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Visconti
I
Viscọnti
 
[v-], lombardische Adelsfamilie, seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. Ottone Visconti (* 1207, ✝ 1295), seit 1262 Erzbischof von Mailand, besiegte als Führer der Ghibellinen 1277 bei Desio die von den Della Torre geführten Guelfen und begründete die Stadtherrschaft (Signoria) über Mailand. Seine Nachfolger dehnten im 14. Jahrhundert die Herrschaft über die Lombardei und fast ganz Oberitalien aus. Seit 1395 waren sie durch Giangaleazzo Visconti im Besitz des Herzogtitels; die Hauptlinie der Viscontis erlosch 1447 mit seinem Sohn Filippo Maria Visconti (* 1392, ✝ 1447, Herzog seit 1412), dessen Tochter Bianca Maria (* um 1424, ✝ 1468) seit 1441 mit Francesco Sforza verheiratet war; dieser trat 1450 das Erbe der Viscontis in Mailand an. - Bedeutendster Vertreter:
 
Giangaleazzo (Gian Galeazzo) Visconti, Herzog von Mailand (seit 1395), * Pavia 16. 10. 1351, ✝ Melegnano 3. 9. 1402; vereinigte 1385 den zerstreuten Familienbesitz und wurde durch erfolgreiche Eroberungspolitik Herr über weite Teile Ober- und Mittelitaliens (u. a. Einnahme von Perugia, Assisi, Siena, Pisa und Bologna). König Wenzel erhob ihn 1395 zum Reichsfürsten und ersten Herzog von Mailand, 1396 zum Grafen von Pavia und 1397 zum Herzog der Lombardei. Er plante ein italienisches Gesamtkönigtum, starb jedoch, bevor er sein Vorhaben verwirklichen konnte.
 
Literatur:
 
F. Cognasso: I V. (Mailand 21972).
 
II
Viscọnti
 
[v- ],
 
 1) [viskɔ̃'ti], Louis Tullius, eigentlich Ludovico Tullio Giacchino Visconti, französischer Architekt italienischer Herkunft, * Rom 11. 2. 1791, ✝ Paris 29. 12. 1853; Schüler von C. Percier, tätig in der staatlichen Bauverwaltung. Er schuf Pläne zum Grabmal Napoleons I. im Invalidendom sowie für Brunnenanlagen in Paris und war leitender Architekt des neuen Louvre (Baubeginn 1852; von H. M. Lefuel fortgesetzt).
 
 2) Luchino, italienischer Film- und Theaterregisseur, * Mailand 2. 11. 1906, ✝ Rom 17. 3. 1976; aus aristrokratischer Familie; war Assistent von J. Renoir; zunächst Vertreter des sozialkritischen Neorealismus, schuf dann kunstvolle Beschwörungen der Vergangenheit.
 
 
Filme: Ossessione - Von Liebe besessen (1942); Die Erde bebt (1948); Bellissima (1951); Sehnsucht (Senso, 1954); Weiße Nächte (1957); Rocco und seine Brüder (1960); Der Leopard (1962); Sandra (1964); Der Fremde (1967); Die Verdammten (1968); Tod in Venedig (1970); Ludwig II. (1972); Gewalt und Leidenschaft (1974); L'Innocente - Die Unschuld (1976).
 
Literatur:
 
G. Servadio: L. V., a biography (New York 1983);
 A. Sanzio u. P.-L. Thirard: L. V., cinéaste (Paris 1984);
 
L. V., Beitrr. v. K. Geitel (41985);
 L. Schifano: L. V. (a. d. Frz., 1988).

Universal-Lexikon. 2012.