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Napster
I
Napster,
 
eine von Shawn Fanning gegründete, zunächst nicht kostenpflichtige Internettauschbörse für Musikdateien im Format MP3. Das gleichnamige Unternehmen hat seinen Sitz in Redwood City, Kalifornien (USA).
 
Fannings grundlegende Idee war es, MP3-Dateien nicht auf einem zentralen Server abzulegen und zugänglich zu machen, sondern eine Plattform zu entwickeln, mit der dezentral (auf einem Anwenderrechner) abgelegte Daten suchbar gemacht und auf einen anderen Anwender-Rechner übertragen werden können (File Sharing). Napster legt dazu einen umfangreichen zentralen Index aller Stücke und Nutzer an, die Dateien werden dann direkt unter den Nutzern ausgetauscht. Damit handelt es sich bei Napster um die Implementierung eines Peer-to-Peer-Netzwerks.
 
Napster tauchte erstmals im Mai 1999 im Internet auf und wurde zu der sich am schnellsten verbreitenden Software-Anwendung aller Zeiten. Der Austausch von MP3-Dateien wurde mit schließlich rund 56 Millionen registrierten Nutzern zu einem Massenphänomen. Schon sehr bald klagte der Dachverband der amerikanischen Plattenindustrie gegen Napster und erwirkte eine einstweilige Verfügung wegen Beihilfe zum Urheberrechtsverstoß; viele Musiker sahen in Napster aber die Gelegenheit, ihre Stücke ohne die Plattenindustrie zu verbreiten. Der Mediengigant Bertelsmann (BMG) entdeckte in Napster ein neuartiges Vertriebsmodell und kaufte sich im Oktober 2000 in Napster ein, weitere Firmen schlossen sich an.
 
Im Februar 2001 urteilte ein US-Bundesgericht, dass urheberrechtlich geschützte Dateien nicht mehr über Napster getauscht werden dürfen. Napster änderte daraufhin seine Such-Software, um solche Stücke anhand eines »digitalen Wasserzeichens« zu erkennen und aus der Tauschbörse auszuschließen - mit der Folge, dass fast keine Musikstücke zum Tauschen mehr angeboten werden konnten. Für Sommer 2001 kündigte Napster ein neues Geschäftsmodell an: Nur eingetragene zahlende Mitglieder sollten Musiktitel laden können, durch die Beteiligung von Bertelsmann würde sichergestellt, dass auch urheberrechtlich geschützte Stücke (aus dem Hause BMG) getauscht werden könnten. Im Oktober 2001 wurde der Start der entsprechenden Software auf das erste Quartal 2002 verschoben.
 
Die Zukunft von Napster ist ungeklärt. Ob sich das Modell einer Vermarktung von Musikstücken gegen eine monatliche Grundgebühr oder gegen einen Kostenbeitrag pro übertragenem Titel durchsetzen wird, ist noch nicht abzusehen. Von Napster abgesehen, existieren weiterhin andere kostenlose Tauschdienste wie BearShare, LimeWire oder Audiogalaxy, die auf dem dezentralen Netzwerk Gnutella aufsetzen. Hier gibt es keinen zentralen Index über die zu tauschenden Stücke und damit keinen zentralen Server zur Zuweisung von Adressen, sodass sie durch das Napster-Urteil nicht betroffen sind. Bei diesen Börsen ist es jedoch schwierig, einen kompletten Überblick über die angebotenen Stücke zu bekommen.
 
II
Napster
 
['næpstə ], amerikanische Internet-Musiktauschbörse, gegründet 1999 von Shawn Fanning (* 1981) und benannt nach dessen Spitznamen in der Highschool. Unter der Internetadresse www.napster.com konnten Internetnutzer kostenlos auf MP3-Format komprimierte Musikdateien miteinander, gleichsam »von Kumpel zu Kumpel« (englisch Peer-to-peer, abgekürzt P2P) tauschen. Das Unternehmen stellte die Software zur Verfügung. Im Juli 2000 wurde die Firma, die sich über Werbeeinnahmen finanzierte, u. a. von der Rockband »Metallica« und dem Branchenverband der großen amerikanischen Musikunternehmen (RIAA) verklagt. Der Verband warf Napster vor, den Umsatz von musikalischen Raubkopien zu fördern. Die Zahl der Nutzer wurde auf 37 Mio. geschätzt, der Schaden für die Musikindustrie auf 300 Mio. US-Dollar beziffert.
 
Ende 2000 vereinbarte die Bertelsmann Music Group (BMG) eine Zusammenarbeit (»strategische Allianz«) mit Napster, im April 2002 übernahm der deutsche Konzern die Vermögenswerte der amerikanischen Firma. Es ist geplant, Napster (seit Sommer 2001 offline) als kommerzielle Musikplattform mit Abonnenten-Service neu zu starten; über Lizenzvereinbarungen mit großen Musikkonzernen wird verhandelt.

Universal-Lexikon. 2012.