Akademik

Dessoir
Dessoir
 
[dɛs'waːr],
 
 1) Ludwig, Schauspieler, * Posen 15. 12. 1810, ✝ Berlin 30. 12. 1874, Vater von 2); wirkte 1849-72 am Königlichen Schauspielhaus in Berlin; besonders bedeutend in klassischen Rollen dämonisch-leidenschaftlicher Natur (Othello, Richard III.).
 
 2) Max, Philosoph, Psychologe und Mediziner, * Berlin 8. 2. 1867, ✝ Königstein im Taunus 19. 7. 1947, Sohn von 1). Nach Arbeiten zur experimentellen Psychologie, zur Geschichte der Psychologie und zum Hypnotismus wandte Dessoir sich einer kritischen Erforschung okkulter Phänomene zu, für die er 1889 den Ausdruck »Parapsychologie« einführte. Seit 1897 war er in Berlin Professor, ab 1920 Professor für Philosophie und Ästhetik. Dessoir entwickelte eine systematische Ästhetik des Kunstwerks als eines objektiv gestalteten Gebildes. Dabei bezog er die historische Entwicklung und die kulturelle Funktion der Kunst sowie den Schaffensprozess des Künstlers in seine »allgemeine Kunstwissenschaft« ein. Das Ästhetische sah Dessoir in den formalen Verhältnissen, den Wesenszügen des einzelnen Gegenstandes gegründet; die Ästhetik sei als Formenlehre des Schönen von der Kunst zu trennen, da sie auch nichtkünstlerische Gegenstände, etwa in der Natur, behandelt. 1906 begründete Dessoir die »Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kulturwissenschaft«, 1909 die »Gesellschaft für Ästhetik und allgemeine Kulturwissenschaft«.
 
Werke: Geschichte der neueren deutschen Psychologie (1894); Vom Jenseits der Seele (1918); Vom Diesseits der Seele (1923); Buch der Erinnerung (1946); Das Ich, der Traum, der Tod (1947).
 
Herausgeber: Lehrbuch der Philosophie, 2 Bände (1925); Der Okkultismus in Urkunden, 2 Bände (1925).
 
Literatur:
 
L. Herrmann: M. D., Mensch u. Werk (1929).

Universal-Lexikon. 2012.