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Af|fi|ni|tät 〈f. 20; unz.〉
1. Neigung zur Verbindung, Annäherung, Fühlungnahme, Wesensverwandtschaft
2. Verwandtschaft durch Heiratsschwägerschaft
3. 〈Geom.〉 Verwandtschaft zw. einem ebenen Bild u. dessen Abbildung auf eine andere Ebene durch Parallelprojektion
4. 〈Chem.〉 chem. Verwandtschaft, Kraft, sich mit Atomen od. Gruppen von Atomen zu verbinden
● er hat eine starke \Affinität zu Italien [→ affin]
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Af|fi|ni|tät [lat. affinitas = Verwandtschaft]: die Fähigkeit eines stofflichen Systems, sich mit einem anderen spezifisch zu vereinigen (z. B. Enzym/Substrat, Antikörper/Antigen, Hormon/Rezeptor etc., vgl. Affinitätschromatographie). In der Chemie versteht man unter A. (Reaktionsaffinität, Formelzeichen: A) die Neigung eines chem. Stoffes, sich mit einem anderen unter Verbindungsbildung umzusetzen; die Triebkraft der Reaktion ist die freie ↑ Reaktionsenthalpie.
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1. Wesensverwandtschaft, Ähnlichkeit u. dadurch bedingte Anziehung:
zu jmdm., etw. eine A. haben, fühlen.
2.
a) (Chemie) Neigung von Atomen od. Atomgruppen, sich miteinander zu vereinigen bzw. sich umzusetzen;
b) (Geom.)↑ affine (2) Abbildung.
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I Affinität
die, -/-en,
2) Chemie: Reaktionsaffinität, Maß für das Bestreben zweier Stoffe, miteinander zu reagieren; auch Bezeichnung für diese »chemische Triebkraft«, die zur Verbindung chemischer Elemente und Moleküle zu neuen Stoffen führt. Nach J. H. van t'Hoff ist die Affinität einer Reaktion die auf dem Weg über einen Gleichgewichtszustand erreichbare maximale Nutzarbeit, also die Änderung der freien Energie bei isotherm-isochorer beziehungsweise der freien Enthalpie bei isotherm-isobarer Reaktionsführung.
3) Gartenbau: Verträglichkeit zwischen zwei Veredlungspartnern.
4) Mathematik: affine Abbildung, geometrische »Verwandtschaft« zweier Figuren, die durch Parallelprojektion ineinander übergeführt werden können. Die Affinität wird definiert als geometrische Abbildung, die Punkte auf Punkte, Geraden auf Geraden und Ebenen auf Ebenen abbildet, wobei Parallelität und Streckenverhältnisse erhalten bleiben und algebraische Kurven in algebraische Kurven gleicher Ordnung (z. B. Kegelschnitte in Kegelschnitte) übergehen. Sonderfälle sind u. a.: die Achsenaffinität, die Scherung, die Ähnlichkeitsabbildungen (Ähnlichkeit), die Kollineation und die Bewegungen. Die affine Geometrie ist die durch die Affinität charakterisierte Geometrie in affinen Räumen (Raum), wobei die Teilverhältnisse je dreier auf einer Geraden liegender Punkte invariant sind.
5) Ökologie: gemeinsames Auftreten von Arten in einer Biozönose aufgrund ähnlicher Umweltansprüche, z. B. die gemeinsame Nutzung eines Umweltfaktors (Nahrung, abiotische Faktoren).
6) Sprachwissenschaft: Ähnlichkeit zwischen genetisch nichtverwandten Sprachen, die u. a. durch sprachliche Interferenz entsteht.
7) Zytologie: Neigung zum Zusammenschluss von Molekülen oder Zellen untereinander und an extrazellulären Strukturen. Affinität ist vermutlich eine Mitursache der Gestaltbewegungen in der embryonalen Entwicklung.
Affinität,
in der Sozialpsychologie von W. Hellpach die Anziehung, die Menschen aufeinander ausüben. Eine affine Beziehung kann durch die leiblich-seelische Gesamterscheinung oder aber durch Einzelmerkmale des Mitmenschen (z. B. ein gewinnendes Lächeln) ausgelöst werden; im ersten Fall spricht man von holotroper, im zweiten Fall von monotroper Affinität.
Affinität,
in der Charakterologie von P. Lersch die Verwandtschaft von Charaktereigenschaften. Nach Lersch sind beispielsweise Strebertum und Hartherzigkeit wesensverwandt oder »affin«.
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Af|fi|ni|tät, die; -, -en [lat. affinitas, zu ↑affin]: 1. Wesensverwandtschaft, Ähnlichkeit u. dadurch bedingte Anziehung: zu jmdm., etw. A. fühlen; dass der Chef möglicherweise eine A. zu den Damen hatte, die ... in den Boulevardblättern inserieren (Prodöhl, Tod 255); der Kontrast - und die A. - zwischen der amerikanischen Nachkriegsjugend und meiner eigenen europäischen Generation (K. Mann, Wendepunkt 186). 2. a) (Chemie) Neigung von Atomen od. Atomgruppen, sich miteinander zu vereinigen bzw. sich umzusetzen; b) (Geom.) affine (2) Abbildung; c) (Gartenbau) Zueinanderpassen von Edelreis u. Unterlage beim Pfropfen; d) (Textilw.) Aufnahmevermögen eines Faserstoffs für Farbstoffe u. Ausrüstungsmittel.
Universal-Lexikon. 2012.