilenstrophen im Gegensatz zum Reimpaar der höfischen Epik); sie sind möglicherweise gesungen worden. Wie alle älteren Formen der Heldendichtung sind Heldenepen anonym und meist in Sammelhandschriften (z. B. die deutsche »Heldenbücher«) überliefert; sie sind Ereignisdichtung (das höfische Epos ist in erster Linie Problemdichtung) und neigen zu einer realistischen, oft tragischen Weltsicht, wohingegen die höfische Epik märchenhafte und utopische Tendenzen zeigt.
 
Literatur: Heldendichtung.

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Hẹl|den|epos, das (Literaturw.): epische Dichtung des Mittelalters, die Stoffe u. Gestalten der Heldenlieder aufgreift u. durch breite Schilderung, Einschiebung von Episoden u. Ä. erweitert.

Universal-Lexikon. 2012.