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Gelnhausen
Gelnhausen,
 
Stadt im Main-Kinzig-Kreis, Hessen, am Südabfall des Vogelsbergs zur Kinzig, 141 m über dem Meeresspiegel, 21 000 Einwohner; Heimatmuseum; Gummi und Holz verarbeitende Industrie, Herstellung von Sportartikeln, Schildern, Musikinstrumenten; Nukleartechnik; Druckereien; Fremdenverkehr.
 
Stadtbild:
 
Gelnhausen besitzt die besterhaltene der staufischen Pfalzen (1180 im Wesentlichen vollendet, in neuerer Zeit mehrfach restauriert) mit hervorragender Bauornamentik. Die viertürmige Marienkirche, erbaut an der Wende der Romanik zur Gotik (Ende 12./Anfang 13. Jahrhundert), ist von kunsthistorischer Bedeutung; Lettner in der Nachfolge des Naumburger Meisters. Reizvolle Altstadt mit zahlreichen alten Stein- und Fachwerkbauten; Romanisches Haus (um 1185); in der Kuhgasse eines der ältesten erhaltenen Fachwerkhäuser Deutschlands (1351); Peterskirche (Anfang 13. Jahrhundert, erst 1932-38 ausgebaut); ehemalige Synagoge (1736) mit barockem Thoraschrein.
 
Geschichte:
 
Die 1123 erstmals erwähnte Siedlung Gelnhausen kam vor 1170 in den Besitz Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, der 1170 nordwestlich der 1180 fertig gestellten Kaiserpfalz die freie Reichsstadt Gelnhausen anlegen ließ. In der staufischen Reichs- und Hausmachtpolitik nahm die Stadt eine besondere Rolle ein. Sie war Tagungsort der Reichstage von 1180 (lehnsrechtlicher Prozess gegen den abwesenden Herzog Heinrich den Löwen; Gelnhausener Urkunde über die Teilung des sächsischen Stammesherzogtums), 1186 und 1195. Mit dem Niedergang der staufischen Herrschaft verlor Gelnhausen allmählich an Bedeutung. Nach 1326 mehrfach verpfändet, ging es (seit 1435 im Besitz von Kurpfalz und Hanau) 1736/46 an Hessen-Kassel. 1803, endgültig 1816, wurde es Kurhessen eingegliedert. Seine aus staufischer Zeit stammende Reichsfreiheit galt seitdem als erloschen.
 
In Gelnhausen wurden J. J. C. von Grimmelshausen und J. P. Reis geboren.
 

Universal-Lexikon. 2012.