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Pfingstbewegung
Pfịngst|be|we|gung, die (Rel.):
ekstatisch-religiöse Bewegung, die die höchste Stufe christlichen Lebens im Empfangen des Heiligen Geistes sieht (z. B. Jesus-People-Bewegung).

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Pfingstbewegung,
 
Sammelbezeichnung für verschiedene aus der amerikanischen Heiligungsbewegung des 19. Jahrhunderts entstandene christliche Gemeinschaften. Der Name Pfingstbewegung hat seinen Ursprung in der von ihren ersten Anhängern (Pfingstlern) erwarteten erneuten (endzeitlichen) Ausgießung des Heiligen Geistes nach dem Vorbild der Geistausgießung am Pfingsttag (Apostelgeschichte 2, 1 ff.). Die »Geisttaufe« bildet im pfingstlerischen Verständnis die dritte geistliche Erfahrung nach »Bekehrung« und »Heiligung« und wird mit verschiedenen »Geistesgaben« verbunden (Zungenrede [Glossolalie], Prophetie, Krankenheilungen). Allen Pfingstlern gemeinsam sind besonders ein von der buchstäblichen Unfehlbarkeit der Bibel ausgehendes Bibelverständnis, spontane Gebetspraxis, ekstatische Frömmigkeitsformen und ein mit dem Gebot der Heiligung des Alltags begründeter moralischer Rigorismus.
 
Durch die von ihren Anhängern in besonders starker Weise empfundene Berufung zur Mission ist die Pfingstbewegung heute der am stärksten wachsende Zweig des Christentums geworden. Ausgehend von einer Erweckung in einer Gebetsversammlung des farbigen Bischofs William J. Seymour (* 1870, ✝ 1922) in Los Angeles (Calif.) 1906 breitete sich die ursprüngliche sozialkritische Bewegung v. a. unter der sozial bedrängten Bevölkerung Lateinamerikas (heute v. a. in Brasilien und Guatemala vertreten) aus, aber auch in Afrika und in Asien (besonders in Süd-Korea), wo sich zahlreiche unabhängige Pfingstkirchen bildeten. Die traditionellen (»klassischen«) Pfingstkirchen entstanden in den USA und in Europa (besonders in Skandinavien, Deutschland und Italien). Neben sie sind in der Folge zahlreiche unabhängige Pfingstkirchen und neupfingstlerische (neopentekostale) Gruppen getreten. In Ost- und Südosteuropa (Sowjetunion, Rumänien) fasste die Pfingstbewegung Anfang der 1920er-Jahre Fuß sowie erneut nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Staatsordnungen (1989/90). In Deutschland wurde die Pfingstbewegung zuerst innerhalb der Gemeinschaftsbewegung (»Gnadauer Pfingstkonferenz«) wirksam, führte 1909 zu deren Spaltung (»Berliner Erklärung«) und organisierte sich danach als selbstständige religiöse Bewegung neben den Kirchen in mehreren unabhängigen Zusammenschlüssen, wie dem »Christlichen Gemeinschaftsverband Mülheim/Ruhr« (2000: rd. 3 200 Mitglieder in 70 Gemeinden), dem »Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden« (rd. 32 000 Mitglieder in über 500 Gemeinden) und der »Volksmission entschiedener Christen« (rd. 3 700 Mitglieder), der »Gemeinde Gottes« (Church of God) und der »Apostolischen Kirche - Urchristlichen Mission« (rd. 700 Mitglieder) sowie in zahlreichen Einzelgemeinden und Missionswerken. - Dachverband der Pfingstkirchen in der Schweiz (insgesamt über 10 500 Mitglieder) ist seit 1974 der »Bund Pfingstlicher Freikirchen in der Schweiz«.
 
Weltweit werden der Pfingstbewegung etwa 250 Mio., der in ihren Wurzeln von der Pfingstbewegung beeinflussten charismatische Bewegung rd. 170 Mio. Christen zugerechnet. Auf innerpfingstlicher ökumenischer Ebene finden seit 1947 alle drei Jahre Weltpfingstkonferenzen statt. Eine Mitgliedschaft im Ökumenischen Rat der Kirchen lehnen die meisten Pfingstkirchen jedoch ab.
 
Literatur:
 
Die Pfingstkirchen, hg. v. W. J. Hollenweger (1971);
 G. U. Kliewer: Das neue Volk der Pfingstler. Religion, Unterentwicklung u. sozialer Wandel in Lateinamerika (Bern 1975);
 
Dictionary of Pentecostal and charismatic movements, hg. v. S. M. Burgess u. a. (Grand Rapids, Mich., 1988);
 
Hb. religiöse Gemeinschaften, hg. v. H. Reller u. a. (41993);
 F. Stepper: Die Gesch. der charismat. Bewegung (1995);
 W. J. Hollenweger: Charismat. -pfingstl. Christentum. Herkunft, Situation, ökumen. Chancen (a. d. Engl., 1997);
 P. Schmidgall: 90 Jahre deutsche P. (1997).
 
Weitere Literatur: charismatische Bewegung

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Pfịngst|be|we|gung, die (Rel.): ekstatisch-religiöse Bewegung, die die höchste Stufe christlichen Lebens im Empfangen des Heiligen Geistes sieht (z. B. Jesus-People-Bewegung).

Universal-Lexikon. 2012.