Hẹl|den|lied 〈n. 12; Lit.〉 in lockeren Strophen im Stabreim abgefasste german. Geschichte eines Helden (5.-8. Jh.); Sy Heldengedicht
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Hẹl|den|lied, das (Literaturwiss.):
strophische, im Stabreim abgefasste, episch-balladeske Dichtung (der germanischen Völker des 5. bis 8. Jahrhunderts), deren Stoff der germanischen Heldensage entnommen ist.
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Heldenlied,
die knappere und ältere Variante der Heldendichtung (gegenüber dem umfangreicheren Heldenepos). Das Heldenlied konzentriert sich auf die Höhepunkte einer Handlung und kennt nur wenige aktive Personen. Es ist mündliche Dichtung; in dieser seiner einfachsten Form, zum Teil noch bis ins 20. Jahrhundert, bei den Serben und Bulgaren, in Albanien, in Teilen Russlands (Byline), in Finnland und in den baltischen Ländern, bei asiatischen und afrikanischen Stämmen und Völkern zahlreich nachweisbar, hat es noch keinen festen Text; seine metrische Form ist anspruchslos, charakteristisch sind Figuren der Wiederholung und des Gleichlaufs aller Art. Heldenlieder können in dieser Form anonym über Jahrhunderte hinweg überliefert werden und von Gruppe zu Gruppe (z. B. von Stamm zu Stamm) wandern.
Von diesen in vielen Weltteilen nachweisbaren »rhapsodischen« Heldenliedern unterscheiden sich die aus dem europäischen Mittelalter erhaltenen Denkmäler germanischer Heldendichtung, deren Stoffe in die Zeit der germanischen Völkerwanderung zurückverweisen. Sie scheinen einen jüngeren, höher entwickelten Typus des Heldenlieds zu repräsentieren. Im Einzelnen handelt es sich um das althochdeutsche »Hildebrandslied« (überliefert Anfang des 9. Jahrhunderts), das altenglische »Finnsburglied« (8. Jahrhundert, erhalten lediglich in einer Druckfassung des 18. Jahrhunderts) und die altnordischen Heldenlieder der »Edda« (13. Jahrhundert) sowie diesen verwandte Sprachdenkmäler. In ihnen finden sich neben 18 Liedern süd- beziehungsweise ostgermanische Stoffes (v. a. die Lieder um Siegfrieds [Sigurds] Tod und den Burgundenuntergang; dazu ein Wielandlied, ein Lied von Ermanarichs Tod, das Lied von der Hunnenschlacht und »Hildebrands Sterbelied«, die beiden letzten nur bruchstückhaft überliefert) auch Heldenlieder mit skandinavischen Stoffen (die drei Helgi-Lieder). Diese Heldenlieder sind durchweg sehr individuelle Gestaltungen des jeweiligen Stoffes. Sie müssen also von vornherein einen relativ festen Text gehabt haben, der trotz jahrhundertelanger mündlichen Überlieferung stellenweise noch in den späten erhaltenen Liedfassungen greifbar wird. Ihre metrische Form ist der Stabreimvers. Es ist fraglich, ob diese »klassische« Form des Heldenlieds bereits für die Völkerwanderungszeit anzusetzen und als Form germanischer Heldenlieddichtung schlechthin zu erklären ist; noch das althochdeutsche »Hildebrandslied«, das älteste der erhaltenen Lieder, erfüllt die formalen Ansprüche, wie sie die Lieder der »Edda« erkennen lassen, nur unzureichend. - Die echten Heldenlieder der »Edda« kommen mit ihrer episch-dramatischen Gestaltungsweise dem international belegten Typus des Heldenlieds am nächsten. Bei einem größeren Teil der »Edda«-Lieder liegen dagegen eher lyrische Gestaltungen einzelner Themen und Motive aus der Heldendichtung vor. Ähnliches gilt für die Situations- und Episodenlieder. Deshalb werden diese Lieder in der Forschung entstehungsgeschichtlich mit den deutschen und dänischen Heldenballaden des Hochmittelalters in Verbindung gebracht. (Ballade, Folkevise)
Literatur: Heldendichtung.
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Hẹl|den|lied, das (Literaturw.): strophische, im Stabreim abgefasste, episch-balladeske Dichtung (der germanischen Völker des 5. bis 8. Jahrhunderts), deren Stoff der germanischen Heldensage entnommen ist.
Universal-Lexikon. 2012.