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Destutt de Tracy
Destutt de Tracy
 
[des'tyt də tra'si], Antoine Louis Claude Graf, französischer Philosoph und Politiker schottischer Abkunft, * Paris 20. 7. 1754, ✝ ebenda 9. 3. 1836; während der Französischen Revolution als Vertreter des Adels Abgeordneter bei den Generalständen, wurde in der Zeit der »Terreur« (am 2. 11. 1793) verhaftet, nach dem Sturz Robespierres jedoch freigelassen. Unter Napoleon I., mit dem es später zum Zerwürfnis kam, war er Senator, während der Restauration wurde er Pair von Frankreich. D. de T. gehörte zu den Hauptvertretern der französischen Ideologen. Er suchte durch seine an É. B. de Condillac anknüpfende sensualistische Lehre von der Vorstellungstätigkeit (»Ideologie«, 1796 von D. de T. geprägt) praktische Regeln für Erziehung, Recht und Staat zu begründen. Die Ideologie stellt für D. de T. einen Teil der Zoologie dar. Alle Bewusstseinsprozesse (Aufmerksamkeit, Urteilen, Gedächtnis, Wille), auch das Denken, beruhen auf Empfindungen und werden auf die Tätigkeit des Nervensystems zurückgeführt. Seine »Ökologie« geht weit über das Wirtschaftliche hinaus und umfasst die gesamte Bedürfnisstruktur des Menschen. Die Ideologie will fundamentale Anthropologie und Wissenschaftstheorie sein und alle Lebensphänomene umfassen. D. de T. begründete die Realität der Außenwelt in der Widerstandserfahrung und wirkte auf Maine de Biran.
 
Werke: Éléments d'idéologie, 5 Bände (1801-15; Nachdruck 1977); Commentaire sur l'esprit des lois de Montesquieu (1817; Nachdruck 1970).
 
Literatur:
 
E. Kennedy: A philosopher in the age of revolution. D. de T. and the origins of »ideology« (Philadelphia, Pa., 1978).
 

Universal-Lexikon. 2012.