Lọ̈ss 〈m. 1〉 kalkhaltiger Lehmstaub als Ablagerung von Eiszeitwinden; oV Löß [wahrscheinlich zu alem. lösch „locker“]
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Lọ̈ss, Löß [wahrscheinlich zu alemannisch lösch = locker], der; -es, -e: gelbes, poröses, feinteiliges Sediment aus kalk-, ton- u. sandhaltigem Quarzstaub.
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Lọ̈ss , Löß, der; -es, -e [1823 gepr. von dem dt. Geologen C. C. von Leonhard (1779–1862), wahrsch. zu alemann. lösch = locker, zu ↑ 1los] (Geol.):
[größtenteils in der Eiszeit vom Wind zusammengetragene] stark kalkhaltige, gelbliche, poröse Ablagerung.
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Lọ̈ss,
auch Löß [von dem Geologen C. C. von Leonhard, * 1779, ✝ 1862, 1823 geprägt, wahrscheinlich zu alemannisch lösch »locker«], aus Trocken- oder Kältewüsten ausgewehtes Sediment: gelbbraun, locker, mehlfein (Korngröße 0,01 bis 0,005 mm), besteht aus durchschnittlich 60-70 % Quarz, 10-30 % Kalk (bildet bei der Diagenese Rinden um die Quarz- u. a. Mineralkörner), 10-20 % Tonerdesilikaten (Feldspäte, Glimmer u. a.). Der Löss ist meist schichtungslos, von feinen senkrechten Kalkröhrchen (ehemalige Wurzeln der den Lössstaub auffangenden Pflanzen der Tundren und Steppen) durchsetzt und auch wegen der hohen Porosität und Wasseraufnahmefähigkeit sehr standfest; bei der Abtragung (auch durch den Menschen: z. B. Hohlwege) bilden sich daher oft tief eingeschnittene Lössschluchten. Durch Umlagerung, besonders an Hängen, entsteht der geschichtete Schwemmlöss, im Übergang zum Flugsand der gröbere Sandlöss, bei Wechsellagerung mit Flugsand sandstreifiger Löss.
Löss bedeckt etwa 10 % der Landoberfläche der Erde. Der in Europa, Nord- und Südamerika, Südsibirien und der Ukraine verbreitete Löss ist während der pleistozänen Kaltzeiten durch Auswehung aus Moränen, Sander- und Schotterflächen, Hochflutablagerungen und periglazialen Frostschuttgebieten entstanden (in der Pampa Südamerikas aber überwiegend interglazial) und umgibt gürtelartig die damals vergletscherten Räume; er reicht in Mitteleuropa (besonders am Nordrand der deutschen Mittelgebirgsschwelle und im Randbereich von Rhein, Donau und Elbe) bis in 400 m, in den Karpaten bis in 600 m über dem Meeresspiegel und ist meist unter 10 m mächtig (im Kaiserstuhl bis zu 40 m). Bildungsbedingungen und Datierung ergeben sich auch aus der im Löss enthaltenen Fauna (v. a. Landschnecken, aber auch Reste von Moschusochsen, Rentieren, Nagetieren u. a.) sowie Artefakten und Skelettresten des Menschen. Unter den veränderten nacheiszeitlichen Klimaverhältnissen sind die oberen Zonen der Lössablagerungen entkalkt und zu braunem Lösslehm verwittert, der Kalk ist in tieferen Partien in unregelmäßigen Konkretionen, den Lösskindeln (Lösspuppen), wieder ausgeschieden worden. In tieferen Zonen auftretende Verlehmungshorizonte (Leimenhorizonte) zeigen ältere, interglaziale Bodenbildungsvorgänge an.
Im Gegensatz zu diesen fossilen Lössen geht in Nordafrika, auf Grönland und Island, besonders aber in Ostasien die Lössablagerung noch heute vor sich. Der aus den innerasiatischen Wüsten seit Ende des Tertiärs nach Nordchina transportierte Staub (Gelbe Erde) ist hier durchschnittlich 30-80 m, maximal 250-400 m mächtig (dann zum Teil Flusstransport beteiligt) und reicht im Osten bis in 200-300 m, im Westen bis in 2 000 m über dem Meeresspiegel. Hier zeigt der Löss auch keine Verwitterungszonen.
Die auf Löss entstandenen Böden sind je nach den klimatischen u. a. Gegebenheiten unterschiedlich entwickelt, in Mitteleuropa meist Parabraunerde; den höchsten ackerbaulichen Wert haben die Tschernoseme.
M. Pécsi u. G. Richter: Löß, Herkunft - Gliederung - Landschaften, in: Ztschr. für Geomorphologie, Suppl.-Bd. 98 (1996).
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Universal-Lexikon. 2012.