Der Gute Hirte
Das Bild des Hirten wird in der Bibel, besonders im Alten Testament, sehr häufig gebraucht. Es ist durchaus nicht als Idylle gedacht (zu der es auf bildlichen Darstellungen späterer Zeiten häufig wurde), sondern ist zu verstehen aus der damaligen Kenntnis des Hirtenberufs als einer schweren, oft gefahrvollen Tätigkeit voller Verantwortung. Ohne Hirte war eine Herde verloren. So verband sich mit dem Bild des Hirten die Vorstellung von der gerechten, fürsorglichen Herrschaft. »Hirte« konnte Ehrentitel für Könige und Gottheiten sein. Im Alten Testament wird dieser Titel vorwiegend auf Gott angewendet. Gott wurde damit weniger unter dem Aspekt der Macht und Autorität gesehen als im Hinblick auf seine Bereitschaft zur Fürsorge. Verstärkt erscheint dann gerade dieser Gedanke, gesteigert bis zur Hingabe des Lebens, im Neuen Testament bei der Übertragung des Bildes vom Hirten auf Christus. Die Bezeichnung »der Gute Hirte« für Jesus geht auf das Jesuswort bei Johannes (10, 12) zurück: »Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.« Die Bezeichnung wurde später oft auf den verantwortungsvoll in seiner Gemeinde wirkenden Pfarrer übertragen.
Universal-Lexikon. 2012.