Ohr|schmuck, der:
am Ohr zu tragender Schmuck.
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Ohrschmuck,
im Ohrläppchen (das für die Befestigung durchstochen wird), seltener an einem Kettchen um das Ohr gelegter, in jüngerer Zeit auch mit Klemmen befestigter (Clips), meist paarweise getragener Schmuck sehr unterschiedlicher Form (Ringe, Gehänge, Ohrknöpfe).
Schon in der präkeramischen Phase der Jungsteinzeit waren Ohrpflöcke und -knöpfe in Vorderasien und Ägypten üblich, seit der Bandkeramik war Ohrschmuck ähnliche Form auch in Mitteleuropa verbreitet. Im ausgehenden Neolithikum und in der frühen Bronzezeit benutzte man einfache Ringe aus Kupfer. Die minoische und mykenische Kultur entwickelten einen ringförmigen Ohrschmuck, in Griechenland verbanden sich ein sichelförmiger Haupttyp und eine Scheibe jeweils mit angefügten Anhängern; auch Spiralen sind bezeugt. Die Ohrringe der hellenistischen Zeit endeten auch in stilisierten Tier- oder Menschenköpfen. Die Römer nahmen die Ringform auf und verwendeten daneben Halbkugeln sowie (seit dem 2. Jahrhundert) gefasste Steine mit einem tropfenförmigen Stein als Anhänger. Die Völkerwanderungszeit kannte zahlreiche künstlerisch gestaltete Formen.
Im Mittelalter spielte, soweit Bildquellen und Funde ein Urteil zulassen, der Ohrschmuck keine wesentliche Rolle. Im 16. Jahrhundert wurde er wieder häufiger getragen. In der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts war eine birnenförmige Perle üblich, die nach 1650 von edelsteinbesetzten Gehängen abgelöst wurde. Im 18. Jahrhundert erfreuten sich Schleifen mit Anhängern großer Beliebtheit, um 1800 kam die ringförmig geschlossene Form der Antike wieder in Mode. Die Abhängigkeit des Ohrschmucks von der Haartracht zeigte sich besonders im Wechsel der Moden des 19. Jahrhunderts - Im Spätmittelalter begannen auch die europäischen Männer, Ohrschmuck zu tragen (später v. a. im Biedermeier). Bei bestimmten Berufsgruppen (Zimmer-, Seeleute) hielt sich diese Sitte länger. Der Ohrschmuck war auch Teil alpenländischer Trachten.
Viele außereuropäische Völker tragen oder trugen als Ohrschmuck Scheiben, Pflöcke, Ringe oder Gehänge aus Weichtierschalen, Zähnen, Horn, Holz, Blättern, Ton oder Metallen in (manchmal übermäßig ausgeweiteten) Durchbohrungen des Ohrläppchens, seltener des oberen Ohrrandes.
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Ohr|schmuck, der: am Ohr zu tragender Schmuck.
Universal-Lexikon. 2012.