Wa|ter|gate-Af|fä|re 〈[wɔ:tə(r)gɛıt-] f. 19; unz.; 1972 in den USA〉 Korruptionsaffäre, innenpolit. Skandal, der zum Rücktritt des Präsidenten Richard Nixon führte; Sy 〈kurz〉 Watergate [nach dem Watergate Building, dem Sitz der Demokratischen Partei, in dem während des Wahlkampfes Abhörgeräte installiert wurden]
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Watergate-Affäre
['wɔːtəgeɪt-], nach einem Büro- und Hotelgebäudekomplex in Washington (D. C.) benannter politischer Skandal in den USA, der das Vertrauen der amerikanischen Gesellschaft in ihr politisches System schwer erschütterte; ausgelöst durch den während des Präsidentschaftswahlkampfs 1972 vom Komitee für die Wiederwahl Präsident R. Nixons veranlassten und v. a. von den Reportern der Washington Post Robert (Bob) Woodward (* 1943) und Carl Bernstein (* 1944) aufgedeckten Einbruch (17. 6.) in das Hauptquartier des demokratischen Kandidaten G. McGovern in den Watergate-Appartements zur Anbringung von Abhörgeräten. Im Zuge der Aufklärung des Vorfalls, die zunächst bei den Bundesjustizbehörden, ab Februar 1973 auch bei einem Senatsausschuss unter Vorsitz des Demokraten Samuel James Ervin (* 1896, ✝ 1985) lag und zum Rücktritt erheblich belasteter engster Mitarbeiter des Präsidenten führte, wurde Nixon der Anstiftung und Mitwisserschaft bei der Vertuschung der Angelegenheit beschuldigt. Im April 1973 veranlasste Nixon, der eine persönliche Verstrickung bestritt, eine Untersuchung der Watergate-Affäre durch einen Sonderermittler. Nachdem bekannt geworden war, dass sämtliche Gespräche im Amtszimmer des Präsidenten auf versteckten Tonbändern mitgeschnitten worden waren, forderten das Ervin-Komitee und der Sonderermittler Archibald Cox (* 1912) am 23. 7. 1973, die Aufzeichnungen von Gesprächen Nixons mit seinen Mitarbeitern herauszugeben. In dem sich entspinnenden verfassungsrechtlichen Streit um die Verpflichtung des Präsidenten zur Herausgabe der Bänder wurde Cox von Nixon am 20. 10. 1973 entlassen, was heftige Proteste in der Öffentlichkeit auslöste. Nach Bekanntwerden weiterer illegaler Aktivitäten des Weißen Hauses im Verlauf der gegen engste Mitarbeiter Nixons wegen Behinderung der Aufklärung der Watergate-Affäre angestrengten Verfahren vor dem Bundesbezirksgericht, die am 1. 3. 1974 mit Verurteilungen endeten und bei denen Nixon als Mittäter bezeichnet wurde, leitete der Kongress ein Verfahren zur Amtsenthebung des Präsidenten (Impeachment) ein. Am 24. 7. 1974 ordnete der Supreme Court die Herausgabe aller Tonbänder an, nachdem die bis dahin vom Weißen Haus freigegebenen Bänder und Abschriften keine klaren Schlüsse über die aktive Beteiligung Nixons an der Verschleierung des Vorfalls zugelassen hatten. Mit großer Mehrheit stimmte der Rechtsausschuss des Repräsentantenhauses auf seiner Sitzung vom 27. bis 30. 7. 1974 für die Anklageerhebung zur Amtsenthebung. Um dieser zuvorzukommen, trat Nixon, dessen persönliche Verantwortung für die Vertuschungsaktion am 5. 8. eindeutig belegt worden war, auf Drängen von Parteifreunden am 9. 8. 1974 als erster Präsident der USA von seinem Amt zurück. Die umstrittene Begnadigung durch seinen Nachfolger G. Ford bewahrte Nixon vor einer Strafverfolgung. Die Watergate-Affäre, die durch die Offenbarung von krimineller Energie und Machtmissbrauch im Weißen Haus eine politische Vertrauenskrise auslöste, schädigte besonders das Ansehen der Republikanischen Partei, die sich erst mit der Wahl R. Reagans zum Präsidenten (1980) von der Watergate-Affäre erholte. Andererseits gelang es dem Kongress in der Auseinandersetzung um die Watergate-Affäre, seine Position im Kompetenzkonflikt mit dem Präsidenten zu stärken.
M. Schudson: Watergate in American memory (ebd. 1992).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Vereinigte Staaten von Amerika: Die innere Entwicklung von Roosevelt bis Clinton
Universal-Lexikon. 2012.