charismatische Bewegung
[ç-], innerhalb des Protestantismus entstandene Glaubensbewegung, die die urchristlichen Gnadengaben wie Zungenreden, Prophetie und Krankenheilung in den Kirchen wieder zur Geltung bringen will. Sie geht auf den Einfluss der Pfingstbewegung zurück und hat ihren Ursprung in Van Nuys (Kalifornien), wo der Pfarrer der Episcopal Church Dennis Bennett 1960 das Erlebnis einer geistlichen Erweckung hatte, das er seiner Gemeinde als »Geistestaufe« beschrieb, die er zusammen mit der Gabe des Zungenredens erhalten habe. In der Folge breitete sich die Bewegung - die Struktur einzelner, sich zum gemeinsamen Bibellesen und Gebet versammelnder Gruppen ausbildend - bald über die USA hinaus innerhalb der anglikanischen, lutherischen, reformierten und methodistischen Kirchen aus; seit 1966 auch in der katholischen Kirche. In Deutschland ist sie seit 1963 bekannt. Durch Handauflegung in einer Gebetsversammlung empfangen die Gläubigen die von Zungenreden begleitete Geistestaufe. Theologisch gehört die charismatische Bewegung zur evangelikalen Richtung. Sie verzichtet im Unterschied zur Pfingstbewegung auf die Bildung eigener Gemeinden und versteht sich als vom Heiligen Geist geleitete charismatische Erneuerung des geistlichen Lebens innerhalb der einzelnen Kirchen. Trotz der Gefahr spiritualistischer Übersteigerung besteht ihre ökumenische Bedeutung darin, dass durch sie als die einzelnen christlichen Konfessionen übergreifende Glaubensbewegung ein die Grenzen kirchlicher Hierarchie und Tradition überspringender Diskurs über die biblischen Grundlagen der Lehre vom Heiligen Geist entsteht. - Zu den freien charismatischen Bewegungen außerhalb der großen Kirchen Pfingstbewegung.
H. D. Reimer: Wenn der Geist in der Kirche wirken will. Ein Vierteljahrhundert c. B. (1987);
Experiences of the spirit, hg. v. J. A. B. Jongeneel (1991);
T. Kern: Schwärmer, Träumer & Propheten? Charismat. Gemeinschaften unter der Lupe (1998);
Universal-Lexikon. 2012.