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greifen
ins Leben rufen; aufbauen; etablieren; durchsetzen; einrichten; gründen; konstituieren; grapschen (umgangssprachlich); grabschen (umgangssprachlich); fassen; erwischen; ergreifen; packen (umgangssprachlich); festnehmen; arripieren (veraltet); verhaften; ertappen; (jemandes) habhaft werden; fangen; schnappen (umgangssprachlich); am Schlaffitchen zu fassen kriegen (umgangssprachlich); aufgreifen

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grei|fen ['grai̮fn̩], griff, gegriffen:
1. <tr.; hat ergreifen [und festhalten]:
einen Bleistift, [sich] einen Stock greifen; etwas mit der Hand greifen.
Syn.: anfassen, erfassen, fassen, packen.
Zus.: herausgreifen, hineingreifen, hingreifen.
2. <tr.; hat (einen Flüchtigen, Straffälligen) fassen und festnehmen:
der Dieb, Ausbrecher wurde gegriffen.
Syn.: aufgreifen, beim Wickel kriegen (ugs.), ergreifen, fangen, festsetzen, gefangen nehmen, schnappen (ugs.), verhaften.
3. <itr.; hat die Hand in eine bestimmte Richtung führen [um jmdn., etwas zu ergreifen, etwas an sich zu nehmen]:
das Baby greift mit der Hand nach dem Spielzeug; in den Korb greifen, um einen Apfel herauszuholen.
Syn.: langen.
4. (bes. Technik) fest aufliegen, einrasten o. Ä., sodass ein bestimmter Vorgang richtig vonstattengeht:
auf dem Eis griffen die Räder nicht; das Zahnrad greift nicht richtig.

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grei|fen 〈V. 158; hat
I 〈V. tr.〉
1. etwas \greifen
1.1 mit der Hand od. einem Werkzeug nehmen, fassen, erfassen, packen
1.2 〈a. fig.〉 erreichen, berühren
2. jmdn. \greifen gefangen nehmen
● einen Akkord \greifen 〈Mus.〉 anschlagen; die Polizei hat den Dieb schon gegriffen; ich kann keine Oktave \greifen umspannen; diese Ansicht hat allgemein Platz gegriffen 〈fig.〉 hat sich behauptet, durchgesetzt ● die Handlung des Stückes ist aus dem Leben gegriffen lebensecht; etwas mit der Hand, einer Zange \greifen; die feindliche Stimmung im Saal war mit Händen zu \greifen 〈fig.〉
II 〈V. intr.〉
1. 〈Tech.〉 einrasten, Halt finden
2. 〈fig.〉 Erfolg haben, Wirkung zeigen (Maßnahme, Therapie)
3. (sich od. jmdm.) irgendwohin \greifen an eine best. Stelle fassen
4. nach etwas \greifen nach etwas langen, es mit den Händen zu erreichen suchen
5. um sich \greifen sich rasch ausbreiten
6. zu etwas \greifen
6.1 etwas zur Hand nehmen
6.2 〈fig.〉 etwas zu Hilfe nehmen, verwenden
● der Bagger, der Pflug, die Zange greift nicht; die Räder des Wagens greifen nicht (z. B. bei Glatteis) sie haben keine Reibung; die Reformen beginnen zu \greifen greifen 〈fig.〉 zeigen Wirkung ● das ist zu hoch gegriffen 〈fig.〉 in der Größe, im Wert zu hoch geschätzt; mit dieser Zahl hast du zu niedrig gegriffen zu wenig geschätzt ● sich an den Kopf, an die Stirn \greifen (weil man etwas nicht fassen kann); das Lied greift ans Herz 〈fig.〉 es rührt mich; seine Hände griffen ins Leere, in die Luft er fand keinen Halt; in die Saiten \greifen 〈poet.〉 zu spielen beginnen (auf einem Saiteninstrument); in die Tasten \greifen 〈poet.〉 Klavier spielen; er greift gern nach, zu einem guten Buch er liest es gern; nach der Waffe \greifen; das Feuer, die Infektionskrankheit, die Seuche griff rasch um sich; ich musste zum Äußersten \greifen scharfe Maßnahmen treffen, ein letztes Mittel anwenden; schließlich musste ich zu einer List \greifen eine List anwenden; wir müssen zu strengeren Maßnahmen \greifen; ich muss zu einem anderen Mittel \greifen, um ...; zu den Waffen \greifen zu kämpfen beginnen; zum Wanderstab \greifen auf Wanderschaft gehen
III 〈V. refl.; umg.〉
1. sich etwas \greifen etwas rasch od. wahllos an sich nehmen
2. sich jmdn. \greifen jmdn. abfangen od. zu sich bestellen, um ihn zurechtzuweisen
● ich werde ihn mir schon \greifen!
[<ahd. grifan, got. greipan; zu idg. *ghrib-;Griff, Grippe, Grips]

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grei|fen <st. V.; hat [mhd. grīfen, ahd. grīfan, gemeingerm. Verb]:
1. ergreifen, [in die Hand] nehmen, packen:
einen Stein g.;
etw. mit der Zange g.;
ich griff (nahm) mir noch ein Stück Kuchen;
zum Greifen nah[e] (nicht mehr in weiter Ferne, sondern ganz nah: die Berge waren am Abend zum G. nah; der Erfolg schien zum G. nah[e]).
2. fangen, fassen; gefangen nehmen:
einen Dieb g.;
Ü den werde ich mir mal g. (ugs.; stellen, um ihn zu rügen).
3. (geh.) in bestimmter Absicht, zu einem bestimmten Tun ergreifen:
die Sekretärin griff zum Block;
zur Zigarette g. (rauchen);
zur Feder g. (zu schreiben anfangen, schriftstellerisch tätig werden);
abends greift sie gern zu einem Buch (liest sie gern);
Ü zu einer fragwürdigen Methode, zu schärferen Mitteln, zum Äußersten g. (Zuflucht nehmen);
zur Selbsthilfe g.
4.
a) die Hand nach jmdm., etw. ausstrecken [um ihn, es zu ergreifen]:
nach dem Glas, nach seinem Hut g.;
das Kind greift Hilfe suchend nach der Hand der Mutter;
sie wollte sich festhalten, aber ihre Hand griff ins Leere (sie fand keinen Halt);
der Betrunkene hatte ihr ins Steuer gegriffen und damit den Unfall verursacht;
Ü nach der Macht, Krone g. (die Macht, Königsherrschaft anstreben);
hinter sich g. müssen (Ballspiele Jargon; als Torwart ein Tor hinnehmen müssen);
um sich g. (sich ausbreiten: das Feuer, eine Unsitte greift um sich; die Epidemie griff rasch um sich);
b) die Hand nach etw. ausstrecken, um es zu berühren:
an seine Mütze g.;
sie griff sich an die Stirn, an den Kopf;
er griff ihr an den Busen, unter den Rock;
diese traurige Geschichte greift ihr ans Herz (geh.; geht ihr nahe, rührt sie).
5. (durch Bewegungen der Hand auf einem Musikinstrument) zum Erklingen bringen:
einen Akkord [auf der Gitarre, auf dem Klavier] g.;
ihre Hand ist gerade groß genug, um eine Oktave zu g. (zu umspannen).
6. (bes. Technik) fest aufliegen, einrasten o. Ä., sodass ein bestimmter Vorgang richtig vonstattengeht; genügend Reibungswiderstand haben:
auf der vereisten Fahrbahn griffen die Räder nicht;
das Zahnrad greift nicht mehr richtig.
7. Wirkung zeigen:
diese Methoden greifen nicht mehr.
8. <nur im 2. Part.> schätzen, veranschlagen:
diese Zahl ist sehr hoch, zu niedrig gegriffen.

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Greifen,
 
das pommersche Herzogshaus. Als erster Vertreter des ursprünglich westslawischen Fürstengeschlechts, das wahrscheinlich aus den Teilfürsten um Belgard-Kolberg hervorgegangen ist, erscheint Wartislaw I. (✝ wohl um 1135). Seit der Annahme des Christentums verschwägerten er und seine Nachfolger sich mit deutschen Fürstenfamilien. Der Greif als Wappentier ist zuerst auf einem Siegel Bogislaws II. (* um 1178, ✝ 1220) nachweisbar (1214). Bedeutendster Spross war Bogislaw X. Mit Bogislaw XIV. starben die Greifen 1637 im Mannesstamm aus. (Pommern, Geschichte)
 
Literatur:
 
M. Wehrmann: Genealogie des pommerschen Herzoghauses (1937).

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grei|fen <st. V.; hat [mhd. grīfen, ahd. grīfan, gemeingerm. Verb (vgl. got. greipan, aengl. grīpan]: 1. ergreifen, [in die Hand] nehmen, packen: einen Stein g.; Arlecq griff einen Wassereimer, ging zur Pumpe (Fries, Weg 106); etw. mit der Zange g.; Ich stand auf, griff mir die ... Leier, die an der Wand aufgehängt war (Hagelstange, Spielball 228); Da verschwindet der Besitzer ... hinter einem Vorhang, greift sich etwas aus dem Lagerraum (Grass, Blechtrommel 651); ich griff (nahm) mir noch ein Stück Kuchen; *zum Greifen nah[e] (nicht mehr in weiter Ferne, sondern ganz nah): die Berge waren am Abend zum G. nah; der Erfolg schien zum G. nah[e]. 2. fangen, fassen; gefangen nehmen: einen Dieb g.; Als die Gestapo am nächsten Tag ... vorfuhr, ... war seine Reaktion offenbar ganz spontan: nur nicht sich g. lassen (Dönhoff, Ostpreußen 141); Mit 13 haben die mich zum ersten Mal gegriffen (Degener, Heimsuchung 147); den werde ich mir mal g. (ugs.; stellen, um ihn zu rügen); <subst.:> die Kinder spielen Greifen (landsch.; Fangen). 3. (geh.) in bestimmter Absicht, zu einem bestimmten Tun ergreifen: Er ... steckte den Kugelschreiber ein und griff zum Skizzenblock (H. Gerlach, Demission 24); zur Zigarette g. (rauchen); abends greift sie gern zu einem Buch (liest sie gern); zur Feder g. (zu schreiben anfangen, schriftstellerisch tätig werden); Ü so greifen wir denn ... zum Äußersten (Hildesheimer, Legenden 148); zu einer fragwürdigen Methode g. (Zuflucht nehmen); Der Staat griff zu immer schärferen Mitteln (Mehnert, Sowjetmensch 55); Da ... keine Schreibkraft frei war, musste ich zur Selbsthilfe g. (Weber, Tote 150); Er griff zu Scherzen und zum Plauderton (Woche 8. 1. 99, 15); Doch statt klar zu sagen, dass die »Auferstehung« nur eine Interpretation ist, greift man weiter zu erbärmlichen Ausflüchten (Woche 28. 3. 97, 32). 4. a) die Hand nach jmdm., etw. ausstrecken [um ihn, es zu ergreifen]: nach dem Glas, nach seinem Hut g.; das Kind greift Hilfe suchend nach der Hand der Mutter; wie arm die Leute sind ..., wie gierig sie nach dem Trinkgeld greifen (Schwaiger, Wie kommt 122); Als es endlich so weit ist, greift er hastig nach dem Mikrofon (Woche 14. 11. 97, 3); sie wollte sich festhalten, aber ihre Hand griff ins Leere (sie fand keinen Halt); der Betrunkene hatte ihm ins Steuer gegriffen und damit den Unfall verursacht; Ü nach der Macht, Krone g. (die Macht, Königsherrschaft anstreben); *hinter sich g. müssen (Ballspiele Jargon; den Ball nicht halten können, als Torwart ein Tor hinnehmen müssen): der Torwart musste zweimal hinter sich g.; um sich g. (sich ausbreiten): das Feuer greift um sich; Eine ... Unsitte hat in den letzten Jahren um sich gegriffen ... (Gruhl, Planet 101); dass nunmehr auch die Auffassung um sich griff, der Mensch werde ... nicht in den Garten Eden ... zurückkehren (Fest, Im Gegenlicht 169); die Epidemie griff rasch um sich; b) die Hand nach etw. ausstrecken, um es zu berühren: an seine Mütze g.; sie griff sich an die Stirn (als Zeichen der Begriffsstutzigkeit); in Frühlokalen hatte sie herumgesessen, wo ihr die Besoffenen an die Bluse griffen (Sommer, Und keiner 374); Kollegen greifen ihnen an den Busen oder unter den Rock (Spiegel 22, 1996, 112); Ü diese öffentlichen Beschimpfungen griffen an seine Ehre (geh.; tasteten seine Ehre an); diese traurige Geschichte greift ihr ans Herz (geh.; geht ihr nahe, rührt sie). 5. (durch Bewegungen der Hand auf einem Musikinstrument) zum Erklingen bringen: einen Akkord [auf der Gitarre, auf dem Klavier] g.; ihre Hand ist gerade groß genug, um eine Oktave zu g. (zu umspannen). 6. (bes. Technik) fest aufliegen, einrasten o. Ä., sodass ein bestimmter Vorgang richtig vonstatten geht; genügend Reibungswiderstand haben: auf dem vereisten Boden griffen die Räder nicht; das Zahnrad greift nicht mehr richtig; wobei auf dem feuchten Papier die Bleistifte nicht mehr recht griffen (Handke, Niemandsbucht 817); Ü diese Methoden greifen nicht mehr (wirken nicht mehr); wenn die Umstellung der forstlichen Wirtschaftsweise hin zu einem naturnahen Waldbestand erst einmal greift (natur 10, 1995, 36); Chronische Verdauungsprobleme, Hauterkrankungen, Allergien oder Rückenschmerzen ... seien »eine Domäne der Naturheilverfahren. Die greifen oft besser als die Schulmedizin« (Woche 4. 4. 97, 22); 7. <nur in einer zusammengesetzten Zeitform> schätzen, veranschlagen: diese Zahl ist sehr, ist zu niedrig gegriffen; das Auto ist hoch gegriffen noch 2000 Mark wert; Ü die Parallele ist keineswegs zu hoch gegriffen (nicht übertrieben; keineswegs abwegig).

Universal-Lexikon. 2012.