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Innozenz
Ịnnozenz,
 
Päpste:
 
 1) Ịnnozenz I. (402-417), ✝ Rom 12. 3. 417; wohl Sohn seines Vorgängers Anastasius I.; arbeitete am Ausbau des römischen Primats in der Gesamtkirche, forderte die Ausrichtung der abendländischen Kirchendisziplin nach römischem Vorbild und beanspruchte die oberste Lehrentscheidung. - Heiliger (Tag: 28. 7.).
 
 2) Ịnnozenz II. (1130-43), früher Gregor Papareschi [-'rɛski], * Rom, ✝ ebenda 24. 9. 1143; formal unrechtmäßig von der Kardinalsminderheit gegen Papst Anaklet II. gewählt; floh nach Frankreich und konnte sich durch die Unterstützung Bernhards von Clairvaux durchsetzen. Durch König Lothar III. nach Rom zurückgeführt (Kaiserkrönung 1133), musste Innozenz nach Abzug des Kaisers erneut fliehen. Nach dem Tod Anaklets II. (1138) beendete das 2. Laterankonzil 1139 endgültig das Schisma.
 
Literatur:
 
F.-J. Schmale: Studien zum Schisma des Jahres 1130 (1961).
 
 3) Ịnnozenz (III.), Gegenpapst (1179/80), früher Lạndo von Sẹzze; 1180 von Papst Alexander III. im Kloster La Cava bei Salerno inhaftiert.
 
 4) Ịnnozenz III. (1198-1216), früher Lothar Graf von Segni ['sɛȖi], * Anagni 1160 oder 1161, ✝ Perugia 16. 7. 1216; theologische, v. a. kanonistische Studien in Paris und Bologna. Innozenz führte das mittelalterliche Papsttum auf den Gipfel seiner weltlichen Macht. Er erreichte die Unabhängigkeit der päpstlichen Hauptstadt Rom und des (unter ihm erweiterten) Kirchenstaates sowie die Oberhoheit über Sizilien. 1202-04 führte er den 4. Kreuzzug. Er griff in den deutschen Thronstreit ein und krönte 1209 Otto IV. von Braunschweig zum Kaiser. Diplomat. Geschick zeigte Innozenz auch im Umgang mit der sozial-religiösen Bewegung seiner Zeit, indem er neue Orden (Humiliaten, Franziskaner u. a.), die die Ketzerbewegung auffangen sollten, bestätigte und förderte. Innerkirchlich zeigte sich ferner seine Führungsstellung durch berühmte Rechtsentscheide (Dekretalen) und durch die Reform der Kurie und des Welt- und Ordensklerus. Die Grundlegung des kanonischen Inquisitionsprozesses durch Innozenz führte zu der von ihm gewollten Verschärfung der Inquisition. Höhepunkt und Ausklang seines Pontifikats wurde das 4. Laterankonzil (1215).
 
Literatur:
 
F. Kempf: Papsttum u. Kaisertum bei I. III. (Rom 1954);
 H. Zimmermann: Papstabsetzungen des MA. (Graz 1968);
 H. Roscher: Papst I. III. u. die Kreuzzüge (1969);
 M. Laufs: Politik u. Recht bei I. III. (1980).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
staufisches Kaisertum gegen universales Papsttum: Herren der ganzen Christenheit?
 
Kreuzzüge: Mit Feuer und Schwert gegen die Heiden
 
 5) Ịnnozenz IV. (1243-54), früher Sinibald Fieschi ['fi̯eski], * Genua um 1195, ✝ Neapel 7. 12. 1254; hervorragender Jurist; 1227 Kardinal; führte einen harten und rücksichtslosen Kampf gegen Kaiser Friedrich II. und alle Staufer; floh 1244 nach Lyon und berief dort 1245 das 1. Konzil von Lyon ein; ab 1250 wieder in Italien; entwickelte Pläne zur Missionierung der Mongolen und förderte die Christianisierung der Ostseeländer.
 
 6) Ịnnozenz V. (1276), früher Pierre de Tarantaise ['pjɛːr də tarã'tɛːz], * Champagny (bei Courchevel) um 1225, ✝ Rom 22. 6. 1276; Dominikaner; sah seine Hauptaufgabe als Papst in Unionsverhandlungen mit Byzanz. - Seliger (Tag: 22. 6.).
 
 7) Ịnnozenz VI. (1352-62), früher Étienne Aubert [e'ti̯ɛn o'bɛːr], * Monts (bei Beyssac, Département Corrèze), ✝ Avignon 12. 9. 1362; drang auf innerkirchliche Reformen und ließ die Inquisition streng gegen Spiritualen und Fratizellen vorgehen; ließ 1355 Karl IV. in Rom krönen.
 
 8) Ịnnozenz VII. (1404-06), früher Cosimo Migliorati [miʎo'rati], * Sulmona um 1336, ✝ Rom 6. 11. 1406; lehnte im Abendländischen Schisma die Einigungsvorschläge Benedikts XIII. ab; musste vor den Römern nach Viterbo fliehen und König Ladislaus von Neapel (* 1376, ✝ 1414) die Herrschaft in Rom überlassen.
 
 9) Ịnnozenz VIII. (1484-92), früher Giovạnni Battịsta Cibo [dʒo-, 'tʃibo], * Genua 1432, ✝ Rom 25. 7. 1492. Unter ihm herrschten an der Kurie Nepotismus und Korruption; seine Hexenbulle »Summis desiderantes« vom 5. 12. 1484 förderte Hexenwahn und Hexenprozesse; verurteilte 1486 Thesen von G. Pico della Mirandola.
 
 10) Ịnnozenz IX. (1591), früher Giovạnni Antonio Facchinetti [dʒo-, faki'neti], * Bologna 20. 7. 1519, ✝ Rom 30. 12. 1591; Patriarch von Jerusalem, 1583 Kardinal; wurde v. a. gewählt, um die Lösung aus der Abhängigkeit von König Philipp II. von Spanien vorzubereiten.
 
 11) Ịnnozenz X. (1644-55), früher Giambattịsta Pamfili [dʒam-], * Rom 6. 5. 1574, ✝ ebenda 7. 1. 1655; protestierte 1648 gegen die die kirchlichen Rechte verletzenden Bestimmungen des Westfälischen Friedens und verurteilte 1653 fünf Sätze des C. Jansen; Förderer der Künste.
 
 12) Ịnnozenz XI. (1676-89), früher Benedẹtto Odescạlchi [-ki], * Como 19. 5. 1611, ✝ Rom 12. 8. 1689; verurteilte den Laxismus verschiedener Jesuiten und den Quietismus des M. de Molinos; missbilligte die Hugenottenverfolgung durch Ludwig XIV. nach Aufhebung des Edikts von Nantes 1685; unterstützte 1683 zur Abwehr der Türkengefahr die österreichischen und polnischen Truppen mit etwa anderthalb Millionen Gulden und initiierte die Heilige Liga von 1684, die er ebenfalls mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützte (Türkenkriege). - Seliger (Tag: 12. 8.).
 
 13) Ịnnozenz XII. (1691-1700), früher Antonio Pignatẹlli [piɲa-], * bei Spinazzola (Provinz Bari) 13. 3. 1615, ✝ Rom 27. 9. 1700. Streng geistlich gesinnt, setzte er Reformen im Kirchenstaat durch und erließ 1692 gegen den bis dahin an der Kurie oft vorherrschenden Nepotismus die Bulle »Romanum decet Pontificem«. In den Gnadenstreitigkeiten wandte er sich gegen Quietismus, Jansenismus und Probabilismus.
 
 14) Ịnnozenz XIII. (1721-24), früher Michelangelo dei Cọnti [mike'landʒelo-], * Poli (bei Palestrina) 13. 5. 1655, ✝ Rom 7. 3. 1724; Nuntius in Luzern und Lissabon, 1706 Kardinal; belehnte 1722 Kaiser Karl VI. mit Neapel-Sizilien; lehnte den Jansenismus ab und verlangte von den Jesuiten im Ritenstreit Beachtung der päpstlichen Dekrete.
 

Universal-Lexikon. 2012.