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Cremona
I
Cremona,
 
1) Hauptstadt der Provinz Cremona, Lombardei, Italien, am linken Ufer des Po unterhalb der Addamündung, 73 300 Einwohner; Bischofssitz; Theater, Museen; Landmaschinen- und Textilindustrie, Erdgasförderung, Erdölraffinerie, Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen; Lebensmittel- und Musikinstrumentenmesse; Verkehrsknotenpunkt.
 
Stadtbild:
 
Zahlreiche Kirchen und Paläste des Mittelalters und der Renaissance erhalten. Im Zentrum die Piazza del Comune mit Dom (1190 geweiht); Fassade aus rotem und weißem Marmor mit Vorhalle des 14. Jahrhunderts und Giebel von 1501; Portalfiguren aus der Werkstatt des Wiligelmus von Modena; 111 m hoher Glockenturm (»Torrazzo«, Ende 13. Jahrhundert), oktogonales romanisches Baptisterium (1160), Loggia dei Militi (1292) und Palazzo del Comune (Rathaus, 13. Jahrhundert). Weitere Kirchen u. a. San Michele (7. Jahrhundert, im 12./13. Jahrhundert erneuert, im 17./18. Jahrhundert verändert), San Agostino (Mitte 14. Jahrhundert, im 16. Jahrhundert umgestaltet), am Stadtrand die Basilika San Sigismondo (unter F. Sforza 1463 erbaut, im 16./17. Jahrhundert umgestaltet). Stadtmuseum im Palazzo Affaitati (1561).
 
Geschichte:
 
Cremona wurde 218 v. Chr. im Gebiet der gallischen Cenomanen als römische Kolonie gegründet. Seit 603 unter der Herrschaft der Langobarden, seit dem 9. Jahrhundert unter der der Bischöfe; im 12. Jahrhundert freie Kommune, die im Kampf gegen Mailand mit Friedrich I. Barbarossa verbündet war und auch im 13. Jahrhundert auf der Seite der Ghibellinen stand. 1334 ging die Stadt in den Besitz der Visconti, 1450 in den der Sforza über und blieb seitdem fast ununterbrochen mit dem Schicksal Mailands verbunden. - Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war die Terrakottenindustrie, vom 16. bis 18. Jahrhundert der Geigenbau berühmt (Museo Stradivariano).
 
 
 2) Provinz in der Lombardei, Italien, 1 771 km2, 331 100 Einwohner.
 
II
Cremona,
 
Luigi, italienischer Mathematiker, * Pavia 7. 12. 1838, ✝ Rom 10. 6. 1903; zunächst Lehrer in Cremona und Mailand, dann Professor in Bologna (1860-65), Mailand und (seit 1873) Rom; dort auch Direktor der Ingenieurschule; reorganisierte v. a. als Unterrichtsminister (1898) das technische Schulwesen in Italien. Seine bedeutendsten wissenschaftlichen Leistungen betrafen die projektive Geometrie, die Theorie der birationalen Abbildungen sowie besonders die von ihm begründete und an den technischen Hochschulen eingeführte grafische Statik (mit dem nach ihm benannten Kräfteplan als wichtigem Hilfsmittel) und Fachwerktheorie. Außerdem befasste er sich mit algebraischen Kurven und Flächen (v. a. mit Raumkurven und Regelflächen) sowie mit der Polarentheorie.
 
Werke: Corso di statica grafica (1867); Elementi di geometria proiettiva (1873); Elementi di calcolo grafico (1874).
 
Ausgabe: Opere matematiche, 3 Bände (1914-17).
 

Universal-Lexikon. 2012.